Das M88 ist eigentlich ein hervorragendes dynamisches Mikrofon - eigentlich.
Gut, das erste Exemplar musste ich zurückschicken, denn die XLR-Buchse war so locker, dass an einen reibungslosen Gebrauch nicht zu denken war. Ein Negativpunkt an die Endkontrolle bei Beyer.
Beim zweiten Exemplar war endlich alles so, wie es sein sollte, leider auch die Handhabungsgeräusche am Schaft. Um an dieser Stelle Beyer selbst zu zitieren: Das Werk bezeichnet das M88 als Gesangs- und Instrumentalmikrofon. Aber ein Mikro, das derartig schlecht gegen Handgeräusche isoliert ist, kann eigentlich nur bedingt als Gesangsmikrofon bezeichnet werden, es sei denn, die Firma denkt, dass Sänger ihre Mikros generell auf dem Stativ belassen.
Außerdem entpuppt sich das M88 auch nicht als immun gegenüber Plosiven, d.h. den bekannten Luft nach vorne schleudernden Konsonanten. Eine dementsprechend angepasste Mikrofontechnik oder ein Popschutz ist daher notwendig.
Aber das ist nicht alles.
Wer kam bei Beyer auf die abstruse Idee, die wunderbaren alten MKV-Klemmen gegen deutlich schlechtere zu ersetzen? Sie versprühen echten China-Charme und erweisen sich des Mikrofons als absolut unwürdig. Konkret: Die neue Klemme ist in etwa eine Nummer zu klein und Biegsamkeit ist für sie ein echtes Fremdwort. Falls man das Mikro in sie "hineinwürgen" möchte, sollte man vorher etwas Bodybuilding betrieben haben. Ein Witz!
Frage: Welcher Sänger - ein "/in" bitte selbständig hinzudenken - wird sich diese Prozedur freiwillig antun? Auf der Bühne, vor Publikum?
Die einzige Abhilfe bestünde darin, sich auf dem Gebrauchtmarkt nach einer alten MKV8 umzusehen. Die passt und besitzt genau die richtige Mischung aus Festigkeit und Flexibilität.
Als Gesangsmikrofon kann ich das M88 aus all diesen Gründen also nur bedingt empfehlen. Als Instrumentalmikrofon dagegen uneingeschränkt - abgesehen von der elenden Klemme.
Es umfasst einen weiten Frequenzbereich, besitzt eine gute Auflösung und tendiert tief unten nicht zum Dröhnen und hoch oben nicht zum Zischen. Ein homogenes, detailreiches und eher weiches Klangbild ist das Resultat.
Zum Schluss - falls es sich noch nicht herumgesprochen hat: Das M88 kann auch Kick-Drum, und wie! Aber bei der Nutzung bitte immer an einen Popschutz denken, denn ohne den könnte die Membran auf einen Besuch bei Beyer bestehen.