Als Behringer diesen Synth präsentierte, war ich so extrem gehyped, dass ich ihn mir sofort bestellte. Nach 6 Monaten Wartezeit stornierte ich das Ganze dann und dachte mir, dass ich ihn erst dann bestelle, wenn Behringer dazu in der Lage ist, ihn in ausreichenden Stückzahlen zur Verfügung zu stellen. Das hatte den Grund, falls das Gerät fehlerhaft ist, dass ich sofort Ersatz erhalte und dies war zu dem Zeitpunkt aufgrund der mangelhaften Verfügbarkeit nicht möglich.
Nun ist er ja endlich jederzeit vergügbar, von daher habe ich jetzt auch zugeschlagen.
Das Päckchen kam pünktlich bei mir an und natürlich musste ich ihn schnell noch kurz ausprobieren, bevor ich auf Arbeit musste.
Als ich ihn auspackte, war ich von der guten Verarbeitungsqualität überrascht. Klar, der untere Teil des Synths besteht aus Kunststoff, jedoch die obere Abdeckung ist aus Metall. Das bekommen selbt bekannte Marken, wo man weitaus mehr für ein Synth zahlt, nicht hin. Auch positiv angetan bin ich von der Größe des Gerätes. Er ist auf jeden Fall größer als der JT-4000, was mir bei weitem besser gefällt, da man dadurch mehr Funktionen direkt bedienen kann. Es sind nicht alle Funktionen im Stand-Alone Betrieb schnell ansteuerbar, jedoch will ich den Synth nur in meinem Studio verwenden und via DAW ansteuern. Einziger Mangel, den ich feststellen durfte ist der Analog Stick am Gerät. Er schleift in einer bestimmten Stellung am Gehäuse, was vermutlich normalerweise nicht so sein sollte - Vermutlich nicht gerade eingebaut. Da ich ihn eh nur mit der DAW ansteuern will, ist mir das eigentlich egal, dennoch sollte man bei Behringer etwas auf Qualitätsprüfung setzen. Die einzelnen Knobs hätte man meiner Meinung nach noch etwas auseinander setzen können, genug Platz wäre da gewesen. Nun besteht eben das Problem, dass man die Knobs nur mit den Fingerspitzen bedienen kann, weil sie eben so nahe aneinander gereiht sind.
Das Programmieren der DAW auf den Synth geht dank mitgelieferten MIDI-Sheet in der Bedienungsanleitung ruck zuck von der Hand, darüber kann man alle wichtigen Funktionen innerhalb der DAW ansteuern und automatisieren. Es gibt auch diverse Dritthersteller, welche bereits VST Editoren für den VS Pro Mini erstellt haben, davon rate ich allerdings ab, da diese grundlos eine exklusive MIDI-Verbindung zum Gerät brauchen, wo man wieder virtuelle MIDI-Ports erstellen und die MIDI-Ansteuerung in der DAW selbst deaktivieren muss. Das braucht man nicht, es geht auch vollkommen ohne den Plugins und kostet keinen müden Cent extra (funktioniert auch bei weitem besser, da keine Latenzen entstehen, was bei den VST-Editor-Plugins passiert).
Es sind bereits 32 Presets und 16 Pattern auf dem Gerät vorgespeichert, welche man dank Synthtribe App von Behringer auch auf dem PC abspeichern oder vom PC auf den Synth laden kann. So muss das bei allen Herstellern sein. Auch in der DAW kann man SysEx-Daten direkt an das Gerät senden, wenn man eigens programmierte Presets bereits in der DAW erstellt hat (voraussetzung ist natürlich ein Plugin, was SysEx-Daten an MIDI-Geräte senden kann). Absolut vorbildlich.
Kommen wir nun zum Klang. Ich habe schon einige Reviews gelesen und Videos gesehen, wo sich Nutzer über ein starkes Grundrauschen beschweren. Ich selbst kann dies bei meinem Gerät nicht feststellen (so wie bei meinem JT-4000 auch nicht, was ja am gleichen Problem leiden soll). Ich kann leider nicht beurteilen, wie andere Nutzer das Gerät mit Strom versorgen oder wie deren Ausstattung allgemein aussieht, weder am USB-Anschluss meines Rechners, noch am Ladegerät meines Smartphones erzeugt das Gerät Rauschen. Also alles tippi toppi.
Die vorgespeicherten Pattern sind eigentlich nur Spielerei, um einfach mal die Presets durchhören zu können. Bei den Pattern ist nicht wirklich etwas dabei, was man später verwenden möchte, bei den Presets hingegen sind einige dabei, welche ich sicher irgendwie, irgendwo einbauen werde. Im Gesamten hören sich die Presets schon okay an, mir selbst fehlt jedoch irgendwie der Druck und Volumen des Sounds. Es klingt leider alles etwas dünn. Aber es ist eben auch kein Original Prophet VS - Es ist eine Anlehnung an das Original. Wenn man sich nun insgesamt 4 der VS Pro Mini Synths kauft, kann ich mir schon vorstellen, dass man das Original sehr nahe imitieren kann. Ein einziges Gerät verfügt ja gerade mal 1 VCA für alle Polyphonie-Stimmen gleichzeitig. Ich werde mir wohl noch ein paar davon kaufen müssen und diese synchronisiert spielen lassen (nur eben mit unterschiedl. Parametern), um einen voluminöseren Sound aus diesen kleinen Synth herauszupressen. So teuer ist der Synth nicht und man kann dieses Risiko wagen.
Handelt es sich um ein "Spielzeug", wie manche behaupten?
Keinesfalls. Ein Kind würde wahllos auf den Tasten herumklimpern und gar nicht begreifen, was es mit diesem Synth anstellen kann. Man kann mit dem Synth schon ziemlich komplexe Sounds erzeugen, alles liegt letztendlich in der Kreativität und Fantasie des Bedieners. Man muss sich einfach nur damit auseinandersetzen und beschäftigen.
Kann ich den VS Pro Mini empfehlen?
Wenn man nicht voreingenommen an die Sache herangeht und auch experimentierfreudig ist und den Synth mit seiner DAW im Studio nutzen will, dann schlagt zu. Einen Fehler kann man bei dem niedrigen Preis nicht machen. Der VS Pro Mini ist ein super Synthesizer, der sogar weniger kostet als manch VST-Plugin. Zudem raubt dieser der CPU in der DAW keine Leistung, wenn man ihn über MIDI ansteuert, da das Gerät die Sounds selbst erzeugt. Schon allein dieser Punkt ist ein eindeutiges "JA" von mir.
Für Leute, die gerne Live auftreten und alles Live einspielen, ja auch für euch ist das Gerät mit ein paar Umwegen interessant. Ihr müsst die Problematik mit den Untermenüs eben mit externen MIDI-Kontrollern (Keyboards und Knob-Kontrollern) lösen. Wenn man nur will, ist alles möglich.