Seit geraumer Zeit sorgt die sich langsam zu einem der interessantesten Gear-Developer entwickelnde, amerikanische Firma 1010Music mit innovativen Stand-Alone-Geräten für einiges Aufsehen. Innerhalb einer bemerkenswerten Produktpalette sticht für mich diese kleine, cute Maschine hervor: der LEMONDROP aus der NANOBOX-serie kunterbunter Mini-Synths.
Im Hinblick auf das Verhältnis von Preis und Leistung steht dieser Zwerg auf Steroiden alleine auf weitem Feld und stellt die optimale Lösung für all jene dar, die in Sachen modischer Granularsynthese bisher unterversorgt waren. Preisgünstigere Alternativen können diesem schmucken Gesellen hinsichtlich Klang- und Bauqualität definitiv nicht das Wasser reichen und einen vergleichbaren Funktionsumfang findet man erst in Produkten, die preislich weit im vierstelligen Bereich liegen.
Das stabile, in der Realität wenig "toyish" anmutende Gehäuse scheint bis an den Rand gefüllt und wird im Betrieb entsprechend handwarm: Man erhält zwei (!) Granularsampler, einen flexiblen Oszillator, zwei Filter, zwei Envelopes, zwei Effekt-Kanäle, dazu eine Art Kaoss-Pad und einen Modulations-Sequenzer. Besonders interessant: der schon in anderen Rezensionen erwähnte Line-Eingang, der eine Nutzung á la GRAINS nahelegt. Dass auf all diese Elemente jederzeit problemlos zugegriffen werden kann und man den LEMONDROP ruckzuck wie im Schlaf beherrscht, ist einem toll konzeptionierten Produkt zu danken. Minimale Kinderkrankheiten gehörten mit Hilfe 1010Musics hervorragender Produktpflege schnell der Vergangenheit an. Firmware-Updates funktionieren über die SD-Karte, von der auch Samples geladen werden. Stets problemslos! Baulich gibt es sowieso rein gar nichts zu bemängeln: alle Bauteile sind von höchster Qualität und entsprechend angenehm in der Bedienung. Letzteres gilt überraschenderweise sogar für den responsiven Touch-Screen.
Ein MIDI-Adapter (In/Out 3,5mm) liegt bei. Ebenso ein farblich abgestimmtes (praktisch! - Details wie dieses bringen Extrapunkte!) Stromkabel (USB), sowie eine mit ansprechenden Presets gefüllte SD-Card. Ein Manko sei nicht unerwähnt: Es gibt wieder einmal keinen Ein/Aus-Schalter. Eine Unart, der viele Hersteller verfallen sind...Neurotiker könnten bei diesem doch recht warm werdenden Maschinchen instabil werden - dem Gerät selbst widerfuhr ähnliches bisher nie.
Klanglich zeigt sich der LEMONDROP durchaus in einer Top-Liga und ist somit wärmstens (-; zu empfehlen. Eine dem ausgefeilten Produkt spottende Bedienungsanleitung muss im Internet heruntergeladen werden (english only), sorgt allerdings für mehr Verwirrung als Aufklärung. Auch das ist typisch 1010Music, gehört fast schon zur "experience". Noch heute lese ich die BLUEBOX-Anleitung zum Einschlafen... Lasst euch davon nicht abschrecken - mit einem oder zwei Tutorials hat man diesen verblüffend komplexen und doch geschmeidig zu bedienenden Helfer schon intus! Begeisternd!