Ich habe mir das Harley Benton Electric Guitar Kit DC Style bestellt, da es mich schon immer in den Fingern juckte, einmal eine Gitarre zuammenzubauen. Spaß am Basteln kam auch noch dazu. Den teilweise negativen Bewertungen bezüglich Passgenauigkeit, unsauberer Holzbohrungen usw. kann ich bei meinem Bausatz nicht zustimmen. Der Korpus war von hervorragender Qualität und der Hals? Ein Traum, welcher für sich allein schon den Preis von 99,- Euro für das gesamte Kit gerechtfertigt hätte. Da laut Beschreibung der Korpus schon grundiert war, um einen Lackauftrag aufbringen zu können, musste ich die Grundierung komplett herunterschleifen, da ich lieber beizen und dann lackieren wollte. Ich hatte vor, Aqua Tütenbeize in Mintgrün zu benutzen. (Ähnlich wie die Farbe bei einer Jaguar) Leider konnte das laut Anleitung des Herstellers nicht funktionieren, da der gewünschte Aqua- Lackauftrag die Farbe der Tütenbeize neutralisieren würde. Daher entschloss ich mich, fertige Mahagony Beize aus der Flasche zu benutzen, welche dann mit dem seidenmatten Aqua Lack kompatibel wäre. Zuerst also die Grundierung mit 120er Schleifpapier abgeschliffen, dann mit 180er mehrmals feingeschliffen. Schleifstaub ordentlich entfernen, Holz mit Schwamm mit warmen Wasser wässern (Nicht zu nass, Schwamm gut ausdrücken) damit sich die Holzporen aufrichten und nach Trocknung noch einmal gründlich mit 180er Schleifpapier glätten. Beize mit speziellem Beizpinsel (Plastikborsteneinfassung, Metalleinfassung würde den Beizton verändern und fleckig werden lassen) auftragen. Nach Trocknung den Wasserlack mit Moltopren- Lackrolle auftragen. Nach weiterer Trocknung mit 240er Schleifpapier LEICHT anschleifen, entstauben und wieder einen Lackauftrag aufbringen. DIese Prozedur habe ich fünf mal mit immer feinerer Schleifung von 400er bis 800er Körnung wiederholt, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Schöner, warmer, rotbrauner Mahagonifarbton, seidenmatt. Den Hals habe ich naturbelassen, das ergibt zum Body einen coolen Kontrast.
Nun ging es an den Zusammenbau. Als erstes habe ich die seitlich leider etwas überstehenden, scharfkantigen Bünde abgeschliffen, poliert, sowie das sehr trockene Griffbrett geölt und die Mechaniken angebracht. Die beigefügte Bedienungsanleitung ist leider etwas spartanisch. Für Neulinge erschließt sich die Anordnung der Potis nicht und die Farben der Kabel hätten auch besser farbig dargestellt sein sollen. Positiv für jene, welche nicht löten können/ wollen, sind natürlich die Steckverbindungen. Die Schrauben aller Größen sind zusammen in eine Tüte gepackt, daher Rätselraten, welche wohin kommt- also Vorsicht walten lassen. Sie sind nicht die allerbeste Qualität, ist natürlich auch dem Preis des Kits geschuldet. Bei mir haben alle Bohrlöcher gepasst, so dass der Zusammenbau flott vonstatten ging. Auch der Hals und die Halsaussparung hatten eine
100 % ige Passgenauigkeit. Die mitgelieferten "Saiten"? Naja! Ich habe sie für den ersten Test erstmal aufgezogen, fühlen sich an wie die Drähte aus Oma`s Eierschneider. Für den Zusammenbau brauchte ich ca. 1,5 Stunden bei vernünftiger Mucke und 2 Pott Kaffee.
Die Pickups sind natürlich keine der bekannten Marken, aber sie klingen für den Preis nicht mal schlecht und mit einigen Bodentretern lässt sich da klanglich auch noch einiges rausholen. Kleine Einstellarbeiten waren hier bezüglich der Höhe noch vorzunehmen. Die Saiten werde ich auf jeden Fall austauschen. die sind einfach nur Schrott. Saitenlage ließ sich gut nach meinem Gusto einstellen, so dass die DC sehr gut zu bespielen ist.
Alles in Allem habe ich mehr Zeit mit der Holzbearbeitung (Grundierung abschleifen, Beizen, 5 mal lackieren, Trocknungszeit abwarten, jeweils danach schleifen) verbracht, als mit dem Zusammenbau.
Wer also noch eine Beschäftigung für lange Winterabende sucht, sollte hier zugreifen. Mir jedenfalls hat diese Aktion einen Riesenspaß gemacht und das Ergebnis ist besser als erwartet.