Der Typhon ist sicher nicht perfekt, aber angesichts der Features und des aufgerufenen Preises verbietet sich eigentlich jegliche Kritik. Ich werde dennoch auf beide Seiten eingehen.
Zunächst die Stärke (die vom Gewicht her viel höher einzuschätzen sind als die Schwächen):
1) Der Grundklang: Die Oszillatoren klingen sehr fett und präsent. Im Vergleich zu Erebus und Nyx hat ausserdem der Filter nicht mehr so eine resonanzige Grundeinstellung, klingt also etwas neutraler. Das macht ihn etwas massenkompatibler, auch ich mag es zugegeben etwas lieber. Resonanz lässt sich ja jederzeit dazuregeln.
2) Die Effekte: Diese sind super auf das Gerät abgestimmt und dienen nicht bloß als Anhängsel, sondern sind gleichwertige Tools zur Soundformung.
3) Die Modulationsmöglichkeiten: Drei Modulatoren mit über 40 möglichen Zielen sind ja schon mal ganz gut. Was ich vorher nicht wusste: Jeder Modulator kann - unter Beibehaltung der Grundeinstellungen (Modulatorart und Geschwindigkeit) - auf sämtliche mögliche Ziele gleichzeitig wirken (Edit: Leider Quatsch. Jeder Modulator kann auf 13 Ziele gleichzeitig wirken. Drei davon kann man aus 32 "Custom Targets" frei auswählen. Was immer noch super ist.). Das ist schon massiv.
4) Speicherbarkeit der Sounds: Oldschool-analog mit WYSIWYG mag ich auch, aber nichts geht darüber, einen kreierten Sound nicht wieder ins Vergessen schicken zu müssen.
5) Look, Feel & Support: Das Gerät fühlt sich wertig an und sieht (wie ich finde) prima aus. Abgesehen von meinen eigenen guten Erfahrungen mit dem Dreadbox-Support wurde der Typhon durch eine Updates noch richtig aufgewertet (Hinzufügen zusätzlicher Modulationsziele und eines resonanten Highpass-Filters). Das aufs Nötigste heruntergedampfte Bedienkonzept ist manchmal hakelig, größtenteils jedoch clever; speziell die dedizierten Regler zur Verlängerung / Verkürzung der Release-Zeiten von Filter und Amp sind wirklich brillant.
Die Schwächen:
1) Fehlender Ein-/Aus-Schalter: Für mich der größte Umstand; nach jeder Sitzung unter den Schreibtisch zur Steckdose zu kriechen, nervt schon.
2) Hin und wieder MIDI-Notenhänger: Passiert nicht oft, aber ab und zu. In dem Fall kann man leider nicht (siehe Punkt 1) den Synthie einfach wieder aus- und einschalten, sondern muss den Stecker ziehen.
3) Fummelige Sequencer-Bedienung: Mir egal, weil ich den Typhon von außen ansteuere. Ist aber wirklich nicht praktisch (erzeugt natürlich manchmal auch interessante Ergebnisse).
4) Hässliches Geräusch beim Einschalten: Da kriegt man schon mal einen Schreck, wenn man es nicht vorher weiß. Liegt wohl an "technischen Gründen".
5) Einige Kleinigkeiten: Die dreadboxtypisch etwas minimalistische Oszillator-Sektion, die nur bestimmte Kombinationen von Wellenformen zulässt, das Fehlen solcher Extras wie Oscillator Sync und Ringmodulation sowie nicht unabhängig regelbare Lautstärke / Tuning des zweiten Oszillators. Wer es braucht halt. Mich stört es wirklich null, weil das Gerät so gut klingt und so viel Anderes da ist.
Aber diese Schwächen sind eher kleinere Unannehmlichkeiten und fallen nicht wirklich ins Gewicht. Was bleibt, ist ein unglaublich gut klingender und durchdachter Synthesizer, der von aggressiv bis ambientesk sehr viel kann, und der in Sachen Preis-Leistung meiner Meinung nach sogar ziemlich locker an den (ja ebenfalls nicht üblen) aktuellen Behringer-Clones vorbeizieht.