Verwende den Mixer seit einiger Zeit in der Arbeit zur Beschallung von Veranstaltungen und war vorher was Mixer anbelangt ein reiner Analogmixer-Mensch weil ich daran immer die Direktheit geliebt habe – die meisten Analogmixer haben kaum versteckte Optionen oder ähnliches, what you see is what you get. Das Problem damit ist aber, dass z.B. ein Abend mit 8 Bands nicht gerade einfach abzumischen ist, weil man sich theoretisch alles irgendwie notieren müsste (oder ausreichend Kanäle haben müsste um alles stehenzulassen). Das ist mit einem Digitalmixer richtig komfortabel möglich. Mit dem Gerät hat Allen & Heath meiner Meinung nach eine Alternative zu Analog-Mischern hinbekommen, die jede(r) in Betracht ziehen sollte, der noch nichts davon gesehen hat.
Das hier wird kein vollständiges Review, eher ein paar Punkte die mir aufgefallen sind:
- das Fehlen von Pegelanzeigen pro Kanal hat mich stuzig gemacht. Allen & Heath hat das mit einer einzigen RGB-LED gelöst. Ich war skeptisch wie gut das klappt und muss sagen: ausgezeichnet. A&H hat das extrem sauber und expressiv gelöst, die einzelne LED ist teils aussagekräftiger als 8stufige Levelanzeigen anderswo. Bravo.
- Wenn man das ding an einen WLAN-Router hängt, dann kann man über die SQ-Mix app (Android/IOS/PC/Mac) das Gerät fernsteuern. Das funktioniert richtig gut und erlaubt es einem endlich als One-(Wo)man-Show dinge am Ort des Geschehens abzuhören. Einziges Manko ist dass diese SQ-Mix App nicht _ganz_ 100% die Funktionalität des Mixerinterfaces abbildet, so wird einem z.B. beim parametrischen EQ nicht das aktuelle RTA-Spektrum angzeigt. Aber das meiste lässt sich steuern.
- Recording: Bei 48kHz kann man (ausreichend schnellen Datenträger vorausgesetzt) bis zu 32 Kanäle aufzeichnen. Allerdings ist A&H hier wohl das Entwicklungsbudget ausgegangen, die einzelnen Mono-Wavfiles (ja auch Stereokanäle sind zwei seperate Files) haben nur generische Namen a la TRK01.WAV. Die Quell-Kanalnamen stehen in einem WAV-Metadatenfeld, man bekommt sie also noch "irgendwie" raus, aber komfort ist anders. Die so entstehenden Dateien haben alle das Erstellungsdatum 2017-01-01 00:00, das heißt nicht mal das wird gesetzt. Von Industrie-üblichen Metadatenfeldern wie der BEXT (originator-referenz usw) ganz zu schweigen. Der ganze Recording-Teil ist ein extrem heißer Kandidat für ein Firmware-Update.
- Viele Auxwege, viele Gruppen. Man muss bisschen aufpassen wenn man Kanäle oder Auxwege von Mono auf Stereo umschaltet (oder vice versa). Da kann man sich leicht ganze Setups durcheinanderwürfeln, da dieses Setting aus unerklärlichen Gründen nicht in den Szenen mit abgespeichert werden kann. Am besten einmal festlegen und nie wieder anfassen.
- Am Sound gibt es absolut nichts auszusetzen, einfach gut und nie im Weg. Als jemand der Schaltungen für Audioelektronik entwirft bin ich ohnehin der Meinung, dass gute ungefärbte Preamps mit geringem Eigenrauschen heutzutage absolut gar kein Problem mehr darstellen wenn der Hersteller nicht bei den Bauteilen knausert. Hier wurde nicht geknausert. Wer mehr "Farbe" in den Preamps will der kann das gratis-Preamp-Emulations-Addon installieren und pro Kanal platzieren/einstellen. Damit bekommt man auch den Sound von harsch übersteuerten Behringer-Eurorack-Preamps emuliert.