Die Verarbeitung ist nicht schlecht (von herausstehenden Schrauben an den Seitenteilen mal abgesehen), aber bei dem Gehäuse habe ich größere Federn erwartet. Ich weiß nicht wie viele und welche im Vorbild eingebaut sind, aber hier sind es zwei Stück mit ca. 10cm Länge und ca. 4mm Durchmesser. Der Hersteller scheint "Belcat" zu sein.
Die Abstimmung des Reverb Reglers ist (für mein Empfinden) nicht gerade sinnvoll gewählt. Wohl dosieren ist so gut wie nicht möglich, da es sich von 0 bis 1 nur schwer regeln lässt, und auf Stellung 2 der Anteil schon viel zu hoch ist.
Zudem treten ab dem Punkt dröhnende Resonanzen auf. Mit zunehmendem Anteil werden sie lauter, bis sie das Eingangssignal übertönen und bevor der Regler 12 Uhr erreicht, übersteuert es intern, sodass man gezwungen ist, das Eingangssignal zu senken, was wiederum den Driveanteil beeinflusst.
Der "Sweetspot" für den Normalgebrauch liegt irgendwo bei 1, was man auch bei den Demovideos erkennen kann. Darüber hinaus wird es (sagen wir mal) experimentell.
Es "dröhnt" aber nicht jede Note gleich. Manche kaum, andere übermäßig. Das kenne ich auch vom "Light Pedal", aber dort kann man das Problem umgehen, indem man die Federn an anderen Stellen abtastet. Beim 636 (neuerdings 646) muss man das mit Outboardmitteln in den Griff bekommen.
Dass die Bypass-Schaltung nur mittels Fußschalter erreichbar ist, finde ich nicht besonders benutzerfreundlich. Ist ja nicht so, dass es auf der Bedienfläche oder der Rückseite nicht genug Platz gäbe.
Außerdem ist es mühsam sich für den richtigen Eingang zu entscheiden. Ich schaltete den 636 zwischen dem Rec Out vom Gitarrenamp und dem Audiointerface. Der eine Kanal übersteuerte zu sehr, der Andere zu wenig oder zu unschön. Das hätte man sicherlich auch besser lösen können.
Mit dem Sound des Overdrives konnte ich mich noch nicht so richtig anfreunden, aber das ist wohl Geschmackssache, und sicherlich auch vom Eingangssignal abhängig.
Es ist aber nicht so, dass alles am Gerät schlecht wäre, und man braucht tatsächlich etwas Zeit, um es kennenzulernen, und die "Sweetspots" zu entdecken, aber es wäre (meiner Meinung nach) besser gewesen, wenn man es praktikabler gestaltet hätte, statt damit zu werben, dass man "Geduld und Erfahrung" benötigt.
Hat man die Geduld aufgebracht und die Erfahrung gesammelt, kann man es gezielt einsetzen. Man kommt aber nicht drum herum dem Gerät viel Aufmerksamkeit zu schenken. Den Fußschalter anbringen, Resonanzen in den Griff bekommen, Umstöpseln der Kanäle für den gewünschten Driveanteil und Lautstärkekorrekturen je nach Reverbanteil. Wem das nichts ausmacht, könnte Freude am Gerät finden, und alle anderen sollten sich Platz im Schrank freihalten.