? das ist der Grund, warum ich mir den DT 1770 zugelegt habe. Bisher habe ich nahezu jeden derzeit auf dem Markt verfügbaren Beyerdynamic-Kopfhörer gehört und alle gängigen Modelle selbst besessen (DT770/880/990/T70/T90/T1/T5p/?). Nachdem die Heilbronner Kopfhörerspezialisten nun vor einiger Zeit die neuen Modelle DT 1770 und 1990 auf den Markt brachten, war ich also sehr gespannt auf die beiden neuen Hörer, und besonders auf den DT 1770 ? wegen der geschlossenen Bauweise, die ich auch täglich benötige. Sei es im Studio beim Recording oder beim Reisen in öffentlichen Verkehrsmitteln, der Kopfhörer sollte gut isoliert sein und dennoch nicht die typischen Kinderkrankheiten geschlossener Hörer mit sich bringen (beispielsweise In-Kopf-Lokalisation, etc.) ? das würde man bei einem Kopfhörer dieser Preisklasse ohnehin nicht erwarten.
Im September habe ich dann im Rahmes eines allgemeinen Studioupgrades auch meine(n) DT 770 Pro (80, 250 Ohm) durch den neuen DT 1770 ersetzt. Für das etwa vier- bis fünffache des Kostenaufwandes des DT 770 bekommt man mit dem DT 1770 aber auch ein richtiges Upgrade ? von außen bis innen. Die Verarbeitung dieses Kopfhörers ist herausragend und er fühlt sich extrem wertig an. Er kommt dazu mit zwei verschiedenen Ohrpolstern (Kunstleder und Velours), die auch unterschiedliche Klangabstimmungen versprechen (dies kann ich größtenteils bestätigen, man darf hier allerdings auch keine zu großen Unterschiede erwarten). Der Wechsel dieser Ohrpolster geht leider etwas zögerlich voran, obwohl Beyerdynamic versucht hat, genau das besser zu machen. Für mich haben sie es mit diesem Einfädelungssystem nur noch etwas komplizierter gemacht. :-/
Der DT 1770 trägt sich (für mich!) über Stunden hinweg vorzüglich und problemlos, besonders mit den Velours-Pads. Mit den Kunstlederpolstern (die ich ?for the sake of recording? nutze (bessere Schallisolation nach außen)) kann ich nach 1-2-3 Stunden beim Abnehmen der Hörer feststellen, dass durch den etwas schmaleren ?Ohreingang? der Polster, meine Ohren etwas gedrückt sind (nicht schmerzhaft, aber fühlbar). Wenn ich also, und dazu komme ich gleich nochmal, den Kopfhörer wirklich nur zum Musikhören nutzen möchte, dann ist es mir die Mühe des Wechselns auf die Velours-Polster wert, denn so trägt sich der Kopfhörer, ähnlich wie der seichte T1, für mich über Stunden hinweg bei der Arbeit.
Nun zum (fast) wichtigsten Punkt ? dem Sound und der Klangqualität. Natürlich erwartete ich keine vier- bis fünffache Steigerung/Verbesserung gegenüber den DT 770, nur weil der Preis sich entsprechend verhält. Besonders im Bereich HiFi/Sound gilt: Je teurer das Produkt (bei Produktvergleichen), desto marginaler die Verbesserung. Ich erwartete also allenfalls eine Art ?DT 770 Pro Plus Premium Extra Superduper?, der allerdings meine Ansprüche weiterhin erfüllt oder sogar leicht anhebt (die der DT 770 größtenteils auch erfüllte; zur Musikwiedergabe nutze ich i.d.R. offene Kopfhörer, daher war der 770 für mich ein Arbeitstier auf meinen Ohren, wenn ich entsprechend in der Booth vor dem Mikrofon stand). Tatsächlich ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem DT 770 zu hören. Der DT 1770 weiß mit Präzision und angenehmer Abstimmung im Höhenbereich zu überzeugen, gleichfalls aber auch Druck zu machen mit zielgenauen und knackigen Bässen. Auch der DT 1770 hat seine Schwächen, v.a. wenn man ihn gegen Flagschiffe wie T1 oder (Sennheiser) HD800 laufen lässt. Hier wirkt der DT 1770 im Vergleich (besonders beim Aufziehen des Hörers) besonders bei Vocalaufnahmen deutlich weniger transparent und gesellt sich somit zur Mittelklassereihe von Beyer, die beispielsweise auch die T70/T90 einschließen, die im Vergleich zu Referenzhörern (T1/HD800) einfach weniger sanft und seidig mit den Stimmen klingen. Natürlich fällt auch eine klarer Unterschied im Bassbereich auf, denn hier macht der DT 1770 mit seiner geschlossenen Bauweise mehr Druck und vibriert manchmal sogar leicht auf den Ohren (das habe ich bisher, wenn ÜBERHAUPT, nur beim Sennheiser HD820 so verspürt), was für mich ein sehr angenehmes Gefühl ist, da es die Musik (auch hier wieder: für mich!) etwas lebendiger macht und ich allgemein gerne den Bass sensorisch spüre.
Aufgrund der geschlossenen Bauweise und der klanglich etwas weniger neutralen, linearen Abstimmung der DT 1770 hätte ich nicht gedacht, dass ich mit diesen Kopfhörern mixen könnte. Für mich war beim Mixing bisher nur der T1/HD800 vorstellbar, da ich sonst das Gefühl hatte, ich könnte nicht alles hören bzw. einfließen lassen ? und trotz des anders abgestimmten Klangbildes habe ich bisher mit diesem Kopfhörer exzellente Mixingergebnisse erzielen können (man möge sich seinen Mix danach einfach mit einem T1 anhören, und man bekommt die Wahrheit in das Gehör gehaucht), die eine absolut grundsolide Basis für das spätere Mastering boten und mich daher vollkommen glücklich machten.
Tatsächlich nutze ich mittlerweile den DT 1770 auch sehr gerne zum Musikhören (i. S. v. Musikgenuss), da seine klangliche Charakteristik vielen Tracks einzigartiges Leben gibt ? besonders im Hip-Hop-/ Rap-Bereich. Er macht einfach mehr Druck, ?er macht mehr her? ? denn strenggenommen klingen viele Referenzabspieler (ob Studiomonitore oder Kopfhörer) eigentlich überhaupt gar nicht gut bzw. ? ?geil?, sondern halt komplett ehrlich. Das ist hier ein bisschen anders ? ich finde die Mischung aus Studio- und HiFi-Hörer absolut gelungen.
Ein letztes Wort (zum Thema Sound) möchte ich allerdings noch hinzufügen. Ich habe für alle meine Tests ausschließlich beste Kopfhörerverstärker und Digitalwandler gewählt (dieselben, die auch mein Studio zieren). Besonders die Wahl des KHV/DAC und auch der Input-Quelle haben maßgeblichen Einfluss auf das Hörerlebnis. In meinem Falle kam ein Fostex HP A8C als DAC-KHV-Kombi bzw. ein Mytek Digital Brooklyn DAC+ in Kombination mit einem Beyerdynamic A2 zum Einsatz. Als Zuspielquelle wurden Standard-CD, HiRes-Audio, der Streamingservice Tidal in ?Master?-Qualität (= MQA) sowie analoge Vinyl (Thorens TD 309) gewählt.
Der Kauf hat sich für mich definitiv gelohnt. Ich habe nun einen neuen, fast universell einsetzbaren, geschlossenen Kopfhörer der Beyerdynamic-Mittelklasse, der mir sicherlich noch einige Zeit Freude bereiten wird.
ETWAS, DAS MIR ALLERDINGS KEINE LANGE FREUDE BEREITET?
ist das Spiralkabel. Obwohl es nicht einmal auf dem Erdboden lag (o.Ä.), pfleglich behandelt wurde, und nichts auffälliges passierte, war das Spiralkabel nach nicht einmal 48 Stunden schon ?angebrochen? ? irgendwo in der Kabelspirale, und das hört man leider. Ich habe das Kabel noch einige weitere Zeit genutzt, bevor es mir dann nach einem Monat ganz den Geist aufgab. Dank der zügigen Bearbeitung meiner Reklamation bei Thomann (der Versand von Beyer an Thomann dauerte allerdings leider etwas länger) erhielt ich nach 3 Wochen ein neues Set an Kabeln (Spiral- als auch Glattkabel). Leider weist das gelieferte Spiralkabel nach nun zirka 7 Tagen wieder ähnliche Fehlercharakteristika auf. SEHR SCHADE, denn das gehört sich nicht für einen Kopfhörer dieser Preisklasse. Im Studio möge man noch darauf verzichten könnten, aber mit 3m Glattkabel im ICE sitzen??