Wenn Du dich - wie ich - verständlicherweise sofort in die Black Angel verliebt hast, und sie bei Thomann bestellen möchtest, so hast Du - nach meinen Erfahrungen mit ihr - zwei Möglichkeiten:
Du bestellst sie, packst sie ganz vorsichtig aus und hängst sie ganz vorsichtig als schmuckes Bild an eine Wand.
(Ein Picasso ist viel teurer - aber lange nicht so schön...)
Oder Du entschließt Dich, ihren angenehm breiten, flachen und weichen Hals zu spielen, und ihren haptisch wohlgeformten Körper zu halten.
Wenn Du sie spielen und halten möchtest, so hast Du wieder zwei Möglichkeiten:
Du spielst die Black Angel nackt, weil der viel zu weiche Lack schon durch die Berührung mit härterem Kleidungsstoff beschädigt wird.
Oder Du schickst das Instrument ganz vorsichtig wieder zu Thomann zurück.
Wenn Du sie trotzdem (ganz vorsichtig) weiterhin spielen möchtest, so hast Du noch zwei Möglichkeiten:
Du stellst - wie ich - vielleicht weiter fest:
- dass die Saitenlage im 1. Bund so hoch ist, dass ein Ferkel hindurchlaufen könnte,
im 19. Bund sogar eine Kuh mit vollem Euter hindurchpasst,
somit die Saiten schon beim Greifen in den ersten Bünden verziehen und ein stimmiges Spiel nicht möglich ist,
- dass der (billige) Sattel für Stahlsaiten gekerbt ist, und für die Nylonsaiten mit passenden Sattelfeilen nachgearbeitet werden müsste,
- dass der schraubbare Hals unterfüttert werden müsste, um eine optimale Saitenlage einzurichten,
- dass der Steg so weich ist, dass selbst die weichen Nylonsaiten hierin Kerben hinterlassen haben, so dass beim Spielen knackende Störgeräusche entstehen,
- dass der Steg deshalb abgezogen und auch geschliffen werden müsste, um eine optimale Saitenlage herzustellen,
- dass einige Bünde nicht ganz versenkt und im Allgemeinen sehr uneben eingearbeitet sind, so dass eine komplette Nacharbeitung des Halses erfolgen müsste,
und schickst deshalb die Angel ganz vorsichtig zu Thomann zurück.
Oder Du lässt Dich, wie ich - unter der Voraussetzung von etwas handwerklichem Geschick und im Hinblick auf weitere Anschaffungskosten - darauf ein, der (ja kostengünstigen) schwarzen Schönheit zu ihrer wartenden Vollkommenheit zu verhelfen - und Dir selbst ganz beiläufig zu Tugenden wie Nachsicht, Gelassenheit, Geduld - und einem guten Verständnis, wie eine Gitarre so funktioniert.
Es lohnt sich, und ich würde es noch einmal wagen:
- alten Billigsattel mittels Hartholzleiste und kurzem Hammertick ausbauen,
- hochwertigen Graph Tech XL-Jumbo-Rohling PT-4000-00 (9,30 ¤) von Thomann in die Sattelnut einkleben,
- Ibanez-Sattelfeilen (99,- ¤) zum Anlegen der Sattelkerben von Thomann,
(die drei breiten Feilen sind für der Nylonkerben erforderlich),
- feine Metallfeilen (Flachfeile und Dreikantfeile) und feines Metallschleifpapier mit Schleifklotz zum Schleifen der Bünde aus dem Baumarkt,
- Schleifschablone von Thomann zum Schutz der Bünde beim Schleifen,
- zwei Sätze Deiner Lieblings-Nylons von Thomann,
(einen Satz zum Einrichten der Sattelkerben, der Einstellung und Unterfütterung Halses, der Nacharbeitung der Bünde und des Stegs - und einen Satz zum Bespannen des dann fertigen Instrumentes)
Hinweis aus meiner Erfahrung mit der Black Angel:
- Vor dem Lösen des Sattels den Lack der seitlichen Fugen zwischen Körper und Hals vorsichtig mit einer Rasierklinge trennen, damit der verklebte Schwarzlack nicht wie bei mir abreißt.
- Arbeitsbereiche am Körper der Black Angel mit breitem Malerkrepp abkleben, um Beschädigungen zu vermeiden. Ein falsche Blick genügt, und der Lack ist ab...
- Ich habe den Hals ca. 6 mal lösen müssen, um durch Unterfütterung eine optimale Saitenlage herzustellen:
Eine Briefmarke im ersten Bund, ein Centstück im 19. Bund - ohne Saitenschnarren!
Und zum Schluss - ein Leben ohne Thomann ist möglich - aber vollkommen sinnlos...
Viel Erfolg und Freude an der Angel Lopez!