Zuerst die guten Nachrichten: Dieses Mikrofon hat einen erstaunlich hohen Output. Genau genommen den höchsten von allen anderen 7 Kleinmembran-Kondensator-Mikrofon-Paaren, die ich besitze: Neumann KM 184, AKG C 451, AKG C 391, Audio Technica 4041, Audio Technica 3031, Octava Mk 012, Sennheiser E 614. Gut, dass es einen -15 dB Pad Schalter hat, der ist in diesem Fall sehr wichtig!
Die Verarbeitung ist erstklassig; ebenso die mitgelieferte eigens konstruierte Halterung, die für mich ein Mittelding darstellt zwischen einfacher Mikro-Klemme und professioneller Mikrofon-Spinne mit Gummihalterung (siehe Abbildung).
Das Beyer MC 930 versteht es hervorragend, solche Signale, die kein "Leben" bestitzen, aufzupauschen und wirkungsvoll "in Szene zu setzen". Und genau hier kann man - wenn man so will - auch die Nachteile des Mikros sehen: Laute, schrille Instrumente (wie HiHats, Cymbals, Ovation-Gitarren, Mandolinen, Violinen, Piccolo-Flöten ...) klingen damit eher hart; bisweilen sogar unnötig scharf.
Mit einem API 512c Mic Preamp getestet (Abnahme einer Mandoline) hatte ich ein kleines "Problem": Ohne Pad-Schalter musste ich den Gain-Regler beim Preamp auf 0 stellen; mit Pad-Schalter musste ich den Gain-Regler wiederum auf 3/4 stellen ...
Ich habe es spaßhalber im Studio auch mit Stimmen ausprobiert. Ergebnis: Die Stimmen klingen allesamt sehr hart und scharf; insgbesondere die sss zischen ungemein. (Klar, es ist kein Gesangs-Mikro ... ich fand's einfach interessant, es auch mal so zu testen.)
Fazit: Wer ein Mikrofon mit höchster Klangtreue sucht - für die größtmögliche Abbildung der Realität - sollte sich eher ein anderes Mikrofon zulegen (z. B. Neumann KM 184 - oder, wenn's billiger sein soll - ein Octava). Wer ein jedoch ein Mikrofon sucht, welches es versteht, leisen bzw. leblosen Signalen mehr Präsenz und Durchsetzungsvermögen im Mix zu verleihen, liegt wiederum beim Beyer MC 930 genau richtig.