Nach jahrzehntelanger Pause wuchs in der Corona-Quarantäne bei mir das dringende Bedürfnis, das Gitarren-Spiel fortzusetzen oder ehrlicher gesagt: wieder neu damit anzufangen. Dazu musste ein ordentliches Instrument her - eine „Les Paul“ sollte es schon sein.
Über drei Fehlversuche, die auch der mangelnden Endkontrolle auf Herstellerseite geschuldet waren, habe ich mich vom schlichten „Studio“-Modell dann bis zu dieser schwarzen geradezu bilderbuchmäßigen Les Paul Classic - mit cremefarbenen Bindings, mit Pickgard und mit Poker-Chip unterm Schalter - in der neuen 2020-Ausführung von Epiphone durchgehangelt. Und dann sofort das Gefühl gehabt, angekommen zu sein. Die Gitarre sieht zunächst einmal wunderschön aus und kommt überraschenderweise ohne erkennbare Mängel daher. Auch an der fabrikmäßigen Voreinstellung bei Saitenlage, Oktavreinheit und Halskrümmung lässt sich nichts auszusetzen, die Bünde sind sauber verarbeitet, der Sattel sitzt perfekt. Die Gitarre ist direkt aus dem Karton spielbar. Die beiden Humbucker liefern den erwarteten Les-Paul-Sound, das Coil-Splitting durch Push-Pull-Schalter in den Volume-Potis und die Phasenumkehr an einem der Tone-Potis sind nette Zugaben, deren Klangmöglichkeiten ich noch mit einem richtig fetten Verstärker ausloten muss.
Die Gitarre folgt, wie der Name sagt, der klassische Bauweise. Ohne Aussparungen und versteckte Bohrungen zur Gewichtsreduzierung, die ich bei anderen Les-Paul-Modellen zunächst verführerisch fand, zu denen ich mich dann doch nicht durchringen mochte. Gespannt war ich natürlich, wie schwer mein Exemplar sein würde, die Schätzungen von Thomann-Mitarbeitern lagen bei viereinhalb Kilo. Angenehm überrascht war ich dann, was die Waage anzeigte: 4 Kilogramm und 7 Gramm. Kein Leichtgewicht, aber auch keine Langhantel. Bei so viel Masse ist das Sustain naturgemäß beeindruckend. Selbst unplugged klingt die Gitarre fürs kurze Üben zwischendurch noch klar genug. Ich freue mich jeden Tag über das Instrument. Bislang hat meine Begeisterung noch nicht nachgelassen.