Wenn du jemand bist, der es sich auch gerne mal schwer macht, obwohl es einfacher ginge, dann ist der Doepfer Ribbon Controller genau deine Kragenweite. Warum ein Midi Keyboard mit richtigen Tasten und Modwheels kaufen, wenn man für das gleiche Geld was kompliziertes bekommt, das man erstmal komplett neu lernen muss?
Ganz einfach: Weil es Spaß macht!
Der Ribbon Controller ist ein unkonventioneller Weg, CVs und Gates zu erzeugen, mit denen man wiederum OSCs tonal spielen, Envelopes auslösen, Filter Cutoffs bedienen, LFO Rates verändern und was auch immer machen kann, das man sich vorstellen und mit seinen Modulen umsetzen kann.
Der Controller selbst wirkt sehr hochwertig und wiegt fast ein Kilo. Mit den beiliegenden Froschaugen (Klebenupsis... Anti Rutsch Klebegummi Dingern...) bewegt er sich nicht mehr vom Fleck. Die Spieloberfläche besteht aus einer dicken Plastikfolie, unter der das Ribbonbauteil zu sehen ist.
Das Modul reagiert sehr direkt auf den Fingerkontakt und ist glatt genug, um darüber zu rutschen, um Gilde Effekte zu erzielen. Hier empfiehlt es sich, wie bei allen Musikinstrumenten, vor dem Spielen die Hände zu waschen.
Das Modul selber bietet keine Quantisierung, ich persönlich mag das, habe aber auch Quantisierer im Case, für den Fall der Fälle. Ich nutze ihn aktuell, um Stimmen tonal zu spielen. Nutzt man das Gate als drum trigger verwandelt sich das Modul aber auch in eine Handtrommel, die sehr direkt spielbar ist. Wenn man dann noch die Druck CV nutzt, um an der Trommel z.B. Tonhöhe oder Klangbeschaffenheit zu modulieren, klingt es sehr organisch. Man hat jeweils ein Paar CV/Gate Outputs von Position und Druck zur Verfügung und hat dadurch eine Menge Optionen.
Ein negativer Punkt besteht darin, dass die Positions CV beim loslassen des Controllers sofort wieder auf 0V springt, was bei angeschlossenen OSCs ebenfalls zu einem sofortigen Sprung zurück auf die default Tonhöhe führt. Das ist etwas blöd und muss ggf. umgangen werden. Ich schließe das Positionsgate z.B. an einen Envelope mit Releasezeit auf Null an, der wiederum einen VCA öffnet. Dadurch bricht der Ton natürlich sofort ab sobald man loslässt. Das war laut Anleitung aber auch beim Trautonium so. Alternativ kann man das Gate am Modul selber feststellen, wodurch der Ton nicht mehr zurück springt. Leider kann man dann den gleichen Ton nicht zweimal hintereinander auslösen, da auch das Gate nicht wieder ausgelöst wird.
Aktuell nutze ich die Druck CV zum öffnen des VCAs und das klappt ziemlich gut bei meiner Spielweise. Hier dürfte es sehr viele Wege nach Rom geben.
Grundsätzlich bin ich absolut begeistert vom A-198, ob er sich bei mir durchsetzt, muss sich allerdings noch zeigen, da man zum gleichen Preis kompakte und umfassend ausgestattete Midi Keyboards bekommt, mit denen man doch einiges mehr machen kann.
Allerdings: Die spezifische Art des Spiels ist so mit Tasten in keinster Weise zu erreichen. Das Ribbon Konzept macht aus meinem Eurorack ein "echtes" Instrument, das sich quantisiert spielen lässt, mir aber auch das Gefühl vermitteln kann, Fretless Bass oder Slide Gitarre zu spielen. Das schafft mein Nerseq nicht.