Auf der Suche nach einem low/medium Gain Overdrive für vor einen Fender (oder ähnlichen) Amp hat man immer das Problem, das die Höhen oft zu viel sind und beim Runterregeln dann die oberen Mitten auch mit verschwinden. Außerdem brauch ich, anscheinend im Gegensatz zu den meisten anderen Gitarristen auch beim Zerrsound die Bässe. Damit fällt das meiste TS-ähnliche auch raus.
Bleibt also gar nicht mehr sooo viel Auswahl. Im Laden freundlicherweise von einem sehr engagierten Mitarbeiter dann eine Reihe Zerrer zwischen 100 Eu und 250 Eu angeschlossen bekommen und ausprobiert. Was soll ich sagen? Das ist mit Abstand der flexibelste. Von wenig Overdrive bis fette Distortion. Reagiert sehr gut auf den Anschlag, komprimiert wenig, aber genau richtig. Alles sehr "amp-like". Die Tonregler tun tatsächlich was und das auch noch im genau richtigen Frequenzbereich. Vielleicht hat das Teil dem einen oder anderen zu wenig eigenen "Charakter", aber da muss man sich halt entscheiden. Mit dem hier bleiben Gitarre und Amp komplett erhalten und die Eigenheiten der Spieltechnik (und halt auch die Mängel) kommen voll durch.
Jetzt der lustige Teil ... Ich habe lange Erfahrung mit Modellern (vom POD 1 weg ...) und gerade Zerrsounds finde ich da bis heute nicht so toll und ich Bezug auf Latenzen hör ich echt Flöhe husten. Zu Hause dann die Überraschung umso größer: Das Ding ist komplett digital! Und beim direkten Vergleich mit analogen Boutique Pedalen, nur mit Kabel direkt in den Amp hab ich gar keinen Unterschied gemerkt ... Hm ... Erstens Boss was richtig gemacht, zweitens bei Gelegenheit mal Vorurteile neu sortieren ....
Also alles gut, vor allem bei dem Preis und der Boss-typischen Verarbeitung. Ach ja, "True Bypass" ist natürlich auch nicht und das ist gut so (aber ein anderes Thema ...)