Der Neutron ist mein erster (semi-) modularer analoger Synthesizer.
Lange hatte ich gezögert, da mir die modulare Welt immer irgendwie all-verschlingend und endlos vorkam.
Nach ausgiebiger Recherche hatte mich dann der Neutron sowohl vom Klang, als auch von den Möglichkeiten für einen doch sehr moderaten Preis überzeugt.
Das Gerät kam wohlverpackt an und macht gleich auf Anhieb einen sehr guten und stabilen Eindruck. Alles ist erstaunlich wertig und sollte eine ganze Weile Spaß machen.
Nur die beiden Tuning-Regler wünsche ich mir schwergängiger, sie reagieren sehr sensibel auf die kleinste Berührung. Beim Stimmen der Oszillatoren fühlt es sich so an, als ob man nur dagegen zu atmen bräuchte, um den letzten Cent zu justieren...
A-propos stimmen: Die Neutron App für den PC ist hier Gold wert, mit ihren beiden Tunern. Auch sonst ist die App sehr hilfreich und erspart einem die kryptischen Tastenkombinationen.
Ich verbinde den Neutron via Midi mit meinem Audio-Interface, dadurch bleibt der USB-Midi Port frei für die App und diese kann parallel zur DAW (Bitwig) genutzt werden.
Und dann ist da der Sound: Wow.
Das kleine Ding haut einem buttrige Bässe um die Ohren, dass ich regelmäßig meinen Subwoofer ausschalte - ich mag meine Nachbarn sehr... ;-)
Und auch nach oben zirpt und zwitschert es, dass es eine Freude ist.
Da sehen meine ganzen virtuellen Instrumente irgendwie blass aus.
Das Ding lebt und atmet.
Und der Moment, wo man alle Kabel abzieht, wissend, dass man das so nie wieder exakt herstellen kann. Dass der großartige Klang den man gebastelt hat, nur noch in den Aufnahmen existiert.
Gelesen habe ich davon oft, aber dieses direkte und vergängliche hat eine ganz besondere Magie, ebenso wie das direkte Berühren und Bewegen der Regler die unheimlich sensibel reagieren, wo man nicht Werte eintippt oder Presets aufruft...
Wie die Arbeiten von Andy Goldsworthy.
Das ganze Konzept des Neutron ist sehr ausgewogen, man hat alles was man braucht um anzufangen (und sofort will man mehr - mein Gefühl bezüglich "allverschlingend" und "endlos" war also durchaus korrekt) und die Auswahl der verfügbaren Regler und Patchpoints ist wirklich gut.
Glücklicherweise hatte ich gleich zwei zusätzliche Sets an Patch-Kabeln mitbestellt, die braucht man um wirklich arbeiten zu können.
Von traumhaft schönen Sequencer-Läufen bis zu völlig abgespacten Sound Orgien ist alles machbar. Sobald man in Richtung FM und Cross-Modulation geht, kann man nur noch in der DAW auf Aufnahme drücken und sich in den Klang werfen - schwimmen, tauchen, untergehen...
Ich weiß noch nicht, wohin mich das ganze führen wird, empfinde es aber schon nach knapp zwei Wochen als massive Bereicherung und könnte mir vorstellen, dass es meine ganze Art, Musik zu machen, grundlegend verändert.
Danke Behringer! :-)