Auf der Suche nach einer erschwinglichen zeitgemäßen LP bin ich irgendwann bei der Epi Modern gelandet. Die Anpassung der Kopfform hat mein Interesse geweckt, genau wie das wunderschöne Faded Pelham Blue, das Contoured Heel und die insgesamt guten Reviews der IBG Epiphones trotz China-Aufkleber. Der Preis tat das Übrige, denn dank ein paar Geburtstagsgutscheinen von Kumpels musste ich lediglich 350€ berappen!
Erster Eindruck: WOW. Schwerer als erwartet, aber das mag ich bei LP's ganz gern. Zwar kein Schwergewicht, aber sie hat eine gewisse Substanz und fühlt sich nicht fragil an. Der Hals ist angenehm, zwar griffig, aber wesentlich dünner als bei der "50's Outfit" LP (mit Gibson-Pickups und -Innereien). Verarbeitung auf den ersten Blick super, allerdings muss ich diese transparenten Potikappen tauschen, die sind nicht mein Fall - und ein "Poker Chip" für den Toggle muss auch sein. Beides dazubestellt, in weiser Voraussicht. ;-)
Zweiter Eindruck, die negativen Aspekte: Hm. In der chinesischen Fabrik wurde etwas gekleckert. Sieht man nur bei genauer Inspektion, aber ich sehe es: 1-2 Millimeter breiter Pelham Blue Farbstreifen am Hals, direkt beim Übergang zum Body. Vermutlich schlecht abgeklebt beim Sprühen. Naja, halb so wild.
Dann: Die G-Saite war absolut grottig intoniert, zudem die locking Tuners nicht fixiert, sondern Saiten "normal" aufgezogen. What? Aber gut, nachdem ich 12/54er für C Standard verwende, mussten die sowieso gleich runter. Probleme behoben. Hals war bereits bestens eingestellt, smoothe und niedrige Action ohne Schnarren/Brummen, so macht das schon Spaß.
Am Schlagbrett war werksseitig bereits ein ganz kleiner Kratzer unter der Schutzfolie, nicht weiter schlimm, dennoch - auch dieser Mangel ist definitiv DA.
Trotz allem, mittlerweile ist die Gitarre seit 8 Monaten hier ("Flitterwochen" definitiv vorbei) und ich spiele sie nach wie vor sehr gerne, Sound und Optik sind einfach top!
Von Blues bis zu Doom, mit den richtigen Pedalen und Amps tut sie genau was sie soll, Paula durch und durch - dank dem "modernen" Halsübergang sind auch höhere Lagen sehr fein bespielbar (nicht dass das früher so ein Problem war, aber man merkt einen Unterschied), vom asymmetrischen Halsprofil krieg ich nicht viel mit - fühlt sich insgesamt gut an, kein Tau ob's daran liegt. Bei den Pickups war ich anfangs skeptisch, mittlerweile mag ich sie und werde sie wohl drinlassen. Sie klingen transparent/klar, matschen nicht und haben je nach Spielweise einen irgendwo zwischen vintage und modern angesiedelten Charakter (klingt vielleicht seltsam, ich nehme das allerdings so wahr). Der Output ist fett genug, wenn auch weniger massiv als die DP104 oder MMK45, die ich in anderen HH-Gitarren spiele - reicht allemal für tiefe Tunings und langsame, dröhnende Drop-Bb-Fuzz-Wände mit einer Kombi aus Model T und Tone Bender. <3
Und falls von Interesse, auch mit Locking Tunern neigt die G-Saite zur Verstimmung, ganz klassisch. Vermutlich ein Luxusproblem.
Jetzt zum eigentlichen Kritikpunkt, der ebenso Ansichtssache ist: Beide Pickups unabhängig splitbar, Phasendrehung möglich -> lustige Features, aber irgendwie "too much". Natürlich Geschmackssache, außerdem "du kannst dir ja eine andere Gitarre kaufen" usw.
Heißt "modern" heutzutage "Features, die du nie brauchen wirst"? :-P
Anyhow, geiles Teil. Mir gefällts, und ich hab schon wesentlich teurere Gitarren gespielt - die Epi Modern braucht sich nicht zu verstecken.