(Kurzes Fazit + "Ist das was für mich?" am Ende der Bewertung)
Einer der großen Vorteile an der fortschreitenden Modernisierung und Standardisierung ist, dass zahlreiche elektronische Komponenten mittlerweile völlig unabhängig vom Hersteller ähnlich gute Qualitäten aufweisen. Das zeigt sich insbesondere an diesem Interface.
Klar, es ist Behringer und klar, der Name erinnert mehr an den ESC-Gewinner von vor ein paar Jahren als an eine nahmhafte Marke, jedoch hat mich das Audiointerface sehr überrascht. Schon seit einigen Jahren grabe ich mich immer tiefer in möglichst neutrale und perfekte Sounds, und da ist das Interface (und dementsprechend auch die größeren Verwandten mit 4 oder 8 Inputs) Preis-Leistungs-technisch nicht zu übertreffen. Dazu sei gesagt, dass ich das Interface momentan nutze, um ein paar Yamaha HS8 zu befeuern, die schon einen sehr neutralen Frequenzgang haben.
Für extrem weniges Geld bekommt man hier solide A/D-D/A-Wandler, die, wie es eine andere Bewertung schon angedeutet hat, zwar etwas komprimieren, jedoch trotz allem einen sehr neutral wirkenden Sound erzeugen. Mit dem Interface habe ich im Zuge einer EP-Aufnahme jetzt Schlagzeug, Bass, Gitarren und Vocals aufgenommen und die gröbsten Probleme stammen tatsächlich eher von den Mikrofonen als von dem Interface. Mir kommt es ein wenig vor, als ob die Höhen etwas mehr Saft vertragen könnten, aber für den Preis kann man wirklich nicht meckern, zumal sich so etwas über den Equalizer gut ausbessern lässt.
Was mich ein wenig stört, ist, dass hier die Stromzufuhr nicht wenigstens optional über ein separates Netzteil gehandlet werden kann, denn wenn mein MacBook schneller herunter gefahren ist, als ich meine Monitorboxen ausschalten kann, entsteht ein ganz fieser Sound vom Entladen der Kondensatoren. Das macht das Interface natürlich optimal für den mobilen Einsatz, aber in einem Kontext von mangelnden USB-Anschlüssen (MacBook eben) und der Notwendigkeit, die benötigten mA an das Gerät zu senden, hätte vor allem für Festinstallationen (in meinem Homestudio) so eine Funktion nicht geschadet.
Zur Verarbeitung ist anzumerken, dass die phänomenal ist. Auch nach mittlerweile mehreren Monaten ständigem rein- und rausstecken von Kabeln und dem ständigen Mitnehmen zu den Aufnahmesessions hat sich an der Präzision der Potis oder der Stabilität der Inputs nichts geändert. Zudem zeugt auch das Metallgehäuse von einer guten Verarbeitung.
Bezüglich der Funktionalität bin ich ein enormer Freund des Minimalismus: Zwei Ins, zwei Outs, 48V zuschaltbar, Pad und Inst/Mic-Schalter an den Kanälen, zwei Volume-Potis für Headphones und Main Outs und die Direct Monitor-Funktion sind notwendig und ausreichend ? kein Pseudo-Schnickschnack, bei dem man sich vielleicht denkt "Oh, könnte ich bestimmt mal gebrauchen" und es dann doch nach drei mal rumspielen sein lässt. Denn letztlich ist ein Audio-Interface genau dafür da: Eine Schnittstelle zwischen analogen Mikros und Boxen und der digitalen DAW herzustellen. Genau das tut das Behringer, und das tut es gut.
====== FAZIT ======
* Bedienung: Keine Bedienungsanleitung notwendig, jede Funktion ist klar erkennbar und man muss bis auf beim Direct Out nicht beachten, wie man was geschaltet hat (d.h. keine Interdependenzen der einzelnen Funktionen).
* Features: Exakt on point. Es fehlt nichts, was man braucht, und es ist kein unnötiger Ballast drin. (well? maybe XLR Outs??)
* Sound: Wie schon angesprochen ein bissl kompirmiert und zu wenig Höhen, aber nichts, was sich nicht durch jeden 08/15-EQ beheben ließe
* Verarbeitung: Astrein. Solide von vorne bis hinten und man braucht keine Angst zu haben, das Ding mal mit dem Studioboden vertraut zu machen.
=== WANN LOHNT ES SICH? ====
Das Interface lohnt sich ?
* ? für Homestudios und DIY-Produktionen, die sauber und ausgewogen klingen sollen
* ? für Menschen, die eher dem Grundsatz "One device, one function" folgen
* ? für Menschen, die sich lieber ein RME besorgt hätten, denen aber das Geld fehlt
* ? für Roadsituationen, in denen man mit zerbrechlicher Elektronik nichts anfangen kann.