Ich war auf der Suche nach einer OM mit Fichtendecke und Mahagoni-Korpus. Es sollte ein komplett massives Instrument werden und das Preislimit lag bei 1.000€. Ein Tonabnehmer würde auch nicht schaden. Die D’Angelico Tammany Ecxel hatte ich zunächst gar nicht auf dem Schirm, da sie bisher mit laminiertem Boden und Zarge hergestellt wurde und ich auch kein Fan der mächtigen Kopfplatte von D‘Angelico bin. Beides wurde aber mit der aktuellen Version gefixt. Nach etlichen Stunden auf Youtube und im Thomann Shop blieben nur noch wenige Gitarren in der engeren Wahl.
Und irgendwie hatte ich mich dann in die Sunburst-Version der Tammany verguckt, obwohl Sunburst eigentlich nicht mein Ding ist. Dank des Art Deco Stils von D’Angelico verliert die Sunburst-Lackierung bei dieser Gitarre das Cowboyhafte und wirkt für mich einfach nur edel. Dazu passt auch die detailverliebte gute Verarbeitung. Allem voran die sehr dünne Lackierung der Decke, bei der sich Holzstruktur noch schön abzeichnet und nicht alles mit Lack zugekleistert ist. Ordentliche Kunststoff-Bindings und eine Abalone Rosette wirken nicht übertrieben, genau wie die kleinen Rauten-Inlays im Griffbrett. Die Kopfplatte ist für D’Angelico-Verhältnisse fast schon schlicht gestaltet, bei anderen Herstellern gälte sie sicher als sehr opulent. Sehr gute vergoldete Grover-Tuner gibt es auch dazu, die Flügel hätten wegen mir allerdings ruhig einfacher sein dürfen.
Die Sitka-Decke ist in der Mitte recht eng gemasert, zu den Seiten hin wird es breiter. Das massive Mahagoni von Zarge und Boden ist unspektakulär gemasert. Beim matt lackierten Mahagoni-Hals ist die Kopfplatte angesetzt, hätte D’Angelico sich hier auch für ein Edelholz-Furnier entschieden, würde man davon nichts mitbekommen. Das Halsprofil ist eher schlank, ich finde es hervorragend bespielbar.
Zwei Punkte am Äußeren habe ich zu bekritteln: Erstens färbte das Ebenholz-Griffbrett am Anfang. Zweitens ist bei meiner Gitarre das Binding vom Stege bis zum 1. Bund minimal breiter als am Rest des Halses, schade. Technisch kann ich die zwar sauber eingesetzten und gekröpften aber nicht 100%ig perfekt abgerichteten Bünde monieren, aber das ist mir auch nur nach einem Durchgang mit dem Fret-Rocker aufgefallen. Beim Spielen konnte ich nichts feststellen, obwohl die Saitenlage sehr gut auf 2,0mm/2,5mm am 12. und 0,3mm/0,3mm am 1. Bund eingestellt wurde.
Bei Anspielen zeigt sich die Gitarre als bundrein produziert einen gleichmäßigen Klang ohne irgendwelche Deadspots. Wie es sich für eine OM gehört kann man alles mir ihr machen, Fingerpicking und Flatpicking gefallen mir aber am besten mit ihr. Sie ist lebhaft ohne zu schrill zu werden, hat einfach einen sehr angenehmen etwas holzigen Ton. Ich würde sie klanglich eher in der Gibson- als in der Martin-Welt verorten. Die Ansprache ist dynamisch, wie es sich für ein ordentliches Massivholzinstrument gehört.
Der verbaute Fishman Tonabnehmer macht seinen Job, ich habe schon schlechtere Piezos gehört. Die Bedienung erfolgt am Schallloch, für Batterie und Klinkenbuchse ist etwas unterhalb des hinteren Gurtknopfs eine kleine schwarze Plastikbox in die Zarge eingelassen. Dadurch ist die Batterie wenigstens leicht zugänglich.
Die Gitarre kommt in einem Gigbag, der zwar eine schöne Stickerei hat, sonst aber eher von der einfachsten Sorte ist. Wer sein Instrument wirklich herumschleppen will, sollte sich hier etwas Hochwertigeres gönnen, die tolle Gitarre hat es verdient. Wobei, Schleppen ist nicht: mit etwas unter 2 kg ist die D’Angelico doch recht leicht.
Wegen des eher einfachen Tonabnehmers und des nicht so tollen Gigbags gibt es einen Punkt Abzug bei der Ausstattung, Klang und Verarbeitung haben die Höchstnote verdient.