Schnell das Fazit zuerst :
Für lumpige 659 Euronen offeriert euch Firma Behringer mit dem MonoPoly einen hochwertigst (!!!) verarbeiteten analogen Synthesizer in einem sexy Kleidchen aus vollem Holz und blauem Stahl, dessen originalen Vintage Sounds euren Hormonhaushalt mit der Ausschüttung Unmengen von Dopaminen unwiderruflich durcheinanderbringen werden. Kauft, spielt - seid überglücklich!
Baujahr '58, habe ich die musikalische Revolution welche Robert Moogs Synthesizer ausgelöst haben ziemlich hautnah mitbekommen. Kaum ein Tastendrücker von Rang und Namen der in den frühen 70ern keinen Moog bediente. ELPs "Lucky Man" war kein Song sondern eine Hymne. Auch deutsche Heroen haben international kräftig mitgemischt, z.B. "Kraftwerk" und drei Berliner Jungs mit dem schönen Namen "Tangerine Dream". Für Amateur Mukker, noch dazu wenn sie Pennäler ohne Einkommen waren, blieb der Moog Synthesizer ein unerreichbarer Traum.
Von Haus aus bin ich Percussionist und Drummer. Meine Erfahrungen mit Tasteninstrumenten beschränken sich auf 5 quälende Jahre Akkordeon Unterricht. Nun schrie eine innere Stimme nach einem analogen Synthy und hörte nicht auf zu schreien. Natürlich zuerst geschaut was Bob Moog im dritten Jahrtausend anzubieten hat. Die "Großmutter" hätte es sein können, aber für das was sie bietet ist sie doch derbe teuer. Die Marke Behringer hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Ohne je ein Teil von Behringer besessen, gespielt, gehört zu haben war die Marke für mich der Inbegriff billigsten China Schrottes. Und ich dachte ich wäre einigermaßen frei von Vorurteilen ... . Die vielen positiven Rezensionen haben mich aufhorchen lassen. Und die vielen Videos auf YT haben mich schlichtweg schwer beeindruckt. Von Rechts wegen hätte es der Poly D sein müssen - mehr Analog-Vintage-Synthy geht nicht. (Den Mono/Poly von Kork habe ich gar nicht gekannt. Zu der Zeit war Synthesizer Mukke für mich wieder out. Saiten zupfend versuchte ich mich in den Fußstapfen von Hannes Wader und Werner Lämmerhirt.) Der Poly D verfügt über einen on Board Sequenzer. Und einen Chorus. Aber er sieht potthässlich aus. Die bunten Schalter, die bunten Wheels ... . Das Auge isst mit. Der MonoPoly dagegen eine richtige Schönheit in blauer Jacke. Die Oberfläche wunderbar aufgeräumt. Die Sounds - auf YT - absolut beeindruckend. Kann ein Opa, der (fast) ausschließlich akustische Instrumente gespielt hat und alles andere ist als ein Technik Nerd, mit diesem analogen Vintage Klon umgehen? Er kann. Viele Knöppe die zum rumschrauben einladen. Wer schraubt bekommt Sounds und die klingen richtig lecker. Hat man einen leckeren Sound herausgekitzelt sollte man diesen zwingend verewigen. In Ermangelung eines Speichers entweder im Patch Sheet eintragen oder zum Smarti greifen. Im Video hat man Sound und Abbild parat. Wer nicht "abspeichert" steht früher oder später vor dem "Ach hätte ich doch ... !".
Der MonoPoly ist kein polyphoner Synthy. Maximal vier Töne sind gleichzeitig möglich. Ich persönlich brauche auch keine polyphonen Sounds. Das ECHTE analoge Feeling ist für mich monophon. Was mich wirklich aus den Pantinen haut ist die Möglichkeit im "Key Assign Mode Poly" mit jedem VCO einen anderen Sound zu kreieren. Mein Lieblings Spielzeug dafür ist der Arpeggiator - der mich (zumindest jetzt noch) einen Sequencer nicht missen lässt. Beispiel: VCO 1 auf Triangel Oktave 16', VCO 2 auf Sägezahn Oktave 8', VCO 3 auf PWM Oktave 16' und VCO 4 auf PW Oktave 4'. Frequency MG 2 auf eins (erstmal), Arpeggiator auf 1 OCT, UP (erstmal), LATCH und einen dreistimmigen Akkord gedrückt. Das kann einen 3/4tel Takt ergeben oder Triolen - je nach Tempo. Fünf Tasten gleichzeitig gedrückt und wir bekommen Quintolen, einen 5/4tel oder 5/8tel, je nach Tempo. Und jetzt mit die Knöppe gespielt, Freunde. Solche Glücksgefühle hatte ich zuletzt als Bengel mit der ersten Märklin Eisenbahn unterm Weihnachtsbaum. Ist EFFECTS auf ON lassen sich sehr abgefahrene Sounds mit den Reglern und Schaltern FREG MOD, X-MOD etc. erzeugen. Ich bevorzuge allerdings lieblichere Klänge. Aber egal, die Filter des MonoPoly liefern exakt die Sounds welche man von einem hochwertigen analogen Synthy erwartet. Im Unterschied zu seinem Bruder aus gleichem Hause verfügt der MonoPoly über keine Effekte. Die furztrocknen Sounds schreien allerdings geradezu nach guten Effekten als Zutat. Das was beim MonoPoly als Effekte bezeichnet wird sind schlichtweg Soundmodulationen. Wer bereits Effektgeräte besitzt wird selbige auch an diesem Instrument nutzen. Wer keine sein Eigen nennt sollte sich einen Reverb oder Chorus zulegen, oder beides, je nach Geschmack und Brieftasche. Um über eine Sequenz zu improvisieren (Flöte, Handpan etc.) nutze ich entweder den internen Arpeggiator oder meine "RC1 Loopstation" von Boss, ein ebenso simples wie geniales Gerät. Für mich ist guter Hall (auch beim Recording) absolut unerlässlich. Die Anschaffung des Strymon "blueSky" hat meine Brieftasche zwar derbe gebeutelt, dieser Reverberator ist aber reine Labsal für Ohr und Seele. Zieht euch mal die Videos dazu rein!
Der MonoPoly von Behringer ist wie rustikales Vollkornbrot frisch aus dem Steinofen. Ob ihr Frischkäse mit erlesenen französischen Kräutern draufklatscht oder Räucherlachs mit Senfsoße - lasst es euch schmecken !
Ganz dickes Lob und Dank an Uli Behringer und seine Mitarbeiter für diesen phantastischen analogen Vintage Synthy - weiter so !