Mein Anwendungsgebiet für dieses Gerät ist sowohl das multiinstrumentae Üben zu Hause mit Loop-Playback, das Loopen von Phrasen als Keyboarder im Bandkontext sowie das kreative Entwickeln neuer musikalischer Ideen.
Ich habe mich für den Boss RC-202 entschieden, weil es ein Desktopgerät ist. Damit fällt das nervige ständige Bücken weg, um bei den Bodentretern irgendwelche Parameter oder Speicherplätze einzustellen und zu bestätigen. Das Gerät kann ich aufgrund der geringen Größe (im Vergleich zur deutlich größeren RC-505) direkt auf dem Masterkeyboard abstellen und habe alle Bedien- und Anzeigeelemente im direkten Zugriff. Über den Fussschalteranschluss kann man zwei (beliebige) Funktionen auf Fussschalter legen und damit wie von Bodentretern gewohnt den Looper per Fuß z. B. aktivieren und deaktivieren.
Vorteil aus meiner Sicht ist, dass das Gerät genau zwei Looperkanäle hat. Das ist mehr als einer, was für komplexere Loops oft zu wenig ist, andererseits sind es nicht zu viele, was die Bedienung meiner Meinung nach weniger intuitiv macht. Nutzt man die Möglichkeit, das letzte Overdub stumm zu schalten, hat man insgesamt vier Loops live zur Verfügung.
Ich nutze das z. B., um einen Loop zu Hause vorzubereiten und dauerhaft zu speichern (64 Speicherplätze) und live darüber zu loopen - was ich dann nicht speichere. Damit habe ich immer den gleichen Startpunkt. Die Bedienung ist sehr intuitiv an den großen Buttons. Ich liebe die LED-Kränze, da weiß ich genau wo ich im Loop bin. Auch die eingebauten Rhytmen sind eine gute Spielhilfe - ersetzen jedoch keine Drummaschine. Die Effekte sind solide bis lustig, die sinnvolle Nutzung ist Genre-abhängig und da sollte für alle was dabei sein.
Um das Lesen der Bedienungsanleitung kommt man nicht herum. Trotz intuitiver Bedienung und übersichtlicher Anordnung der Bedienelemente zeigt das 7-Segment-Display oft kryptische Abkürzungen, die man zunächst nur mit Hilfe des Manuals entschlüsselt. Hat man die Philosopie hinter den Abkürzungen verstanden, ist es einfach die Menüs zu verstehen. Dringend empfehlenswert ist es, hierfür die Parameterliste zu studieren, die es allerdings nur als Download auf der Webseite gibt.
Man kann auch mit relativ schwachen Signalen den Line-Eingang gut aussteuern. Normalerweise kommt aus meiner Geräten mehr Pegel raus, so dass ich die Ausgangslautstärke meiner Keyboards deutlich reduzieren musste. Prinzipiell ist das nicht schlecht, man muss aber sauber Einpegeln sonst übersteuert der Eingang des RC-202, daher bei Sound nur 4 Sterne. Den Mikrofoneingang finde ich ausreichend rauscharm für den Betrieb mit den typischen dynamischen Mikrofonen (SM58, etc.).
Ich habe dann mit anderen Setups zum Loopen verglichen: Digitech Jamman Stereo, Jamman XT, Boss RC-1 und Ableton Live mit Launchpad.
Jamman XT (Stereo) und RC-1 (Mono) sind ganz simple Looper, hier gewinnt der RC-202 für mich ganz klar.
Dem Jamman Stereo fehlt der zweite Loop, hat keine Effekte und lässt sich für einige Funktionen nur am Boden bedienen. Das ist Geschmackssache.
Launchpad mit Ableton Live ist eine andere Liga. Allerdings ist das Setup aufwändiger mit PC, Audiointerface und Launchpad. Bei meiner Anwendung ist das eigentlich zu viel des Guten.
Fazit: Wer entspannt am Schreibtisch oder im Keyboardrig loopen will, ist mit dem kleinen RC-202 im Plastikgehäuse und zwei zusätzlichen robusten Fussschaltern hinsichtlich Aufwand/Nutzen sowie Baugröße gut beraten. Mikrofon und Lineeingang arbeiten parallel, man kann beides gleichzeitig nutzen. In dieser Gerätekategorie und Preisklasse derzeit meines Wissens nach das einzige Gerät mit zwei parallelen separat steuerbaren Loops.