tl;dr: DP417 Neck, DP418 Bridge. Sehr schöner (Neck) bis ordentlicher (Bridge) Vintage Single Coil-Style Sound, gutes (Neck) bis ordentliches (Bridge) Geräuschverhalten. Klang beider PUs zusammen (par.) ungewöhnlich scooped. Output eher am unteren Ende. Harmoniert super mit Low- bis Mid-Gain. Verdrahtet nach DiMarzio-Schaltplan mit 2x 250k und .022 µF. Klangvergleich mit einer paarundneunziger Am. Std. / orig. PUs.
Schon Wilhelm Busch wusste: Musik ist oft mit Geräusch verbunden; und damit hat er vermutlich eine Fender Telecaster gemeint. Dem Vernehmen nach eignet sich so eine Standard-Tele hervorragend, um vor dem Bohren die Stromleitungen in der Wand exakt zu orten, sogar noch im Nachbarhaus. Einige ganz verzweifelte Besitzer sollen die Aluhut-Fraktion begründet haben.
Abhilfe ohne Fräsarbeiten gab es früher™ nur in Form von SD Hot Rails o. ä., die zwar dem Getöse effektiv ein Ende bereiteten, aber eben wie eine Paula klangen und auch optisch nicht unbedingt zu einer 70s Style Tele passten. Trotzdem werkelten in meiner fast 30 Jahre die genannten Duncans - das entsprach lange auch ganz gut dem Zeitgeist und der Musik, die man damals™ so machte.
Aber die Zeiten ändern sich: Vintage ist wieder schwer angesagt, der Papa spielt jetzt 2-3 Größenordnungen zahmer, und das Angebot von noiseless, stacked, hum cancelling und wie sie alle heißen „Single Coils“ ist überwältigend. Also rein mit so Zeuch (genauer: einem Pärchen DP417 und DP418) und das Ergebnis ist… ein recht annehmbarer Kompromiss: nicht annähernd so noiseless wie „richtige“ Humbucker, dafür um Welten näher dran am Signature-Telesound. Den Neck-PU finde ich nach beiden Kriterien besonders gelungen. Nicht nur ist er nochmal deutlich geräuschärmer als der Bridge, er klingt auch genauso, wie man das von einem Vintage Lipstick erwartet. An der Bridge ist sowohl Geräuschunterdrückung als auch Singlecoil-Vibe etwas weniger ausgeprägt. Hier erzwingt vermutlich der höhere Output und die etwas schärfere, höhenreichere Abstimmung größere Kompromisse nach beiden Seiten. Sehr ordentlich ist das Ergebnis aber dennoch. Beide PUs wirken im direkten Vergleich eine kleine Spur wärmer und insbesondere an der Bridge eine größere Spur weniger harsch – was bei mir aber bewirkt, dass ich eher am Original den Anschlag etwas zurücknehme oder die Tonblende einen Millimeter weiter zudrehe, und nicht etwa umgekehrt. Die DiMarzios klingen für mich auch bei ganz offener Blende super, mehr Regelbereich nach oben vermisse ich nicht. Wer’s braucht, kann aber selbst das mit einer aktiven Klangregelung am Verstärker oder im Signalweg leicht zuregeln und ist dann zumindest mit Einzeltonabnehmer wieder sehr nah am Original. Den Parallel-Klang beider PUs der Std. kriege ich dagegen selbst an der DAW kaum originalgetreu hin.
Pros:
++ Klang DP417
+ Geräusch DP417
+ Klang DP418
+ Einbau / -Zubehör DP418
Neutrals:
o Geräusch DP418 (aber immer noch besser als beim Original-SC)
o Nicht wirklich high gain tauglich – dafür unerreicht im Bereich von clean bis maßvoll angefahren. (wie die Original-SCs)
o Low output, Bridge etwas lauter (wie bei Original-SCs)
o Klang in mittlerer Schalterstellung (beide PUs parallel) ist ungewöhnlich, für meine Ohren der mit Abstand deutlichste Sound-Unterschied zu Original SCs. Mir etwas zu dünn und scooped. Geschmackssache.
Cons:
- Einbau / -Zubehör DP417
Als ob der Einbau des Neck-PU bei der Tele nicht sowieso schon der fummeligere von beiden wäre, es war in meinem Fall – ganz im Gegensatz zum DP418 – nicht ohne weiteres möglich, den DP417 mit den mitgelieferten Montagematerialien einzubauen. Die beiliegenden Schrauben waren zu lang (oder die Halteplatte am PU zu niedrig angesetzt), um den Pickup tief genug eindrehen zu können. Nur mit Glück gelang das mit den alten Schrauben, von denen die eine an der 6E jetzt genau auf Anschlag sitzt. Wünschenswert wären kleine Distanzhülsen, die auf die Schraube aufgesteckt werden können, oder besser ein zusätzlicher Satz etwas kürzerer Schrauben.