Einsatzzweck: Homerecording
Monitore: KRK VXT6 mit Sub10
Grund der Anschaffung: Nachbarn und Freundin schonen
Meine Musik: Fette Beats mit lecker Bass
Ersteindruck:
Wow, riesengroßer räumlicher Eindruck, detailreiche Darstellung wie mit einem Scheinwerfer ausgeleuchtet. Bass gut erkennbar, aber nicht prominent. Mitten tönen ganz fein, hier gibt es nichts auszusetzen. Die Höhen allerdings können je nach Aufnahme ziemlich hervortreten - hier ist mein Eindruck, dass eine Überbetonung da ist. Gute Aufnahmen leiden darunter allerdings nicht.
Nach dem Unboxing:
Erstmal den neuesten Song über Kopfhörer mischen. Stimme säubern, S-Laute herunterziehen (Kumpel hat jetzt ein TLM 107, auch Wow) - soviel de-essing habe ich noch nie eingesetzt, Klicks und Schmatzen höre ich direkt. Bass und Drums schön dick machen, Instrumente ins Panorama - Version gebounced und ab zum Kumpel. Hier fällt mir allerdings auf, dass der ganze Sound dull/ dumpf geraten ist mit viel zu viel Bass. Sehr süßlich also, jedoch nicht mumpfig.
Meiner Freundin zeigte ich den Hörer an ihrem iPhone - die feierte darauf erstmal SEEED und Deichkind. Als ich auch hören durfte, fiel mir auf, dass diese Art von elektronischer Musik irgendwie nicht so rüberkam, wie ich es mag, nämlich direkt und mit Dampf. Alles war da, jedoch völlig separiert.
Zurück an meinem Arbeitsplatz warf ich Coldplay/ Ghost Stories ein: Pfui, wie schlimm das klang - total laut, digital und kaputt. Das hätte ich nicht erwartet. Dann eine CD eines Jazzquartetts. Hier fühlte sich der Kopfhörer zum ersten Mal richtig wohl. Nun spielte er seine Qualität der ultrafeinen Auflösung aus. Das Piano wunderbar in Stereo aufgenommen, die Sängerin sang mir direkt ins Ohr. Ich dachte, meine Monitore wären noch an, fühlte den Bass seltsamerweise mit den Füßen.
So jetzt aber mal selbst Musik gemacht. Bitwig mit nem Synthie VST geladen und nen Bass geschraubt. Hmm. Die Sägezahnwelle klingt irgendwie nicht so, wie ich es kenne. So neutral kann der Frequenzgang obenrum nicht sein. Es entstehen unangenehme Resonanzen in den Obertönen. Durch nen Lowpass geschickt, fällt mir auf dass der Bass nun zu schlank ist. Der Subwoofer hätte längst meinen Raum geschüttelt. Transienten und Artefakte werden 1A wiedergegeben. Attack-Knacken taucht seltsamerweise auf, wo ich ohne Kopfhörer nie eines hören würde.
Kurzum: Mein Mix, der auf den K812ern spitze klingt, hat mit meiner Realität nicht viel zu tun. Songs nur auf diesem Kopfhörer mischen? Kann ich mir nicht vorstellen. Klar muss ich mich umstellen - aber will ich das? Bringt mich das nicht aus dem Flow und schadet mir das nicht eher?
Ich habe oft gelesen, dass der (leider deutlich teurere 872) ein solideres Bassfundament und etwas gezähmtere Höhen haben soll. Wahrscheinlich eher mein Ding. Ich werde es ausprobieren und unterm 872 auch einen Erfahrungsbericht platzieren.
Grüße ans Thomann Team. Ihr seid top.