Eigentlich sollte man für jeden Zweck das richtige Mic haben. Aber Krösus bin ich leider nicht, also machte ich mich unlängst mal wieder auf die Suche nach einem vielseitigen Mikrofon. Außerdem wollte ich ein t.bone sc450 ablösen, da dieses mir bei Sprache und Gesang doch irgendwie immer noch zu vernuschelt klang. Bass Drum sollte es auch können, aber eben ohne nur Bass Drum zu können.
Das RE320 macht einen soliden Eindruck und ist recht schwer. Für den Jazz-Drummer in meiner einen Band bot sich das Millenium BD100 Stativ an, damit ist das Mic gut aufgehoben. Meistens müssen wir die Kick nur ein bisschen hervorheben und eben nicht auf Rock'n'Roll bürsten. Hier finde ich das RE320 angenehm. In der entsprechenden Einstellung ist eigentlich nicht mehr viel zu tun am Pult. Vielleicht noch den Anteil der Tiefen (Wumms) ein bisschen anpassen und gut. Die Positionierung ist hier wichtiger als das EQing.
Bei Sprache fällt schnell der absichtlich reduzierte Nachbesprechungseffekt auf, der wirklich nur aus nächster Nähe einsetzt. Trotz eingebautem Ploppschutz ist eine Scheibe je nach "Explosivität" des Sprechers empfehlenswert. Es fällt schnell auf, dass das RE320 in den Präsenzen stark betont. Zum Glück klingen die Präsenzen sauber (nicht so wie beim sc450). Man kann sie also auch wieder rausdrehen am EQ, wenn sie zu viel sind.
Für Gesang habe ich das Mic mit einem Rode NT5 und einem Sennheiser E965 verglichen. Resultat: Das NT5 hat mir bei der getesteten Dame am besten gefallen. Es war eher sachlich, sauber und formbar. Das im Vergleich teuerste E965 klang dagegen sehr edel und wäre der Favorit gewesen, es konnte aber Explosivlaute nicht wirkungsvoll genug abdämpfen. Das RE320 hingegen war am Gesang eher eigen. Die deutlichen Präsenzen waren störend und auch in anderen Frequenzbereichen trat eine deutliche Färbung auf, die so mancher Stimme zum Nachteil gereichen dürfte. Positiv anzumerken ist der deutliche wahrnehmbare Air-Bereich, den ich von einem dynamischen Mic nicht so erwartet hätte.
Das Mic ist außerdem sehr empfindlich für Trittschall und die Original-Spinne (vermutlich die einzige passende) kostet ein Vermögen.
Fazit: Das RE320 ist kein Allrounder. Zwar kann man es eigentlich vor jede Quelle stellen, vom Sound her ist es aber je nach Situation einfach nicht passend. Dennoch bildet es recht gut ab und ist damit durchaus ein Kandidat für die Erweiterung des eigenen Fuhrparks. Auf der Bühne kann die Trittschall-Empfindlichkeit stören, wenn dort viel getrampelt und gewackelt wird.