Ich habe viele Kundenbewertungen und Videos durchgearbeitet, um mich für einen Wechsel aus einer 20 jährigen Sennheiser-Gefolgschaft zu entscheiden. Klar, man kann sicher 1000 EUR für AGK in die Hand nehmen und wird dann nicht mehr zurück schauen. Aber nicht jeder hat die Funds und ist daher Preis- und gleichzeitig Qualitätssensibel.
Ich hatte zunächst den Shure 1540 bestellt, der wie in den Bewertungen auch richtig angegeben, sehr bass-lastig ist.
Thomann bearbeitet solche Fehlkäufe sehr schnell mit Fokus auf Kundenzufriedenheit.
Sennheiser 280 und 300 Pro waren bisher meine perfekte Abschirmung von der chaotischen Außenwelt, aber leider hat die Qualität und Langlebigkeit abgenommen. Beim 300er war das Ersatzkabel nicht oder nur sehr teuer in den vergangenen Jahren lieferbar. Nachdem ein Töner beim 280er erst nach 8 Jahren ausgefallen war, zerbröselte bei einem 300er ein Töner schon nach 3 Jahren. Vielleicht habe ich auch mehr Musik gehört, d.h. die Bauteile hatten ihre Grenznutzungszeit schneller erreicht.
Der Sound beider Sennheiser war ausgewogen und "knackick" in Hinblick auf 80er und 90er Produktionen. Allerdings musste man die Lautstärke schon recht hoch stellen, um den kompletten Frequenzbereich deutlich abhören zu können.
Für Musikproduktionen benötige ich einen Kopfhörer, der über das gesamte Frequenzband neutral ist und im Rahmen des "Arbeitsschutzes" die Ohren nicht zertrümmert. Der 700 Pro X entwickelt bereits bei geringer Lautstärke seinen gesamten wiedergebbaren Frequenzbereich und man kann so ermüdungsfrei und ohne Gehörschäden lange an seinen Sounds und Liedern arbeiten.
Nach dem eigenen Musizieren zeigt sich der Köpfhörer auch für den Unterhaltungsbereich, wie Filme, Spiele und Musikhören sehr gut geeignet. Nach Sennheiser entdecke ich mit dem 700 Pro X die akustische Welt noch einmal neu.
Wie schon anderer Bewertungen angezeigt haben, ist die Kunststoffkapsel materialmäßig wahrscheinlich zu dünn. Sie überträgt das Rascheln den Kabels. Da ich am Computer still sitze, ist das kein Problem.
Das Velours ist gewöhnungsbedürftig. Eher was für langhaarige Mädchen oder Jungen. Man hat beim Aufsetzen sofort den Eindruck, Omas Strickpulli über die Ohren zu ziehen. Jetzt suche ich ein klimatisiertes Studio. Möglicherweise versucht der Hersteller, ein Alleinstellungsmerkmal mit dem Velours zu generieren. Hier wäre es kundenorientiert, wenn es als Zubehör Imitatlederpolster gäbe.
Bei den Kabeln fällt der bei Sennheiser beobachtete Qualitätsschwund auch auf, was sicher den Zulieferern und dem Kupfermangel geschuldet ist. Da zwei Kabel geliefert werden, scheint man jedenfalls dem oben genannten Sennheiser-Problem proaktiv entgegen zu treten.
Mein Fazit, ich bleibe dem 700 Pro X treu und wenn wir 7 Jahre Freundschaft halten, lasse ich mich von Beyerdynamic gern von einem Nachfolger überzeugen. Ich hoffe, das bleibt Made in Germany.
Nachtrag 29.10.2024:
Ich habe den KH seit dem Kauf fast täglich auf dem Kopf bzw. den Ohren gehabt. Bisher kein Kabelbruch ;-)
Leider hat sich aber der Überzug des Kopfpolsters von dem Träger gelöst. Der Hersteller verwendet eine geheimnisvolle Kunststoffmischung, die grundsätzlich Klebstoffe abzuweisen scheint. Der Herstellerkleber hält ebenso wenig wie von mir zum Reparieren verwendete Sekunden oder Alleskleber.
Austauschteile sind billig zu haben, was bei der Qualität nicht verwundert, aber dafür muß man schon wieder die "halbe globale Wirtschaft" in Gang setzen, wo ja gerade der Transport von überwiegend Luftpolstern nicht Umweltneutral ist. Gut, es fördert Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor.
Positiv bewerte ich auf jeden Fall den Sound. Ich benutze den KH vorwiegend an der Studio One DAW. Die Klangwiedergabe erfüllt voll meine Bedürfnisse.
Die Messungen auf diesem YT Kanal veranschaulichen die Tonwiedergabe:
https://www.youtube.com/watch?v=8mgR2D1yCTk