Als jahrelanger Koss PortaPro Nutzer mit Aussicht auf ein kleines Homestudio habe ich ein Paar gute, neutrale und vor allem sehr bequeme Kopfhörer gesucht.
Ich habe mir folgende Kopfhörer zur Auswahl bestellt: AKG K240, AKG K702, Beyerdynamic DT770 Pro 32Ohm, DT880 Edition 250Ohm, DT990Pro 250Ohm.
Viele Kopfhörer kamen nicht in Betracht, da viel zu häufig von mangelndem Tragekomfort berichtet wurde, Audio-Technica zum Beispiel. Sennheiser klammerte ich aus, da sie leider meiner Preispolitik nicht entprechen.
Getestet wurde an einem Onkyo TX-SR 608 im Pure Audio – Mode, einem Tascam GTR1 und einem LG G3 (~1Ohm) und einem Motu UltraLite.
Bevor ich es vergesse, ich möchte das Album The Mountain Will Fall von DJ Shadow zum Testhören empfehlen, er hatte damals lange nichts veröffentlicht und es ist offensichtlich, wie er Spaß daran hat sein Können zu beweisen. Das Album ist sehr dynamisch und deckt einen großen Frequenzbereich ab. Es gibt Highquality Flacs auf Youtube. Und es hat irre Sounds :D
Der 240er schied gleich aus, ich mag das Kunstleder nicht, außerdem liegt er klanglich deutlich hinter den anderen.
Den DT770 hab ich mir auch nicht genauer angehört, da ich mit der geschlossenen Bauweise nicht zurecht komme. Falls ich mal einen geschlossenen Kopfhörer brauche, würde ich die 80Ohm Variante mit den Velourpads und dem glatten Kabel mit in die Auswahl nehmen, da mir die Kunstlederpads und das Spiralkabel nicht gefielen.
Gleichmal ein paar Worte zum Antreiben, sprich Impedanzen. Alle Kopfhörer konnten gut mit meinem LG G3 angetrieben werden, so laut konnte ich gar nicht hören. Falls ein Smartphone/Gerät aber am Kopfhörerausgang eine Impedanz um die 5Ohm hat, wird dies keine Freude mehr bringen.
Vor allem der K702 braucht nochmal etwas mehr Power als die Beyer, obwohl er fast 200Ohm weniger hat, die Bauweise ist hier anscheinend wichtig.
Mein erster Eindruck zum 702 war, puh der wird es sicher nicht, Tragefühl weird, Klang dünn.
Der DT880 war auf dem Kopf Liebe bei der ersten Berührung, wie eingetragene Lieblingsschuhe,
erster Klangeindruck gut.
Der 990Pro war vom Tragekomfort etwas weniger angenehm, aber top. Erster Eindruck, mehr Weite und mehr Tiefenbetonung.
Der 880er ist ein wirklich toller Kopfhörer, genauso wie der 990er den ich als leicht satter und weiter bezeichnen würde. Mit größter Begeisterung hätte ich mich wohl für den 880er entschieden, vielleicht hätte ich auch erst noch den 990 Edition mit 600Ohm als Vergleich hören wollen.
Aber… da ist dieser AKG-Kopfhörer und das Ding spielt meiner Ansicht nach in einer anderen Liga. Wenn mensch sich Zeit nimmt und mit den Ohren in das Ding hineinschlupft und genau hinhört, dann entfaltet sich eine weite, differenzierte Klangwelt. Er braucht mindestens 5dB mehr als die Beyer an Lautstärke. Gerade falls das Musikstück erst dünn und leer klingt (ich spreche aber von sehr guter Musikqualität) sollte weitergehört werden, denn mir fiel auf, dass die Leere oft später noch gefüllt wird. Wie in einem Puzzle kommen mehr und mehr die Stimmen hinzu und dann macht der Dünne Klang zu Beginn auch Sinn. Einzelne Stimmen herauszuhören können ist soviel besser als auf den Beyer Kopfhörern. Bei den Beyers habe ich zum Beispiel einen fetten, tighten Groove gehört – echt gut, wow. Aber mit den 702 klang der Groove nicht ganz so dicht, dafür hab ich gemerkt das Keyboarder und Bassist gerade eine irres Frage-Antwort Spiel am laufen haben. Bei erneutem Hören auf den Beyers konnte ich das Frage-Antwort Spiel auch nur eher erahnen.
Die 702er sind vom hören her viel weniger anstrengend – im Moment und natürlich erst recht auf Dauer, so ist mein Eindruck. Das liegt an der Bühne und Auflösung, wo meiner Meinung nach der K702 eine höhere Liga bespielt. Aber auch ja… jetzt kommt der berühmte Beyer-Peak doch noch in diese Bewertung – an den Höhen.
Hier ist es aber auch so, dass ich zuerst mehr mit den Beyers gehört habe und mir die Höhen nicht als zu störend auffielen, nach mehr AKG hören verstärkt sich dies aber sehr, obwohl der 702 die Höhen auch sehr gut abbildet. Und ja - manche SängerInnen lispeln auf einem Beyer Kopfhörer und woanders nicht :)
Der AKG K702 ist für mich ein Arbeitsinstrument, das analytisches Hören möglich und bezahlbar macht, er hat einen sehr guten Tragekomfort.
Die 880er 990er sind für mich superkomfortable Kopfhörer, nahe am analytischem Hören, mit mehr passivem Hörerlebnis.
Den 702er geb ich nicht mehr her, den PortaPros bleib ich auch treu und die Beyers werde ich vermissen…. hoffentlich werde ich jetzt nicht einer der Kophörerkaufmenschen :D