Der Hype um diesen Behringer-Klon ist absolut nachvollziehbar. Ein Synthie wie aus einem Guss mit einem Höllen Sound.
Wohlgemerkt: Meine Beurteilung kommt am Morgen nach einer kurzen Nacht bedingt durch den "Ich will doch nur spielen"-Faktor, nachdem ich gestern das lang ersehnte Modul bekommen und nach dem Auspacken und Klimatisieren des Gerätes die ersten Gehversuche auf dem 2600 gemacht habe. Bewusst habe ich nur einen Kopfhörer eingestöpselt also ohne Keyboard und nur versucht die Möglichkeiten der Vorverdrahtung auszuloten. Patchkabel waren vorerst tabu. Da kein Sequencer an Bord ist, habe ich das S/H-Modul genutzt, um einige ostinate Tonfolgen zu erzeugen.
Drei Punkte aus anderen Rezessionen waren mir beim Antesten im Ohr und in den Fingern. 1. Die Stimmung der VCOs mit einem Schiebepoti ist schwieriger als mit einem Drehpoti: stimmt. 2. Der Digitalhall macht nicht so viel Spaß: stimmt auch, aber ich habe rausgefunden, dass ein ganz bisschen Hall den Sound nett andickt. Aber nicht mehr als 3-4mm dürfen die Reverb-Regler hochgeschoben werden, sonst klingt es irgendwie nur schwammig. 3. Alles klingt gut: Stimmt auch. Ein Rezensent meinte, dass man durch die Schieberegler verleitet wird, immer etwas mehr (Filter, Modulation usw.) rein zu machen, als geplant. Da bin ich mit Ihm einer Meinung: Das macht gar nichts, weil es immer neue Facetten in den Klang hereinbringt.
Wenn ich mir vorstelle, dass der Urahn dieses Gerätes vor 50 Jahren auf den Tischen der Musiker auftauchte und ihnen diesen unvorstellbaren Klangkosmos quasi aus dem Nichts ermöglichte - total irre.
Mit mächtigen Drones und verrückten Effectsounds ging der Abend vorüber wie im Fluge. Wenn eine Maschine so gut durchdacht und klangmächtig ist, wie dieses Gerät, wirkt das sehr inspirierend für den User.
Nach dem Ausschalten stand für mich fest, dass das ein absolut überzeugender Kauf war. Gehäuse und Verarbeitung machen einen verdammt guten Eindruck. Die Schieberegler haben mich letztendlich auch überzeugt. Ein Teil hat auch die LED-Beleuchtung dazu beigetragen. Zum einen weil sie wirklich bei der Orientierung hilft und zum anderen weil der Regelbereich der Helligkeit extrem breit ist. Von grade mal leicht schimmernd bis blendend hell ist alles möglich. Ich vermute, die Max-Position macht die LEDs auch bei tagheller Umgebung noch gut sichtbar.
Auf das Gerät bin ich gekommen, weil ich seit langem an historischen Synthesizern interessiert bin. Dabei ist mittlerweile eine ganz gute Sammlung zusammen gekommen, die aber nur aus Nachbauten und Reissues besteht. Meinen einziger Originalen - ein MS20 - hatte ich irgendwann verkauft, nicht wegen des Klangs, sondern weil sich abzeichnete, dass irgendwann eine Revision für die Potis und Klinkenbuchsen fällig wird. Da es zu der Zeit bereits ein interessantes Angebot an Klonen gab, habe ich mich da bedient und bin dabei geblieben. Als dann der Korg ARP 2600 angekündigt wurde, bin ich total heiß gelaufen, musste dann aber feststellen, dass bei dieser geradezu lächerlichen Auflage für mich keiner abfällt. Besonders enttäuscht war ich wegen des relativ günstigen Preises für das Gerät mit Tastatur und toller Kiste mit Rollen. Der Synth schien in Reichweite - nicht wie die Moog-Modular-Reissues, die quasi unbezahlbar sind.
Behringer ist mittlerweile der Messias, wenn es um Nachbauten historisch wichtiger Synthesizer geht. Es ist doch einfach super, dass man sich für schmales Geld echte Ikonen ins (Heim-)Studio holen kann. Als die 2600er bestellbar wurden, habe ich sofort zugeschlagen und es wird bestimmt nicht der letzte Synth aus Ulis heiligen Hallen sein. Wie großartig, dass ein erfolgreicher Unternehmer sich dem Wagnis aussetzt alte Elektronik (fast) 1:1 nachzubauen. Ich finde wirklich, der Mann ist auf einer Mission. Bitte, bitte weiter so.
Unterm Strich: Das ist der Synthesizer der einem vom ersten Moment an glücklich macht. Hier wird soviel fürs Geld geboten, dass man es kaum glauben kann. Ich sage nur: Ran an die Schieber, Leute!