Ich mische Produktionen elektronischer Musik und höre am Behringer U-Phoria UMC204HD. Ich gleiche mit den Behringer C1 und den Elac Air-X 407 ab. Eingestiegen bin ich mit Beyerdynamic DT-990 Pro 250 Ohm, welche vom Tragekomfort für mich die Referenz ist. Klanglich mochte ich deren typische V-förmige Charakteristik nicht: Für meine Ohren sind die DT-990 Pro 250 Ohm zu schrill - bin da wohl empfindlicher als der Durchschnitt. Während der - ich sage mal mittlere - Bassbereich für offene Studio-Kopfhörer recht gut zu hören ist , klingt die elektronische Bassdrum bei um die 50 Hz leider nur wie 'Plopp'. Daher habe ich mich auf die Suche, nach anderen Kopfhörern gemacht, und wollte auch wissen, was die billigen Aspiranten zu bieten haben. Hier mein Ergebnis:
Kurz: Bis auf eine Ausnahme haben mir die folgenden Kopfhörer unter 100 Eur durchweg schon beim ersten Lauschen nicht gefallen. Die mir vorliegenden waren deutlich besser, ich hätte mich mit jedem anfreunden können, wenn ich keinen Vergleich gehabt hätte.
Superlux allgemein:
Verarbeitung ist nicht schlecht, Tragekomfort wirkt aber schon billig: Der Sitz ist je nach Superlux-Modellwohl eher Glückspiel, teils etwas locker, teils nicht ohrumschließend. Geht sonst fürs Geld. Alle Superluxe haben gemein, dass die Frequenzgänge nicht lautstärkenstabil sind, klingen anders, je lauter man dreht - neigen schnell zur Verzerrung. Die räumliche Auflösung ist schlecht, und man kann deutlich ungleiche Treiberpaare erwischen.
Superlux HD-660, HD-669 klangen relativ ähnlich. Bassdrum macht nur 'Plopp', es fehlt an Brillanz. Klingen bisschen wie Blechdose.
Superlux HD-662 B sind nicht wirklich Tieftonlastiger, sondern übertreiben es mit dem unteren Mittenbereich, so das der Blechdoseneffekt sehr stark ist.
Superlux HD-662 Evo, HD-681 Evo: Die Bassdrum klingt nicht nach 'Plopp' - was aber dadurch erreicht wurde, dass der gesamte Bereich bis knapp 300 Hz stark angehoben wurde und der Rest dann nicht mehr so gut klingt. Kein großer Blechdoseneffekt, aber es fehlt an Brillanz.
Samson SR850 gefielen mir deutlich besser als die Superluxe, auch vom Tragekomfort. Wenn ich 30 Eur Kopfhörer kaufen wollte, dann diese. Klang ist ausgewogen und verändert sich nicht so stark bei Lautstärke - nur die Bassdrum macht 'Plopp'.
PREISTIPP: AKG K-240 MKII bieten hier für unter 100 Eur den klarsten und ausgewogensten Klang und sind Topp im Tragekomfort. Die anpassenden Kopfbändern gefallen mir sehr gut, und funktionieren schon in dieser Preisklasse. Die Hörer umschließen perfekt das Ohr und sitzen einfach wie sie sollen. Schade, dass die Bassdrum 'Plopp' macht, sonst hätte ich sie schon fast behalten. Für Vocals abmischen nicht schlecht, aber da würde ich eher die nächste Preiskategorie empfehlen.
AKG K-271 MKII musste ich mir ganz schnell vom Kopf reißen. Ein grauenhafter Frequenzgang: Unsauber und stark mittenbetont. Den Rezensionen nach sollen sie den 240 MKII relativ ähnlich sein - war bei mir ein Unterschied wie Tag und Nacht. Habe ich hier eine Montagsproduktion erwischt?
Da unter 100 Eur nichts dabei war, wo ich mich zufrieden geben konnte, musste ich Hörer ab 100 Eur bestellen. Vorab, fast alle folgenden Kopfhörer kann man schön laut drehen, ohne, dass sich der Frequenzgang verbiegt:
Fostex T50RP-Mk3: Endlich eine satte Bassdrum! Der Tiefenbereich ist etwas überzeichnet, was vielen schon zu viel erscheint. Für mich vielleicht auch ein kleines Ticken zu viel, aber hält sich für meinen Geschmack und Musikrichtung noch in guten Grenzen (Für Jazz, Klassik uÄ bestimmt nicht mehr) - letztlich will ich eigentlich nur erreichen, dass meine Bassdrum nicht nur 'Plopp' macht. Ein sonst sauberes Klangbild - wäre ein Tipp geworden, wenn sie nicht bei etwas höherer Lautstärke plötzlich hörbar in die Knie gegangen wären: Bisschen lauter hören war mit denen an meinem Setup leider nicht möglich. Die Hörer wären aber eh' nichts für mich gewesen, weil sie ohraufliegend sind. Ist mir nach kurzer Dauer schon unangenehm.
Audio-Technica ATH-M50 X: Jenseits von gut und böse - ich mag es ja eher bassbetont, aber das.... das ist wahrlich übertrieben. Und dann noch ohraufliegend. Für DJs ist das ja vielleicht was.... Schnell beiseite gelegt.
AKG K-702: Der Vorhang geht langsam auf. Dieser Kopfhörer bietet eine deutliche klangliche Steigerung zu den oben empfohlenen AKG K-702 MKII - ich wage aber mal zu behaupten, dass viele dafür nicht unbedingt doppelt so viel ausgeben wollen würden. Für Vocals eindeutig zu empfehlen - nur die Bassdrum macht 'Plopp'.
Die AKG K-701 legen noch eine leichte Schippe drauf, etwas brillanter und eine sehr schöne offene Bühnenabbildung ähnlich der Beyerdynamics. Ich würde diese den ursprünglich getesteten DT990 Pro vorziehen, da die Höhen nicht so stark ausgebildet sind. Unglaublich beeindruckend ist die Verpackung, oder vielmehr das Erlebnis des Auspackens - alles von A bis Z sehr wertig. Vor Allem auch der schöne Kopfriemen aus Leder. Wäre da nicht das 'Plopp', hätte ich sie liebend gern behalten.
Beyerdynamic DT-770 Pro 32 Ohm: Bäm - damit hatte ich nicht gerechnet. Nur der geschlossenen Bauweise wegen klingt die Bassdrum tatsächlich so, wie ich es gerne wollte. Viele bezeichnen diese wohl auch daher als Bassmonster - ich finde sie super. (Aber vielleicht waren die DT990 auch nur in der 250 Ohm falsch für mein Setup?) Wären die Höhen nicht so Beyerdynamic-typisch stark ausgeprägt, wären die DT-770 Pro mein Ding gewesen. Zumal sie trotz geschlossener Bauweise ein sehr gutes offenes Bühnenbild haben und darüber hinaus sehr angenehm sitzen (ich empfinde den Anpressdruck nicht als störend, obwohl ich einen recht großen Kopf habe - und wenn man dann noch Velourpads anbringen würde...). Aber ich wurde zum Schluss abermals überrascht:
MEINE WAHL: Beyerdynamic Custom One Pro. Diese Dinger widersprechen dem typischen Klangcharakter dieses Herstellers - weswegen ich vermute, dass sie von einigen schlecht geredet werden. Für mich zu Unrecht - Sie geben am besten das wider, was ich vom Klangspektrum erwarte. Schade, dass sie geschlossen sind. Aber wenn man will, klingen sie Dank der Schieberegler für die Bass Response entweder fast analytisch, oder man kann es tieftonmäßig übertreiben, fast wie bei den Fostex/Audio-Technica - gut, dass sie geschlossen sind. Die Bühne ist nicht so breit, wie bei dem DTs, und bei 2kHz ist eine hörbare Anhebung, aber das nehme ich gerne in Kauf - nachdem ich jetzt so viele durch habe... Es gibt bestimmt noch bessere, aber bestimmt nicht in diesem Preisbereich, und mehr möchte ich nicht ausgeben. Schade, dass keine Velourpads dabei sind, es wird merklich warm in denen. Ich werde da mal einen Tausch vornehmen...