Electro Harmonix Oceans 11 Reverb

Ich glaube das Oceans11 stellt einen neuen Rekord darin auf, wie viele Effekte und Bedienmöglichkeiten man in einem Pedal mit so wenig Bedienelementen unterbringen kann.
Es beinhaltet einige klasse Effekte, wie zB den Hall mit Tremoloeffekt und natürlich besonders das "Infinite"-Feature, mit dem sich das Effektsignal je nach Wunsch in die Länge ziehen lässt.
Wo es dann anfängt, "too much" zu werden (für mich jedenfalls), ist die Mehrfachbelegung der Bedienelemente, die auch noch von Effekttyp zu Effekttyp unterschiedlich ist. Da geht nichts ohne dauerhaft die (sehr billig wirkende) Bedienungsanleitung griffbereit zu haben.
Die Klangqualität der einzelnen Effekte ist durchaus ok, wenn auch nicht herausragend. Den Spring können z.B. andere Pedale, die NUR Spring und nichts anderes simulieren, dann doch besser.

Wenn man sich ein klassisches Board zusammenstellen will, ohne Midi und kompliziertes Presetmanagement, kann man sich für den Reverb Slot das Ding mal anschauen.
Direkt zugreifbar sind die 4 Regler(Lvl,Time,Engine,Tone), Mode und Fußschalter. Während dem Spielen kann man somit lediglich an und ausschalten und den Infinite Mode aktivieren (Halten). Muss jeder wissen, ob man Presets braucht oder nicht.
Die Engines klingen sehr gut und sie bieten auch einige Modifikationsmöglichkeiten im Vorfeld. Mit der Mode Taste kann man auf sekundäre Parameter zugreifen. Ist etwas lästig, aber dafür verbraucht es nicht viel Platz auf dem Board.

Wer ein eher schlichtes Reverbpedal mit etwas mehr Potenzial als ein Puristischen Reverb sucht, wird hier fündig.

Das Gerät wird mit einem Marshall 2525H Jubilee über eine Vox V212 Box gespielt. Die Sounds der einzelnen Reverbs sind klanglich in dem Preissegment überzeugend, sehr variabel und lassen kaum Wünsche offen. Über die zusätzlich anwählbaren und per LED-Farbwechsel angezeigten Unterebenen sind sie zudem weiter editierbar, wodurch sich insgesamt eine wirklich hohe Flexibilität ergibt, wenn man sich mit der Bedienung erst mal rein gelesen hat ( Deutschsprachiges Booklet liegt bei).
Will man viele verschiedene Effekte aus dem Reverb-Sammlung dieses Treters bei Live-Auftritte abrufen, ist der Treter wegen der fehlenden Speichermöglichkeit eher ungeeignet, hingegen ist das Gerät sehr gut für zu Hause oder ggf. auch fürs Studio , sofern man damit klar kommt, dass man nur mit Mono-Output arbeiten kann, nicht Stereo, was in dieser Preisklasse angesichts der ohnehin schon gut klingenden Effekte wohl auch zu viel erwartet wäre.
Achtung: Der Treter arbeitet mit Buffered Bypass, kein True Bypass.
Interessanter Weise klingen die Effekte bei mir vor dem Amp besser als im Einschleifweg, aber das muss jeder für sich selbst bewerten. Fazit: Sein Geld insgesamt angesichts der Anzahl an hochwertig klingenden Effekten sicher wert.

Das Oceans 11 hat bei mir das HoF2 von TC Electronic ausgestochen. Die Sounds überzeugen, insbesondere der Shimmer-Mode.

Schade ist leider die mangelhafte Bedienung. Die Secondary Functions erlauben, wirklich tief in die Sounds einzugreifen, aber livetauglich ist das nicht. z.B. bei dem Poly-Mode muss man die Intervalle nach "Hören" einstellen. Das führt dazu, dass ich live zwischen 4-5 verschiedenen Settings herumschalte und die Secondary Functions voreinstelle (und damit pro Live-Set auf eine Einstellung dieser Parameter beschränkt bin).

Im Studio ist das Gerät allerdings top. Für den Preis insgesamt konkurrenzlos.

Ich hoffe, dass EHX ähnlich wie das "Grand Canyon" auch eine große Funktion des Oceans 11 herausbringt, mit Presets und Secondary Functions, die eigene Drehknöpfe haben.