Im Urlaub hatte ich das Vergnügen, eine geliehene Wolfgang Standard zu spielen. Danach stand der Entschluss welche die nächste Gitarre der Wahl sein sollte. Auf Grund der Ausstattung und Optik hatte ich mich dann auf die Wolfgang Special eingeschossen.
Nach 5 Monaten Wartezeit kam das gute Stück dann bei mir an. Der erste Eindruck war hervorragend.
Verarbeitung
- Der matte Lack wirkt sehr hochwertig und ist fehlerfrei aufgetragen. Nach einiger Spielzeit bilden sich leicht glänzende Spuren (da wo andere Gitarren das Pickguard haben) und Fingerabdrücke, generell sieht man auf dem Lack Gebrauchsspuren sehr schnell, aber das darf gern so sein.
- Grundsätzlich ist das Verarbeitungsniveau sehr hoch, auch die verwendeten Komponenten wie das Floyd Rose mit D-Tuna sind top und bilden ein rundes Konzept. Aber kein Wunder bei dem geistigen Vater dieser Gitarre ;)
- kleiner Minuspunkt: Die Locking Nut war nicht stramm genug verschraubt und hat beim Tremolieren geknackt als sie auf dem Hals hin und her gerutscht ist. Das ließ sich aber mit dem passenden Innensechskant innerhalb von wenigen Sekunden fixen.
Bespielbarkeit und Sound
- Der nahezu naturbelassene Hals ist ein Traum. Das Wolfgang-Profil (irgendwas in Richtung asymetrisches modern C?!) liegt sehr angenehm in der Hand. Dabei sollte man beachten, dass das Profil schon recht dünn ist. In wie weit der Compound Griffbrettradius das Spielen erleichtert, kann ich nicht wirklich sagen, aber das gesamte Paket rund um den Hals ist gelungen abgestimmt, auch dank der abgerundeten Griffbrettkanten...toll.
- Der Korpus fühlt sich angenehm an und ist vergleichsweise klein. Generell macht die Gitarre einen sehr kompakten Eindruck, trotz "ausgewachsener" 648 mm Mensur. Das liegt vielleicht auch daran, dass das Floyd Rose recht weit hinten sitzt. Die Gitarre ist dabei aber sehr gut ausbalanciert und fühlt sich stimmig an.
- Die Tonabnehmer sind klasse und ihnen gelingt ein soundtechnischer Spagat. Sie klingen sowohl im Clean/Breakup Bereich klar und fett, lösen aber auch bei High Gain sehr gut auf und matschen nicht. Auffällig ist, dass der Neck-Pickup sehr warm klingt, auch bei voll aufgedrehtem Tone. Hier bekommt man sehr fette Les Paul ähnliche Lead Sounds raus. der Bridge-Pickup ist bissig und prägnant. In der Mittelstellung ergibt sich ein sehr artikulierter und perkussiver Ton, der mich ein bisschen an meine Telecaster erinnert.
- Das Floyd Rose Tremolo arbeitet sehr präzise. Als Bigsby-Style Spieler bin ich baff dass eine Gitarre nach aktivem Vibrato-Spiel noch die Stimmung hält ;)
Features
- Was man beachten sollte, ist die schnörkellose Elektronik. Kein Split-Coil, kein Phase-Switching, keine separaten Tone-Regler. Aber da Wahl auch oft Qual bedeutet und das gebotene Paket stimmig ist und toll klingt, bin ich absolut happy.
- Die Pickups sind direkt im Korpus verschraubt, das kann zum Problem werden, wenn man Pickups gerne tauscht und rumprobiert. Das Floyd Rose liegt auf dem Korpus auf und bietet wenig Spielraum für Anpassungen der Saitenlage. Modding ist also hier nicht so ohne Weiteres möglich. man bekommt eben eine Van Halen Gitarre mit seinen Specs (zumindest in weiten Teilen). Das ist toll, aber in angebotener Weise eben auch unflexibel. Stört das? Das muss jeder selbst entscheiden. Mich stört es nicht, da ich andere Gitarren als Modding-Platform habe.
- Klarer Minus-Punkt: Kein Case, nicht mal eine Tasche. Für eine Gitarre jenseits der 1000€ darf man doch zumindest ein Softcase erwarten.
Fazit
Ich liebe diese Gitarre. Sie liegt toll in der Hand, spielt sich grandios und klingt killer in allen Gainlagen. Meine Highlights an dem Instrument sind der Sound der Pickups und der einzigartige Hals. Ach ja und sie sieht einfach fantastisch aus! ;)