Vorab:
Fazit für Eilige am Ende des Reviews
Ich habe die Blaze Humbucker für Hals- und Stegposition zusammen gekauft. Da sich die Tonabnehmer nur in wenigen Details unterscheiden, habe ich also der Einfachheit halber ein gemeinsames Review verfasst.
Das Review gliedert sich wie folgt: Einbau, Allgemeines, Sound, Fazit
Einbau:
Ich verwende diese Tonabnehmer in einer LTD EC 257, also einer Solidbody Singlecut-Design Gitarre, wie die 1952 erstmals auf dem Markt erschienene Les Paul.
Wer jetzt aber meint, Di Marzio; eine Firma, die seit 45 Jahren Humbucker-Tonabnehmer verkauft, sei in der Lage, einen Humbucker zu bauen, der ohne Fluchen und Fräsarbeiten in eine Les Paul passt; der wird hier eines besseren belehrt.
Die Kunststoffbodenplatte hat nämlich derart ausladende Ohren, dass man die Tonabnehmerkavitäten mit dem Dremel ausfräsen muss, um den Tonabnehmer überhaupt einbauen zu können. In meinem Fall ging es sich gerade noch aus, den Korpus nur so weit auszufräsen, dass die Fräsungen danach nicht über die Ränder der Tonabnehmerrahmen hinaus gingen.
Bevor man aber soweit ist, den PU einzufädeln, muss man ihn erst einmal am Rahmen befestigen, was (in meinem Fall beim Blaze Neck) dank der fehlenden Schrauben nur möglich ist, wenn die alten Schrauben des Vorgängertonabnehmers passen und überhaupt noch vorhanden sind; diese beim Umbau also erstmal nicht wegwerfen. Beim Blaze Bridge waren dafür sechs Federn und vier Schrauben dabei. Die Schraubenköpfe waren hier allerdings nicht alle gleich; zwei waren für Kreuzschraubendreher und zwei für Schlitzschraubendreher; und die Federn waren allesamt zu lang, um die Tonabnehmer in meiner LTD EC257 auf eine angemessene Höhe einzustellen; da musste der Seitenschneider ran.
Positiv anzumerken ist allerdings, dass die Schrauben in den wenig vertrauenswürdig wirkenden Schraubenlöchern gut zu halten scheinen. Ein Gewinde ist auf den Fotos anscheinend deshalb keines zu sehen, weil man in die Löcher innen eine Wachsversiegelung eingebracht hat, die beim Eindrehen der Schraube rausgedrückt wird.
Allgemeines:
Positiv hervorzuheben ist die beigelegte Anleitung, in der klipp und klar erklärt wird, wie man für welche gewünschte Schaltung welche Drähte an welche Schalterposition zu löten hat. Erklärt werden seriell/parallel/split, out-of-phase, coil tapping (splitcoil), treble compensation und ein paar Kombinationen der oben genannten.
Die Verarbeitungsqualität der Tonabnehmer wirkt in Ordnung; die Dinger sehen auf einer mattschwarzen Gitarre auch wirklich gut aus.
Die Länge der Kabel und der darinliegenden Litzen ist mehr als ausreichend, um auch weit im Abseits befindliche Elektronik-Fächer erreichen zu können.
Der Abstand der Polepieces ist beim Blaze Neck gleich groß wie beim Bridge und damit (beim Halstonabnehmer) in meiner Gitarre zu groß, da die Saitenabstände vom Sattel zur Brücke stark auffächern.
Noch ein Wort zur Verpackung: Man hat sich hier nicht einmal die Mühe gemacht, die Einlagen, in denen der Tonabnehmer geliefert wird, neu zu designen, sondern anscheinend einfach die neuen Tonabnehmer in die alten Einlagen für die 6-Saiter Versionen reingewürgt, sodass an den entsprechenden Stellen der Tonabnehmer durch die inneren Teile der Verpackung durchgebrochen ist.
Die äußere Hülle scheint allerdings bombensicher zu sein, da ich die Tonabnehmer von Thomann in einer viel zu großen Schachtel geliefert bekommen habe, in der keine Form von Polsterung oder Folie vorhanden war und an der Plastikhülle trotz der augenscheinlich gewohnt liebevollen Behandlung des Paketes durch DHL kein Kratzer oder Bruch vorzufinden war.
Sound
Ja, der Sound ist gut.
Die Beschreibung auf der DiMarzio Homepage kommt in etwa hin; viel ?Untenrum? ohne zu matschen oder zu wummern. Was ich nicht unterschreiben kann, ist die Behauptung, der Humbucker verfüge ebenfalls über geboostete Höhen; die sind bei mir anscheinend irgendwo im Schwingkreis verloren gegangen. Kreisch-Orgien wie mit dem Duncan SH-5 Custom sind hier definitiv nicht möglich, allerdings ist der Blaze bei weitem sauberer und 'schmatzt' besser als der Duncan SH-8 Invader. Er hat allerdings auch weniger 'Singstimme' als ein klassischer PAF.
Was mir allerdings beim Blaze sehr positiv aufgefallen ist, ist die saubere Auflösung des Anschlages sowohl clean als auch verzerrt, trotz des deutlichen Schubes.
Die beiden Blaze harmonieren miteinander, wie man es sich wünschen würde; dies ist sowohl bei seriell/seriell, seriell/parallel als auch bei der sehr kehlig klingenden Variante parallel/parallel der Fall.
Im Vergleich zur seriell geschalteten Variante merkt man im Parallelbetrieb eine deutliche Zunahme von Brillianz und glockigem Sound, allerdings nimmt beim Umschalten deutlich die wahrgenommene Lautstärke und der gefühlte Schub ab; das jedoch im vertretbaren Rahmen. Besonders lohnenswert ist der Parallelbetrieb beim Halstonabnehmer, super für Cleanpassagen im Stile von 'Master of Puppets'.
Beim Stegtonabnehmer werden im Parallelbetrieb die oberen Mitten recht forsch, was im Clean-Kanal eher nur in Parallelschaltung mit dem seriell geschalteten Halstonabnehmer gut klingt. Sobald man aber in den Drive/Distortion-Kanal wechselt, gibt es auch hier keine Beanstandung; an einem entsprechend angezerrten Fender sind Sounds im Stil von 'Supermassive Black Hole? gut machbar.
Fazit:
Wer sich in der Lage sieht und auch bereit dazu ist, die Schwierigkeiten zu überwinden, die einem beim Einbau dieser Tonabnehmer begegnen, sei es durch fehlende Kleinteile oder schlecht dimensionierte Bodenplatten, die Fräsarbeiten am Korpus notwendig machen; der erhält hier Tonabnehmer, die guten, tiefen Schub mit klarer Auflösung des Saitenanschlages vereinen, allerdings weniger 'Singstimme' und 'Glockenklang' haben, als ein klassischer PAF. Wäre der Einbau aufgrund der miesen Bodenplatte nicht so ein Krampf gewesen, wäre der Tonabnehmer aufgrund des Preis-/Sound-Verhältnisses empfehlenswert.