Eigentlich war ich auf der Suche nach verschiedenen Delays für Live-Sessions mit Drum-Computern und Groove-Boxen und bin dabei über diesen halbmodularen Synthesizer gestoßen, weil er auch ein analoges Delay enthält, das man übers Patch Bay erreichen kann. Nun ja. Es gibt bestimmt bessere Delays am Markt, aber ich dachte, ich könnte die Synthesizer-Komponenten zu Verschönerung des Effekts nutzen - vielleicht so ähnlich wie einen T-Resonator.
Bei meinem ersten Test am Tag der Lieferung war ich in einem 32°C warmen Raum, verwendete noch keine Patch-Kabel, als Keyboard meinen alten nord lead sowie Kopfhörer von Koss UR/10 direkt am neutron mit folgenden Erkenntnissen:
1.) Der Klang ist für mich ungewöhnlich warm und weich, obwohl ich auch andere Analogsynthesizer, wie zB SH-101, Minimoog, Arp Odyssey und MS-20 daneben stehen habe, Das ist wohl den 3340ern geschuldet, aber sicher auch dem modernen, sauber klingenden Filter, an dem zunächst immer eingeschleiften Overdrive, aber sicher nicht dem Eimerketten-Delay, welches, meiner Einschätzung nach, sogar noch schlechter klingt als in dem VD 400, obwohl es wahrscheinlich genau die selben Bauteile enthalten wird.
2.) Die Bedienung gestaltet sich sehr angenehm und intuitiv. Man kann mit den haptisch sehr ansprechenden, fest verschraubten Reglern sehr sensibel, jede noch so feine Nuance über einen großen Regelbereich einstellen - genau das, was man sich von Analog eben erwartet, aber irgendwie nagelneu und super sauber. Diese Eigenschaft macht das Gerät für mich zu einem Instrument und nicht nur zu einem Werkzeug.
3.) Das Design gefällt mir wirklich sehr gut und die räumliche Trennung von Steckfeld und Bedienfeld ist äußerst begrüßenswert. Das Eurorack-taugliche Format lässt mich jetzt sogar darüber nachdenken, vielleicht doch noch in die voll-modulare Welt einzusteigen, obwohl ich dieses Kabelchaos ziemlich hasse. Wie sich das, auf kleinem Raum konzentrierte Steckfeld mit 56 Buchsen machen wird, werden wir beim zweiten Test herausfinden, weil prinzipiell ist so ein Design eine gute Idee.
Aber nun zu den Mängeln:
1.) Das Delay ist für mich unbrauchbar, da es keinen Zugang zu nur der delay line bietet. Es ist einfach nur ein eingebautes VD 400. Durch seine Artefakte verdirbt es den schönen Klang des Synthesizer auch etwas,
2.) Mir ist nicht klar, wieso man die Wellenfarmen der VCOs so schön stufenlos auswählen und daneben den LFO nur in 5 groben Stufen schalten kann, wobei man dann die, viel wichtigere LFO-Frequenz nur mit dem kleinen Regler einstellt.
3.) Die MIDI-In Buchse auf der Oberseite - warum bitte? Das stört eigentlich wirklich, wenn man das Gerät als Soundmodul verwenden möchte und außerdem wird man wohl nie am MIDI-Kabel live herumpatchen.
4.) Der Lautstärkeregler neben der MIDI-Buchse tut nichts für den Kopfhörer-Ausgang und man kann und muss die Lautstärke nur über den Level vom Overdrive regeln. Eigentlich würde man erwarten, dass man am Kopfhörer das Gleiche wie am Main-Out zu hören und warum ist dessen Buchse eigentlich nicht auf der Oberseite? Aber gut, das sind alles Kleinigkeiten.
Erstes Fazit: ein guter Synthesizer, den ich sicher nicht dringend gebraucht habe, aber dennoch einige Zeit mit großer Freude nutzen werde, weil ja doch schöne Klänge herauskommen, die mit genau diesem Flair auf anderen Instrumenten nicht entstehen.
Zweiter Test (nun mit Patch-Kabeln):
Man kann schon sehr tolle, fette OSC Sync Sounds mit dem neutron basteln, aber zusätzlich zu den Abtast-Artefakten und dem schlechten Frequenzgang des Delays stört mich nun auch dessen Grundrauschen. Ich finde, wenn man schon eine Fabrik baut, um sich eigene BBD-Chips zu bauen, dann sollte man die doch wenigstens in einer vernünftigen Qualität herstellen. Dass es geht, zeigen andere moderne Instrumente, die ebenfalls analoge Delays enthalten. Schade, dass das vermurkst wurde, aber bei diesem Preis braucht einen das auch nicht zu wundern und für Trash-Noise-Drones über eine fette PA ist es sicher gut genug.