Gerade Geiger:innen sind ja gerne mal etwas heikel, was die Anbringung von Mikrofonen an ihrem Instrument angeht - was ja wegen der Zartheit und Wertigkeit dieser durchaus verständlich ist. Das führt aber im realen Bühnenleben zu ein paar Schwierigkeiten, die oft durch ein Mikrofon auf Stativ gelöst werden, das irgendwie von vorne über der Geige platziert wird oder von hinten über die linke Schulter oder sonstwie. Davor (darunter) bewegt sich dann die Geige entsprechend dem aktuellen musischen Impetus mal hin und mal her, ist mal 10 cm vom Mikro entfernt, mal 50 cm, und wenn der/die Spieler:in den Körper zwecks Kontaktaufnahme mit den Nachbarn dreht, dann ist von der Geige gar nix mehr da. Das führt unausweichlich zu äußerst unbefriedigenden Ergebnissen - besonders, wenn das Nachbar-Instrument ein Schlagzeug ist.
Die Anbringung eines Clip-Mikrofons ist also ein "Muss", wenn man (auf einer Bühne) ein halbwegs professionelles tonliches Ergebnis erzielen will. Und da hat DPA in Sachen Befestigung - so finde ich - hervorragende und einfühlsame Arbeit geleistet ... ja, es ist zart und mancher betrachtet es vielleicht als wackelig, aber ich denke, eine Schraubzwinge würde das Wohlwollen des/der Besitzer:in kaum erringen können, ebensowenig wie irgendwelche Klebereste. Und ich habe es noch nie erlebt, dass das DPA auch bei heftigeren und körperintensiven Violin-Solos heruntergefallen wäre. Die einzige Gefahr ist, dass das Mikro runtergerissen wird, wenn der/die Spieler:in "vergisst", dass die Geige an der Leine ist und das Kabel am Körper an das Bodypack oder eine Gürtelschnalle geführt ist, das Instrument wegstellt und dann geht. Und wie gut ist es dann, wenn "nur" das Mikro weggerissen wird und nicht die ganze Geige.
Zum Sound : Geiger:innen sind oft überrascht, wenn sie ihr Instrument erstmals hören, wie es real an der Mikrofon-Position über den F-Löchern klingt. Scheinbar ist das linke Ohr etwas außerhalb des nach oben gerichteten Schallkegels der Höhenabstrahlung der Geige. Das Instrument wird im Klangspektrum von dem/der Spieler:in anders wahrgenommen, als es über der Geige von einem Mikrofon aufgenommen wird. Der Klang wird dann bei der Abhöre (unbehandelt) gerne als "giftig" bezeichnet, auch bei wirklich teueren Mikrofonen.
Bei den DPA ist der Sound irgendwie schon fertig, es klingt rund und erdig, und trotzdem ist die Präsenz und die Auflösung obenrum völlig da. Das Mikro klingt wie geschaffen genau für Violine, genau an der Position, und speziell für den Bühnenbetrieb. Es ist sehr erstaunlich, wie weit man das Mikro aufmachen kann, ohne dass es pfeift.
Eine kleine Kritik kann ich mir nicht sparen : der kleine Plastik-Nippel der an der Halterung beim Klemmen an der Rasterung entlangfährt und dann die Klemmung hält, ist mir schon öfter abgebrochen. Dann geht die Klemme wieder auf und das ist 10 min vor Konzertbeginn (um ein Wort mit "sch" zu benutzen) "unschön". Deshalb empfehle ich , mit einer zusätzlichen "spare"-Klemme auf Konzertreise zu gehen.
Ansonsten ist das DPA rundum empfehlenswert, ich denke, es ist in punkto Violin-Abnahme der Stand der Dinge.