Für Keyboards und Synthesizer/Drumsynths ein klares ja.
Seit ein par Monaten sammle ich meine Erfahrungen mit diesem Delay und ich bereue den Kauf überhaupt nicht.
Eigentlich eignet sich das normale Carbon Copy nicht für Synthesizer und Keyboards, denn es übersteuert bei den kleinsten Line Pegeln extrem. Man findet da auch ein par interessante Youtube Videos dazu. Längst nicht jeder Bodentreter verarbeitet die Lautstärke von Line Instrumenten ohne übersteuern. Anders das Carbon Copy Deluxe, denn MXR hat an die Tastenmenschen gedacht, im inneren des Gehäuses befinden sich auf der Platine zwei dip Switches mit denen man den Input Gain auf Line-Level Niveau anpassen kann und einen dry kill Switch. Das hab ich dann mit ersterem auch gemacht, man sollte allerdings beachten, dass sehr merkwürdige Imbus-Sechskant Schrauben im Inchformat verbaut wurden, man braucht also Spezialwrkzeug, wenn man die beiden Schalter erreichen will, den Fall hat man aber bei heutigen Geräten im allgemeinen auch öfter, es gibt aber recht günstige Schraubenzieher Sets mit denen man zum Beispiel auch MacBooks öffen kann ;)
Nun zum Sound und der Bedienung:
Das Carbon Copy gilt ja als ein eher dumpfer Zeitgenosse aber trifft das auch trotz Bright Modus zu? Im Inneren arbeiten auf jeden Fall mehrere BBD Chips die insgesamt eine sehr lange Verzögerungszeit von 40 Ms bis 1,20 Ms reichen, was sehr lang ist aber für eine Deluxe Variante angebracht. Je länger die eingestellte Zeit desto dunkler und matschiger wird der Sound. Und natürlich wird jede Wiederholung etwas dumpfer, noisiger und zerfaserter als die vorherige. An sich klingen die Wiederholungen des CC Deluxe verglichen mit Delays mit BBD Chips von Coolaudio (zb.: Aquapuss, Vox Double Decka, oder Behringer Analog Delay) eleganter aber dafür weniger schneidend. Dadurch ist der Sound durchaus dunkel aber eher klar/clean im Vergleich mit einigen Mitbewerbern. Das klingt natürlich analog und warm. Das Einzige was etwas stört ist ein gewisses Rauschen das mit jeder Wiederholung einhergeht das ist allerdings bei Analog Delays normal und für Analog Puristen zudem auch vertretbar. Der Sound im Bright Modus ist ein Quäntchen heller und vor allem mit analog Synths zu empfehlen, denn die bassigeren Sounds von solchen Synthies verschmieren sehr schnell im normalen Modus. Je klarer, ungefilterter und perkussiver der Klang ist, mit dem man das Carbon Copy bespielt, umso schöner klingen die Wiederholungen, vor allem In den mittleren Oktavlagen, im Leadbereich erhält man gute Ergebnisse. Erst bei sehr hochlagigen Noten spielt die BBD Konstruktion nicht mehr ordentlich mit und gibt keine richtigen Wiederholungen mehr aus, ist aber auch nicht anders zu erwarten.
Das Feedback ist etwas zu harsch, schnell gerät das Delay in Selbstoszillation, die verückterweise einen perkussiven/knatternden Sound von sich geben kann und viel zu schnell zu laut werden kann. Einen geschmeidigen Übergang zwischen mehr Wiederholungen und zuviel Feedback kann man leider nicht so gut einstellen. Man muss mit Dry/Wet gegenregeln, unter uns hab ich da schon angehnemere Selbstoszialltion gehöhrt aber interessant ist der schräge zu harsche Sound allemal. Wenn man damit Sounds produziert und die Modulation benutzt kommt man aber durchaus zu spacigen und spannenden Klängen.
Die Modulation ist ein echtes Highlight, die Range ist groß, von Vibrato über lush Chorus bis hin zu verstimmtem Leierband Katzenjammer ist alles möglich. Man hat einen Speed und einen Width Regler beide greifen gut durch. Vergleichbar ist das schon eher mit EHX Pedalen, allerdings mit einem braven Sinus /Triangle LFO, der aber durchaus zu sehr verstimmten Sounds fähig ist. Die Bandbreite hat mich hier Positiv überrascht und war für mich auch ausschlaggebend beim Kauf, denn wenn schon ein analog Delay dann wenigstens eins mit ordentlicher Modulation. Bandleiern ist also kein Problem, eher im Gegenteil, das ist eine der Stärken des Carbon Copy Deluxe.
Die Dry/Wet Regelung ist im Original CC anscheinend besser gelöst, im Deluxe ist sie fast schon ein bischen zu lasch, es wäre schön gewesen wenn der Wet Sound noch etwas lauter sein könnte. Die erste Wiederholung ist ungefähr so laut wie das dry Signal die zweite Wiederholung dann schon merklich leiser.
Schön ist auch die Tap Tempo und Sub Divisions Funktion mit der man schnell im Takt ist und die auch hervorragend funktioniert und in Dotted 8th, 8th, Triplet, 16th unterteilt werden kann. Die Preset Funktion benutze ich nicht also sage ich dazu nichts aber unter der Haube hat das Gerät noch einiges an Fuktionen, die ich aber so nicht brauche die man aber im Manual auf der MXR Seite gut nachlesen kann.
Noch etwas zum speziellen Verhalten mit Synhts:
Während man mit analogen Synths je nach Filter Stellung mittlere bis sehr gute Ergebnise erzielt, fängt mit digitalen oder Hybriden Synths das Gerät erst richtig an zu scheinen (z.B.: Arturia Microfreak oder einer OP-1 oder Volca FM...). Davon war ich anfangs auch überrascht, den Microfreak hab ich erst seit einer Woche aber er passt sehr gut zu diesem Delay, gerade der Kontrast von eher höhen/mitten-lastig klaren Sounds zum dunklen Delay macht einiges her, was ich diesem Delay gar nicht zugetraut hätte.
Fazit:
Ich hab auch andere Analoge Delays die ich sehr gern mag und die teilweise mit Analog Synths durchsetzungsfähiger sind aber alles in allem überzeugt der Klang mit einer gewissen Saftigkeit, die Signalen etwas Ambiente hinzufügt und das man in dem speziellen Sound nicht von anderen Herstellern bekommt. Ein tolles Delay mit etwas zu leisem Wet Anteil und einer etwas brachialen Feedbackregelung, das aber insgesamt mit einem sehr edlen, sahnigen, gloomy Sound daherkommt der auch brillant schimmern kann, sich aber im Mix erst mal durchsetzen muss, lieber lässt man diesem Delay viel Raum, dann kann es auch scheinen. Eine klare Kaufempfehlung für einen sehr eigenständigen Klangcharakter. Wer eher einen kräftigeren Delay Sound will sollte sich bei EHX und anderen Herstellern umschauen.