Der Koffer kommt von Thomann in der Originalverpackung des Herstellers – wie bei dessen Sendungen übrig, ist der Karton mit schwarzem Verhüterli aus Kunststofffolie überzogen. Das bietet zuverlässig Schutz vor Umwelteinflüssen, auch und gerade für die enthaltene Stromversorgung. Ob es in dieser Größe auch noch okay ist, kann nur der Hersteller wissen – die Rigaer Visionäre betonen sonst immer gern ihren Einsatz für die Umwelt.
Sei’s drum. Im Karton ist nur der Koffer samt Netzteil, gut geschützt mit ausreichend dimensionierten Schaumstoffeinlagen. Die Kiste inside erfüllt all meine Erwartungen an ein portables Eurorack-Gehäuse. Alles andere wäre bei dem Preis auch Unfug. Die Verarbeitung entspricht dem üblichen Erica-Niveau und ist kurz am besten als „zweckmäßig-verwöhnend“ charakterisiert. Das englische „no-nonsense“ passt auch bestens. Hier ist alles auffällig unauffällig, Tolex ist perfekt bezogen, Kanten treffen auf Geraden, Grat bleibt Fremdwort, die sauber eingearbeiteten Butterflies schließen und öffnen mit vertrauenswürdigem Widerstand. Erica ist nun mal global Player und keine Bastelfirma, das bestätigt sich mal wieder.
Der gute Eindruck setzt sich im Inneren fort. Einige stören sich an dem an der Innenseite graduell ausgedünnten Lackauftrag. Ich finde das, im Gegenteil, okay, sogar ästhetisch, erinnert mich an Airbrush. Es bleibt jedenfalls keine Fläche an Alu unlackiert.
Die Rack-Befestigungselemente sind guter Standard und lassen keinen Anhaltspunkt für angestrengte Meckereien.
Bei der Stromversorgung kann ich mangels Fachkenntnisse nur aus Anwendersicht sprechen. Der äußere DC-Anschluss ist immer so ne Sache – egal, wo er platziert ist, liegt er für einige an der falschen Stelle. So auch bei mir. Aber das ist eine Kleinigkeit. Ich betreibe die Kostenerstattung am liebsten von einer großen Powerbank via USB-C mit MyVolts-Konverterstecker, und der ist, anders als der Original-Stecker von Erica, flach und gewinkelt. Andererseits lieg ein gut dimensioniertes Netzteil dem Gehäuse bei; das ist selbst in dieser Preisklasse nicht immer selbstverständlich.
Stromstecker für Module gibt es gefühlt ohne Ende; Flying Bus ade! Das nenne ich Redundanz! Selbst mit lauter Pico-Modulen wäre das Potenzial wohl kaum auszuschöpfen.
Zum Kritisieren gibt es wenig und auf meist hohem Niveau. Was meiner Ansicht aus noch zu verbessern wäre:
-> Stromanschluss und -Schalter liegen im reisefähigen Koffer offen an der Seite, die am Boden steht. Das kann gut ausgehen, das Gefühl ist aber mulmig. Bitte in Version 2.0 ändern, am besten im Seitenteil versenken.
-> Die beiden großzügigen Busboards sind zwar perfekt zugänglich, decken dafür nicht die ganze Gehäuseseite: an der linken Seite hören die Anschlüsse ca. 30 TE vorm Ende auf, man blickt auf leeres, lackiertes Bodenblech. Dort Module anzuschließen bedeutet also erst mal Module weiter rechts rausnehmen, um an die Stecker zu kommen.
-> das Gehäuse gewinkelt aufzustellen bedarf entweder einer Brockhaus-Sammlung oder eines Ständers, jedenfalls muss man zum Zubehör greifen. Der Schichtholz-Ständer von Erica ist endschick in seiner Schlichtheit, aber dekadent teuer. Ein hier erhältlicher von K&M passt perfekt, kostet wenig und ist zu empfehlen. Oder halt einen Gitarrenständer nehmen.
Fazit: Nichts ist wirklich perfekt, deshalb kann ich das gut verarbeitete, schnörkellose Gehäuse ruhigen Gewissens empfehlen.