Der erste Eindruck ist positiv: Das Keyboard sieht schick aus, ist angenehm leicht, gut verarbeitet und es hat eine gut spielbare (wenn auch sehr leichtgängige) Klaviatur. Lediglich die Lautsprecher sind in puncto Klang bestenfalls unteres Mittelmaß. Trotzdem finde ich sie praktisch, zumal sie sich gut in das Gerätekonzept einfügen und das Keyboard nicht unnötig groß oder schwer machen. Dazu passt dann auch die Möglichkeit, das Keyboard mit Batterien betreiben zu können.
Dass die Bedienung sehr menülastig ist, sollte bei der reduzierten Anzahl an Bedienelementen klar sein. Dennoch ist vieles selbsterklärend, der Schnelleinstieg (Sound auswählen, Begleitrhythmus starten etc.) ist nach wenigen Minuten erfolgt. Die Qualität der meisten Sounds ist überraschend gut und erfüllt auch gehobenere Ansprüche, selbst wenn hier und da die Loops doch sehr kurz geraten sind.
Steigt man etwas tiefer in Gerät ein, stößt man leider sehr schnell auf ärgerliche Einschränkungen:
Die einzelnen Parts der Begleitautomatik lassen sich weder in der Lautstärke regeln, noch stummschalten. Ich erwarte ja nicht, dass ich Styles neu erstellen oder detailliert bearbeiten kann, aber das Anpassen der Lautstärke-Verhältnisse an den musikalischen Kontext ist doch wirklich nicht zu viel verlangt.
Ebenfalls keinen Spaß macht das Anpassen von Sounds: Möchte man einen der (wenigen) Soundparameter editieren, muss man diesen erst einem der drei Drehregler zuweisen. Eine direkte Editierung über das Menü ist nicht möglich. Umständlicher geht es nicht.
Die "systemweiten" Send-Effekte (Reverb, Chorus, Delay) stehen nur in Form von Presets zur Verfügung. Das bedeutet: Es ist schlichtweg nicht möglich, das Delay-Feedback oder die Reverb-Zeit an den musikalischen Kontext anzupassen. Der DSP-Effekt ist hingegen vollständig editierbar (übrigens per Menü).
Der Voice Synth ist schon etwas mehr als nur ein nettes Gimmick und die Einstellmöglichkeiten sind durchaus beachtlich. Dass das Keyboard keinen professionellen Gesang ausspuckt, sollte klar sein. Für lustige Aha-Effekte und das übliche Vocoder-Zeugs taugt er allemal. Möchte man eigene Lyrics für den Voice Synth erstellen, benötigt man eine kostenlose App. Die App selbst ist einfach zu bedienen und funktioniert einwandfrei. Warum der Datenaustausch zwischen Keyboard und Smartphone bzw. Tablet nicht drahtlos erfolgen kann, sondern eine USB-Kabelverbindung erfordert, wissen nur die japanischen Götter. Zumal ein MIDI/Audio-Bluetooth-Adapter mitgeliefert wird.
So, und jetzt genug gemeckert – Zeit für mein persönliches Fazit ;)
Der Begriff "Casiotone" nimmt Anleihen an den Casio-Keyboards aus den frühen 80ern. Und irgendwie ist es Casio auch gelungen, den spröden Charme dieser damaligen "Tischhupen" in die Gegenwart zu befördern: Das Casio CT-S1000V ist ein gelungenes Spaßkeyboard für Nerds, Retro-Fans sowie junge und jung gebliebene Spielkinder. Wer einfach nur Spaß und gute Sounds haben will, ist hier genau richtig. Wer allerdings auch nur ein kleines Fitzelchen mehr an "Deepness" erwartet, dürfte schnell enttäuscht werden.
Die oben genannten Kritikpunkte stören mich so sehr, dass ich das Keyboard retourniert habe – wenn auch mit etwas Wehmut, denn fast wären wir Freunde geworden.