Zweifellos gibt es in allen Disziplinen, die das XR18 in einem lächerlich kleinen (aber metallenen!) Gehäuse vereint, ausgefuchstere und messtechnisch überlegene Geräte.
Was hier allerdings auf kleinstem Raum für ebenso kleines Geld angeboten wird, ist schlicht und einfach mal der Hammer. Weil's tatsächlich funktionert! ;-)
Die 16 + 2 Inputs lassen sich auf 6 Auxe/Monitorwege und den L/R-Master verteilen, alles hübsch mit XLR-Outputs, wo entweder ein 6-Band parametrischer EQ ODER ein graphischer EQ sein Werk verrichtet. Alles am Platz, fantastisch!
Die Channelstrips sind fast schon mehr als 'Brot-und-Butter': Input Gain (digital kontrolliert), 48V, Lo Cut (stufenlos durchstimmbar), Gate/Expander mit Keyfilter und Sidechain-Möglichkeit, Comp/Exp mit Keyfilter, Sidechain und instant Parallelkompression über Wet/Dry-Regler, 4-Band-Vollparametrik-EQ mit auswählbaren Shapes pro Band und RTA, Insertmöglichkeit für Rack-FX. Und das klingt alles auch noch gut!
Die 4 FXs können in Send- und Insertkonfiguration betrieben werden. Auch hier ist eine ganze Palette mehr als brauchbarer Plugins vorhanden.
Das XR18 connected problemfrei mit iPad und meinem steinalten Androidentelefon - cool! Für iPhone gibt's derzeit keine App. Die iPad-App ist, ähnlich wie die Pendants von Mackie oder X/M32, gut bedienbar, wenngleich ohne echte Regler nicht wirklich von fantastischer Ergonomie gesprochen werden kann. Dennoch - es funzt! Ist man willens, sich die entsprechende Finger-Choreographie anzueignen, hat man recht flott Zugriff auf alles und kann auch aktiv mitmischen, inklusive Effektezauber und Monitorverwaltung. Letztere kann man getrost auch den Musikern selber überlassen, via WLan kann sich jeder randocken, dem man das Passwort verrät und mittels handelsüblichen Telefon (außer iPhone eben) oder Tablet den Monitormix selber regeln.
Als heißesten Tip für die Live-Anwendung mit derlei virtuellen Mischgeräten empfehle ich eine satte Portion Seelenruhe oder eine Meditation über die Zahl 42... kann schon mal vorkommen, dass die WLan-Verbindung kurz abbricht und Panik entsteht. Diese Probleme kenne ich aber auch von anderen Szenarien, anderen Pulten, anderen Herstellern - mit internen und externen, 2,4 GHz und 5 GHz-Routern. Eine Funkverbindung ist einfach KEIN Kabel, Punkt. Jeder Zuschauer hat seine WLan-/Bluetooth-/mobiles Internet-Wanze in der Hosentasche, dazu vielleicht noch verschiedene Drahtlossysteme auf der Bühne - genaugenommen ist es eher umgedreht ein Wunder, dass überhaupt noch irgendwo Platz für die Steuersignale ist, diesen Frequenzsalat zu durchdringen...
Über den Ethernet-Port lässt sich die XAir Edit-Software anflaschen. Damit ist die Mobiliät dahin, aber die Betriebssicherheit erhöht.
Das XR18 ist zugleich auch ein 18/18-USB-Audiointerface... Die 18 Kanäle liegen simultan einzeln am USB-Anschluss vor, Cubase erkennt nach Installation der simpel gehaltenen Treibersoftware problemlos alle 18 Ins und Outs. Einer meiner Anwendungsfälle ist eine Band mit Click und Stereo-Zuspieler, letzterer kann über das XR18 als Interface an jeden Input adressiert werden (jeder Kanal: Auswahlmöglichkeit zwischen Mic/USB). Gleichzeitig fluppt bei Bedarf der Multikanal-Livemitschnitt in die Maschine - beinah als Nebenprodukt!
Der Behringer USB-Treiber verhält sich da deutlich weniger performant als z.B. der von RME - die Systemlast schnellt da schon mal in die Höhe! Bevor man sich an sowas wagt, unbedingt vorher ausprobieren, ob der Rechner das stabil mitmacht.
Fazit: das Gerät kann nicht alles, aber sehr viel mehr als jeder analoge Kleinmixer mit großem Siderack - extrem viel kleiner, rückenschonender und dabei massiv konnektiv. Tolles Gerät für alle, die ohne anfassbare Bedienelemente zurechtkommen!