Daddario ENR72

Auf der Suche nach einem Satz Saiten für einen Viersaiter mit einer .050 inches dicken G-Saite, bin ich bei D´Addario fündig geworden. Ich hatte mit den gängigen Sätzen mit einer .045 inches dicken G-Saite immer den Eindruck, daß diese vom Klangvolumen gegenüber den anderen Saiten abfällt. Ich verwende die Saiten auf einem Bass mit Sumpfeschekorpus und Ahornhals, dessen P-Tonabnehmer direkt (ohne Klangregelung oder Elektronik dazwischen) auf die Buchse gelötet sind.

Durch die direkte Verdrahtung hat man das ganze (Höhen-)Spektrum zur Verfügung, bei ungeeigneten Saiten allerdings einen etwas zu spitzen Ton. Das fangen die Semi-Flatwounds sehr gut auf. Die Saitensatz verhilft zu einem durchsetzungsstarken Klangbild, das aber nie aufdringlich ist. Man kann die Saiten "ewig" spielen, da sie sehr gleichmäßig an Brillanz verlieren und man diesen "schleichenden" Verlust nicht wirklich bemerkt. Der Unterschied zu einem neuen Satz ist aber dann leider doch wieder frappierend ...

Auf der Suche nach einem .50er Satz ohne zu viele Höhen kam ich zu den D'addario ENR72.

Das Spielgefühl ist sehr angenehm; die Angst, auf den abgeschliffenen Saiten keinen Halt zu haben, bewahrheitete sich nicht. Bzgl. Spannung und Auslenkung konnte ich keinen Unterschied zu Roundwounds erkennen.

Der Sound ist ähnlich dem von gut eingespielten Rounds - beim Tausch von "alten" (nach 3 Monaten wöchentlicher Proben) EXL160 gegen neue ENR72 war kein großer Unterschied zu hören. Vorteile sind die lange Nutzbarkeit und der warme Ton, mir fehlten schließlich aber doch ein paar Höhen zum Wunschsound.

... wird diese Saiten lieben! Sie haben einen sexy Ton, tendenziell mittig und weich. Ideal für Bass Sounds wie Serge Gainsbourg, Scott Walker, Air, Herman Dune, Beat Bands der späten 60er usw.

Hier gibt's kein metallisches Klirren wie bei (normalen) Roundwound Saiten, aber deutlich mehr Kontour und Sustain als bei Flatwound Saiten. Das "Klackern" auf den Bünden klingt gedämpft, es gibt kaum pfeifige Finger Geräusche bei Slides. Das Plec macht beim Saitenanschlag weniger "ratsch", und wenn man die Saiten mit dem Handrücken abdämpft, geht die Sonne auf :-)

Der ENR72 Satz gefällt mir besser als der Schwestersatz ENR71, insbesondere die E-Saite klingt hier tiefer und druckvoller. Ich spiele sie auf einem Fender Preci, mit Plec und mit Fingern, bei Rock/Pop/Indie. Für härte Gangarten eignen die Saiten sich nicht so, es fehlen einem dann vor allem die Höhen, um sich im Bandkontext seinem Weg zu "fräsen". Aber mit dem entsprechen Amp könnte man das mit entsprechenden EQ-Settings und leichter Verzerrung auch kompensieren.

... aber wenig Brillianz. Neuer Bass - neue Saiten. Ist mein Prinzip und deshalb habe ich meinem SQUIER Preci und meinen Fingern die Semiflatwounds spendiert. Schon wegen der 50er G-Saite, denn die dünnen Dinger haben mich schon immer genervt. Das Zusammenspiel der 4 Saitengenossen ist auch recht ausgeglichen und rund, Fingerschonung inbegriffen. Nur die Höhenanteile wird man vergeblich suchen. Ein solides und tiefbassiges Fundament lässt sich mit den Fingern wunderbar legen, zirpende Mitten und Höhen sollte man nicht erwarten. Kommt eben immer darauf an, für welche Musikrichtung der Basser arbeiten soll. Motown, Blues, Soul - dafür ideal.

Funky Players und Slapartisten - Finger weg lassen!

Beim Durchprobieren der verschiedensten Saiten bin ich auch auf deise Halfrounds gestoßen. Zum Verringern der Fingergeräusche - ausprobieren.
Verarbeitung ist i.O., die Oberfläche ist deutlich glatter und somit gegenüber Roundwounds gewöhnungsbedürftig. Fingergeräusche deutlich reduziert.

Sound: ich hatte einen Vintage-Sound erwartet, doch soooo dumpf waren sie gar nicht. Klar, weninger brilliant als D'Addario Roundwounds, die vorher drauf waren, aber doch mit Obertönen - natürlich nichts für funky styles, aber das ist konstruktionsbedingt klar. Sie hätten auch Standard bei mir werden können ... wenn, ja, wenn nicht die tiefe E-Saite deutlich abgefallen wäre. Wo die anderen Saiten noch einen Sound prouzierten, ploppte sie nur. Klang wie tot, eher nach Einweckgummi denn nach Basssaite.

Von daher Punktabzug auch bei der Verarbeitung, da der Satz in sich unausgewogen war. Vielleicht hab' ich auch einfach nur Pech gehabt ... oder die Saitenstärke ist für Halfrounds etwas zu kräftig geraten (was die tote E-Saite erklären könnte).
Vielleicht probiere ich später noch mal die etwas dünneren Halfrounds; diese sind bei mir schnell im Müll gelandet.
Schade! (Auch in Hinsicht auf den Preis)