Ich habe den Ampeg SCR-DI nun seit mehreren Monaten praktisch täglich im Einsatz. Und ich würde ihn mir wohl nochmals kaufen. Ich benötige von den Features bei weitem nicht alles – Kopfhörerausgang oder Aux-In etwa –, aber es ist gut zu wissen, dass man zur Not fast alles griffbereit hätte, was man als Bassist unterwegs so brauchen könnte.
Der Sound ist toll, liegt irgendwo zwischen einem Portaflex und B100-R. Die Bedienung geht leicht von der Hand, gegebenenfalls muss man sich bei den Frequenzbereichen etwas umgewöhnen – beim genannten B100-R etwa greift der Bassregler bei 70 Hz rein, am SCR-DI bei 40 Hz, auch Ultra-Low und -High unterscheiden sich in Details von Combos oder Heads wie der SVT-Reihe.
Der Scrambler gefällt mir ausgezeichnet, aber das dürfte eine sehr individuelle Sache sein. Wer moderne, gezielt einregelbare Verzerrung à la Darkglass möchte, dürfte hier genau so wenig Freude bekommen wie Leute, die sich Vollröhren-Zerre wünschen. Falls man jedoch Fuzz-Pedale mag, oder ein wütendes Doom-Metal-Wespennest erzeugen möchte, der sollte sich den Scrambler mal anhören. So oder so lässt der SCR-DI hier viel Freiräume: Der Scrambler liegt im Signalweg vor dem Preamp-Teil des SCR-DI, die Zerre lässt sich also nachträglich noch mit allen EQ-Möglichkeiten des Pedals einfärben und formen.
Fehlt etwas? Ein Schalter, um die DI Pre/Post umzuschalten, wäre noch nützlich. Falls man alternativ zum »gefärbten« ein cleanes Signal ans Pult schicken möchte, muss man sich eine weitere DI in den Signalweg klemmen, und sei es nur ausm Thru-Output des SCR-DI. Dass die Schrauben als Füße konstruiert sind macht den Einsatz auf Pedalboards schwierig bzw. man sollte sich dann passende Flachkopfschrauben besorgen (oder zwei Streifen Gaffa bereit halten). Und: Der Umschalter für die Eingangsempfindlichkeit liegt im Gehäuseinneren, deshalb auch Füße-als-Schrauben. Ein Umschalter am Eingang oder gar einen zweiten Eingang mit -12 dB oder so hätte ich angebrachter gefunden, als einen -15 dB Jumper im Innern.
Aber ansonsten – fetter Sound, der sich dennoch flexibel formen und anpassen lässt. Von neutral-klar über dicke Reggae-Klänge bis beißendem Rock-Bass liegt mit etwas Experimentieren alles drin, und das mit angenehm geringen Nebengeräuschen. Der Scrambler kann dank des Blend-Reglers einfach nur dazu genutzt werden, dem mehrheitlich cleanen Signal doch noch ein paar Haare zu verpassen. Oder auf Wunsch auch so klingen, als ob man einen Rasierapparat gegen die Wand schlägt. Der SCR-DI würde das wohl sogar aushalten, das Pedal ist gebaut wie ein Panzer.