PLUS:
Was hat das damals für ein Geraune in der Gitarristenwelt gegeben, als die frühen Queen-Scheiben mit diesem unglaublichen Gitarrensound Brian Mays herauskamen, den die Band auf ihren ersten Scheiben noch mit dem verschmitzten Album-Kommentar "No Synthesizers!" unterstrich!! Man mochte es kaum glauben,l wie diese orchestralen, mehrstimmigen Klangmuster sonst hätten zustande kommen können! -
Mit einem Harmonizer ist das heute kein Problem mehr und der Name "Eventide" hat längst den Ruf, soz. der "Rolls Royce" in dieser Gerätezunft zu sein. - Zu Recht und Eventide hat nach seinen für den Normalverdiener schier unerschwinglichen, aber auch einmalig klingenden Rackteilen mit dem "Pitchfactor" nun auch ein handliches Gerät im "Tretminenformat" herausgebracht, das es in sich hat!
Der Pitchfactor beinhaltet 10 fantasievoll benannte Effekt-"Familien", z.T. dem Namen nach schon von den Rackteilen bekannten, aus denen die "Eventider" 100 jeweils in 2er- Bänken organisierte Werks-Presets (= 50 Banks) zusammengebastelt haben, die widerum - angefangen bei rel. undramatisch aber absolut hochwertig klingenden Chorus- und Delay-Effekten bis zu den abgedrehtesten Space-, Fantasy- und (auch) Grusel-Sounds dem Gitarristen, der sich mit traditionellen Klampfenklängen nicht mehr zufrieden geben will, so ziemlich jede Option gegeben ist.
Alles klingt - korrekt angewendet - dabei um Klassen professioneller und sauberer als ich es je bei einem Pitchshifter anderer Hersteller hören konnte. Mittels 11 Drehknöpfen kann man durch das Menü scrollen bzw. jeden Klangparameter nochmal separat frei verändern (was man auf einem schön großen beleuchteten Billboard-Display verfolgen kann) und - wenn man etwas Interessantes gefunden hat - als Eigenschöpfung (User-Preset) abspeichern! Natürlich hat der Ptchfactor alle nur denkbaren Anschlüsse, von Mono-/Stereo-Betrieb über (optional lieferbare) Fußschalter bis hin zu MIDI-Anwendungen.
ACHTUNG! -
Voraussetzung für Spaß mit dem Gerät ist aber: Der User sollte zumindest mit den Grundlagen der Harmonielehre vertraut sein, sonst kann die Maschine schnell zum mißklingenden Klangmonster werden! - Aber das trifft ja auf alle Harmonizer zu...
Klanglich ohne Zweifel also DAS Traumgerät für fantasiebegabte Sound-Tüftler - kein Zweifel! - Wer gerne nicht nur das Publikum, sondern auch seine Mitmucker mal mit offenem Mund sehen will: Wer mit dem Pitchfactor klar kommt, wird das (und mehr!) schnell erreichen!
MINUS:
Und da sind wir dann beim m.E. Hauptproblem: Das Gerät ist kompliziert - obwohl man sich um intuitiven Aufbau bemüht hat - , was bei der hohen Messlatte ja nicht ausbleiben kann. Entsprechend wird man ohne gründliches Studium der Gebrauchsanweisung nicht wirklich die Traumsounds finden, die der Kasten zu bieten hat & die Bedienungsroutine erreichen, die es für den Pitchfactor braucht!
Ein für Bodentreter ungewohnt dickes englischsprachiges Manual liegt bei, ebenso wie mehrere grafsche "shortlists", die einem einen Schnellüberblick über die wichtigsten Funktionen und den Charakter der Presets geben und gemäß einem Hinweis zu Beginn der Anleitung kann man im Notfall unter " deutsche Übersetzung als pdf. aus dem Netz beziehen, aber beides ist offenbar leider nicht vollständig bzw. fehlerfrei!
So kann ich bei meinem Gerät zwar entsprechend den Anweisungen des Manuals das (lobenswerterweise) eingebauten Stimmgerät (Tuner) aufrufen, aber der im Manual beschriebene Weg zur Aktivierung funktioniert schlicht nicht. Ob´s anders geht habe ich noch nicht herausgekriegt, aber so etwas ist ärgerlich, auch wenn ich die Funktion nicht unbedingt benötige, da ich ein separates Stimmgerät besitze.
Auch der Weg, neue, "selbstgemachte" Presets auf dem Billboard-Display einen eigenen Namen zu geben, um sie von den Werkspresets abzusetzen, wird, soweit ich sehe, nirgendwo im Manual beschrieben (ich hab´s dann nach der trail- & error-Methode selbst herausgefunden...).. Insgesamt könnte der Manualtext sowohl englisch als auch deutsch m.E. durchaus klarer formuliert und übersichtlicher sein! Ein Stichwortverzeichnis zum Manual gleich am Anfang wäre bei dem dicken Manual mehr als angebracht!! - So wie´s ist, kann´s einem gleich zu Anfang sehr den Mut nehmen, sich mit dem toll klingenden "Zauberkasten" zu beschäftigen!
FAZIT:
Ansonsten - Nix weniger als DIE Special-Sounds der Guitar-Heroes von Brian May über Joe Satriani, Steve Hillage bis Steve Vai & Co. auf Profi-Niveau - nichts weniger! Da ist der ansonsten schon recht fette Prieis von knappen € 600,-- für einen Bodentreter absolut gerechtfertigt! Wenn nur die Bedienungsanleitung auch so wäre...