Ich habe das Gerät für mein kleines Hobby-"Heimstudio" bestellt, um erst einmal alle Brot-und-Butter-Effekte für meinen 6-saitigen Shortscale von Ibanez in einer kleinen Kiste zu haben. (Für besondere Effekte habe ich eh besondere Geräte, daher habe ich den Bereich kaum angetastet.)
Deb Klang haben viele Rezensenten vor mir gelobt – dem Lob kann ich mich ruhig anschließen. Alles klingt, wie ich es erwartet hätte – keine unangenehmen Überraschungen. Im Übrigen habe ich auch kein Rauschen entdeckt, auch – oh Wunder – kein Brummen trotz meines gepflegten Kabelsalats. Apropos Kabel und Strom, das Gerät braucht wohl tatsächlich ein Netzteil von Boss oder jedenfalls ein Netzteil für sich mlleine; mit dem Power Plant Junior von Thomann startet das Pedal hin und wieder neu.
Bei der Bedienung hat auch Boss keine geniale Lösung für so ein Multi-Gerät: so kann sich das Bedienpanel nicht entscheiden, ob es mit Händen auf dem Tisch oder mit Füßen am Boden lieber in Berührung kommt. Die ganzen Knöpfe, Dreher und vor allem das recht kleine Display sagen "Streichle mich auf dem Tisch!"; die drei großen, wackeligen Taster dagegen "Tritt mich!". Das Schwellpedal ist hier unentschieden, ich hatte jedenfalls Bedenken, das auch nur ein wenig beherzt durchzudrücken.
Kein Problem, sagt sich der Zeitgenosse, die Patches bastle ich mir eh am Mac (oder PC). Also: Software von der Boss-Website runterladen, entpacken, USB-Kabel (nicht mitgeliefert) rein, Gerät an und es passiert — nichts. Die Software findet kein angeschlossenes Gerät.
Nach kurzem Hin und Her die Lösung: für das Boss-Gerät muss ein Treiber installiert werden. Ja, auch für den Mac.
Nun haben sich hier einige Geräte angesammelt, die irgendwann im Laufe der Zeit mangels Softwareunterstützung zum Elektroschrott wurden: alles recht gut erhalten, unter anderem ein MIDI-Multiinterface von emagic, zwei MIDI-Keyboards, aus dem nichtmusikalischen Bereich zwei (!) Wacom-Tablets. Allen gemeinsam ist, dass die Hersteller irgendwann keinen Treiber mehr lieferten.
Inzwischen sind die meisten Geräte "USB Class compliant", d.h. sie brauchen (jedenfalls auf dem Mac) keine Treiber. Das ist zwar natürlich auch kein Ewigkeitsgarant, aber irgendwann habe ich mich entschlossen, nie wieder Geräte kaufen, die noch sowas wie einen Treiber für die Anbindung an den Mac nötig haben. Den Umstand, dass voll funktionsfähige Geräte mangels Softwareunterstützung zum Elektroschrott werden, kann ich weder ökonomisch noch ökologisch unterstützen.
Hauptsächlich aus diesem einen Grund schicke ich das Pedal schweren Herzens zurück.