Ernie Ball Paradigm 80/20 B. ML 12-54

Ich benutze überwiegend für Fingerstyle.
Klanglich machen sie lange eine gute Figur. Ich viel und lange. Saiten halten bei mir häufig keine zwei Wochen das Obertonspektrum. Diese schon.
Allerdings habe ich bei einem Satz (habe schon einige davon durch) erlebt, dass er früh schlapp gemacht hat.
Sonst durchweg Positiv:
-Spielgefühl sehr gut
-Ansprache und Auflösung sehr gut
-klangliche Ausgeglichenheit der Saiten im Set wirklich gut, wertet den Klang auch durchschnittlicher Gitarren gut auf (mit den richtigen Saiten kann man da viel errreichen)
-Abbildung auf hochwertigen Modellen sehr detailgenau
-Haltbarkeit durchaus gut (bezogen auf indoor, nicht Straßenmusik o. ä.).
Ähnlich haltbar hatten sich die Aluminium Bronze dieses Herstellers gezeigt, die sind aber klanglich eine andere (weniger warme) Hausnummer.
Den Preis holt man in den meisten Fällen wieder raus.

Ich habe auf meiner Lakewood M-32CP eigentlich nur die empfohlenen "Elixir Nanoweb Light Phosphor Bronze" Saiten drauf - und bei denen werde ich auch wohl weiterhin bleiben. Zwischendurch hatte ich zwecks Test auch mal die "Daddario XTAPB1253 Light" Saiten drauf: Zwar auch sehr haltbar, aber nicht so briliant klingend wie die Elixir.

Aber back to the roots, zu den Ernie Ball: Diese Saiten haben Innerhalb von ~5 Stunden bei Aufnahmen in meinem kleinen Homestudio dermaßen an Brillianz verloren, dass es in diesen hörbar war! Das habe ich noch nicht mal mit den günstigsten und unbeschichteten Martin Saiten erlebt. Weiter ist mir aufgefallen, das die Fertigung der Ernie Ball sichtbar nicht zufriedenstellend ist. An 2 Saiten waren die Ball-Ends sehr locker in der Saiten-Öse sitzend und die Oberfläche einzelner Saiten sahen "gedrückt" aus.

An der E-Gitarre sind für mich Ernie Ball Saiten das Non-Plus-Ultra, aber diese Saiten an meiner Traum-Lakewood: Eher Nein!

Die hier aufgezogenen Saiten sind doch anders als erwartet:
Verarbeitung:
sie glänzen goldener als bspw. Elixir Bronze Saiten. h- sowie e-Saite haben vorm Ballend eine Bronzeumwicklung. Das überstehende Ende der g-Saite riss an der Stimmmechanik von selbst, das kann dazu führen, dass sie Saite gar nicht hält.

Bespielbarkeit:
Die Saiten fühlen sich toll an, Saitenzug scheint angenehm und genau richtig zu sein - nicht zu fest und nicht zu weich.

Sound:
Jetzt kommt der Knackpunkt - das kann gut sein oder auch nicht, je nachdem, was man bevorzugt: die Paradigm-Saiten klingen sehr sehr seidig, noch stärker als Elixir.
Bereits nach einem Tag lassen die Höhen nach und die Saiten klingen eingespielt. Es wird damit geworben, das Produkt hätte alle Eigenschaften einer beschicheten Saite.

Fazit: sieht gut aus, fühlt sich gut an. Leider lässt der Klang schnell nach und die Verarbeitung scheint beim vorliegenden Saitenpaket nicht gut zu sein.

Auf meiner Taylor 214ce spielte ich jahrelang nur Elixir 12/53 (80/20 Bronze). Was mich an den Saiten stört ist: Die 12er klingt in manchen Lagen unangenehm hell, fast schneidend, die 53er und 42er könnten nach meinem Empfinden etwas voluminöser klingen.
Heute habe ich die Paradigm aufgezogen und was soll ich sagen ? Die beiden Problemchen existieren nicht mehr. Das Klirren der 12er ist verschwunden, die 54er und 44er klingen voller und trotzdem definiert. Die Taylor hat noch nie so gut geklungen. Demnächst werde ich die Duke ebenfalls damit bestücken.
Wie lange der gute Sound sich hält, kann ich nach einer Stunde Spielzeit natürlich noch nicht orakeln. Das Spielgefühl ist dem der Elixir gleich, was wohl an der gleichen Beschichtung liegt. Nach dem Aufziehen habe ich 2 mal nachgestimmt, seitdem hält die Stimmung.
Fazit: Die Saiten haben mich von der ersten Minute an überzeugt. Ob der hohe Preis gerechtfertigt ist, wird sich in den nächsten Wochen herausstellen.
Nachtrag: Ich habe die Saiten jetzt sage und schreibe 4 Monate auf der Gitarre und sie klingen immer noch ausgezeichnet. Ergo: Der Preis ist gerechtfertigt. Als nächstes ziehe ich den 11er Satz auf. Bin schon gespannt...