Seit mich vor einigen Monaten das Synth-Fieber gepackt hat, suchte ich nach einer Hardware-Drummachine. Die Drumbrute Impact war toll verarbeitet und zu bedienen, aber soundtechnisch zu unflexibel. Da erinnerte ich mich an den Alesis SR16, den ich Mitte der 90er zur Ausarbeitung von Song-Ideen im Proberaum benutzt hatte. Als ich das Ding (von Thomann innerhalb von 26 Stunden geliefert; dafür ein Extra-Lob!) zum ersten Mal gestartet habe, war das ein regelrechtes und unglaubliches (Ohren) - Deja vu! Die Sounds mögen nicht der letzte Schrei sein, aber sie sind unglaublich druckvoll, sauber und vor allem von super Qualität (die mega-gewaltige Snaredrum, die man in dem Song "Never let me down again" von Depeche Mode oder in "Waterfront" von den Simple Minds hört, bekommt eine Arturia Drumbrute Impact defintiv nicht hin, aber der kleine SR16 kann es!) . Außerdem ist SR16 auch sehr flexibel, was die Klänge angeht. Daß das Gerät aufgrund seines hohen Alters (als er vorgestellt wurde, war gerade Windows 3.1.1 der Hit!) noch kein USB-MIDI kennt und die Bedienung etwas verschachtelt ist (ich fand mich jedoch nach wenigen Minuten wieder zurecht), ist angesichts des Preises und der dafür gebotenen Sounds verzeihlich. Auch daß die Pads manchmal nicht so gut ansprechen hat Alesis in den ganzen Jahren nicht in den Griff bekommen, aber man kann die Velocity-Werte ja im Step-Mode nachjustieren. An diesem Fakt und daran, daß der SR16 kein beleuchtetes Display besitzt kann man ersehen, daß dieses Gerät für Echtzeit-Live-Performances nicht so sehr geeignet ist(dafür gibt's bei Alesis ja auch die Strike-Pads und Sample-Pads).Die Qualität des Gehäuses (dicker Kunststoff) und der Pads und Schalter (gummiert) ist allerdings in jedem Fall tourtauglich.
Wenn man auf "echtes" Stereo verzichtet, kann man über das Panning die Sounds auch auf die 4 Ausgänge verteilen und im Mixer getrennt bearbeiten(Ich lege die Bassdrum immer auf AUX/links, die Snare auf AUX/rechts, die HiHat und Cymbals auf MAIN/links und alle anderen wie Toms und FX-Sounds auf MAIN/rechts.
Angesichts fehlendem USB ist die Integration des SR16 in meine Homestudio-Umgebung etwas schwieriger, wobei Alesis eine MIDI-Channel und Befehlsliste (sogar auf laminiertem Papier) beigelegt hat. Allerdings ist auch der interne Sequenzer außergewöhnlich, denn man kann Pattern mit bis zu 384 Beats(also komplette Songs ohne Wiederholungen) erstellen(wenn man Lust auf "Electronic free session jazz" hat). Insgesamt finde ich, daß der SR16 auch heute noch ein sehr brauchbares Instrument ist, auch wenn Alesis mal über einen USB-Anschluss und ein beleuchtetes Display nachdenken sollte(über USB ließen sich dann auch neue Samples mit "moderneren" Sounds laden).
Von mir gibt's auf jeden Fall eine Kaufempfehlung: Soviel Sound für so wenig Geld gibt es woanders nicht...
edit(27.06.'20): Eine etwas nachteilige Sache ist mir nun doch noch aufgefallen: Alle HiHat- und Cymbal-sounds sind im Vergleich mit den anderen Drumsounds extrem leise. Wenn der SR16 nur über die Main-Outputs gemischt wird, empfiehlt es sich, alle Becken-artigen Sounds im Drumset auf 99 und alle Anderen nicht über 60 zu stellen. Trotzdem sind HiHat&Cymbals sehr wenig durchsetzungsfähig...