Kurz zu meinem Hintergrund:
Ich habe technische Akustik studiert, bin aber nur hobbymäßig Musiker und habe auch nur gelegentliche Recording Projekte. Mit PA habe ich nichts am Hut. Also viel Theorie, wenig Praxis. Ich lege größten Wert auf eine neutrale, eingemessene Abhöre, um mir mein Gehör nicht zu verbiegen :-)
Was bisher geschah:
In dem Glauben, mit grafischen EQs störende Frequenzen sowieso nicht exakt genug treffen zu können, habe ich jahrelang auf parametrische EQs gesetzt. Aus Kostengründen: Software. Damit aber von Logic über iTunes bis YouTube alles mit neutralem Klang wiedergegeben wird, muss man sich ganz schön was einfallen lassen. Außerdem will man ja nicht zum CD hören immer den Rechner einschalten müssen. Zuletzt dauert es ganz schön lang, bis man mit par. EQs einen Frequenzgang ausgebeult hat, was dann gerne zu einem halbfertigen Ergebnis führt. Nachdem das letzte Betriebssystem-Update meine Lösung dann zum zweiten Mal zerschossen hat, war der Leidensdruck groß genug und ich habe diesen graf. EQ gekauft.
Ich habe das Ding stichprobenartig durchgemessen, eingebaut und die Abhöre eingemessen. Vorteile:
1.) Die Knöpfe tun meist grob das, womit sie beschriftet sind. 1.000 Hz sind ungefähr 1.000 Hz und 12 dB sind ca. 12 dB. Neutral heißt beinahe neutral und Bypass heißt beinahe Bypass. Wie gesagt: gemessen, nicht gehört. Das ist alles andere als selbstverständlich in der Preisklasse, versetzt einen aber in die Lage, einen gemessen Frequenzgang zielsicher auszubeulen, ohne viele Iterationen zu drehen.
2.) Mit den vielen Fadern ist man viel schneller am Ziel, als wenn man in einer Software versucht, Gain, Q und Freq mit der Maus einzustellen, am Ende dann doch eintippt usw.
3.) Die Zeitersparnis führt zu einem sorgfältigerem Ergebnis.
Nachteile:
1.) Je nach Signalkette kann das Anheben hoher Frequenzen zu hörbarem Rauschen führen. Man senkt mit diesem EQ besser Tiefen und Mitten ab, als Höhen anzuheben. Beult also den Frequenzgang am besten "von rechts nach link" aus.
2.) Optisch sieht das Ding etwas veraltet und nicht so hochwertig aus. Tut seiner Funktion aber keinen Abbruch.
Fazit:
1.) Ich habe eigentlich nicht geglaubt, dass ich meine Abhöre für 140 € so gut in den Griff bekomme. Ich habe den Karton für den Rückversand bis zum Schluss aufgehoben :-)
2.) Dass man mit einem 31-Band-EQ Frequenzen nicht genau genug trifft, weil die Mittenfrequenzen festgelegt sind, hat sich als Quatsch herausgestellt.
3.) Meine Abhöre war noch nie so gut eingemessen! Kein Scheiß! Ich habe sogar ein viel präziseres Stereo-Panorama.
Die Erkenntnis unter 3.) kam mir tatsächlich erst mit diesem EQ, obwohl es ja eigentlich banal offensichtlich ist. Wenn 800 Hz rechts 5 dB zu laut sind und 400 Hz links 7 dB zu laut sind, dann wird ein breitbandiges Geräusch, z. B. eine Snare-Drum, im Stereo-Panorama natürlich verschmiert.
Kurzum: Volle Empfehlung! Lohnt sich für jede Abhöre!