Dieser Synth zeichnet sich nicht nur durch die fantastische Klangsynthese dank Haken Audio's Eaganmatrix, sondern auch durch das weltweit erste Keybed seiner Art aus.
Die Tastatur erkennt schon kleinste Berührungen, sodass sich die Sounds präzise kontrollieren lassen. Fast alle anderen Synths haben ein Menü zum Anpassen der ADSR Hüllkurve - so aber nicht das Osmose. Hier sind die Finger die Hüllkurve, da man direkt durch die Tiefe der gedrückten Taste die Lautstärke bzw Klangfarbe kontrolliert. Jede Taste ist hier bei Bedarf unabhängig voneinander ansteuerbar, sowohl in der Velocity als auch im Aftertouch und der viel umworbenen links-rechts Bewegung. Allein als Controller mit polyphonen Aftertouch lohnt sich Osmose schon. Der ausschlaggebende Grund für meinen Kauf war jedoch die Funktion, dass man Tasten auch nach links und rechts bewegen kann. Das fühlt sich sehr natürlich an und erlaubt es individuelles Vibrato auf die einzelnen Tasten zu legen. Sobald man wieder auf einer normalen Tastatur unterwegs ist, merkt man erst, wie sehr einem diese Funktion fehlt.
Osmose kann einerseits als Controller fungieren (in mehreren Modi: MPE, Polyphonic Aftertouch, Multichannel und Classic Keyboard), aber auch die interne Klangsynthese ansteuern, sodass es auch als eigenständiges Instrument stehen kann. Natürlich entweder mit Kopfhörern oder externen Lautsprechern - interne Lautsprecher hat das Gerät nämlich nicht.
Zu den Sounds: Osmose liefert hier eine gute Bandbreite an Presets, von Mallets über Strings zu Orgeln und abstrakten Percussions ist so ziemlich alles vertreten. Man muss aber auch sagen, dass alle Sounds typisch Eaganmatrix sind - nach hyperrealistischen Abbildungen echter Instrumente sucht man hier vergebens.
Weiterhin ist die Bearbeitung der Sounds auf die Makros begrenzt, außer man verbindet Osmose mit einem Computer über USB. Dann steht einem der Haken Editor zur Verfügung, mit welchem man von Grund auf eigene Sounds basteln kann. Der Einstieg in den Editor ist aber bei Weitem nicht einfach - die Benutzeroberfläche wirkt nicht sonderlich professionell oder aufgeräumt und eher wie ein Programm, für welches man bei der Entwicklung dabei gewesen sein muss, um es zu verstehen. Viele Parameter sind unbeschriftet oder durch Abkürzungen nicht klar verständlich. Ohne das mitgelieferte Manual wäre ich hier aufgeschmissen.
Die Verarbeitung des Osmose ist grundsolide. Die Tasten fühlen sich wertig und die Oberfläche stabil an. Zwar hat man hier vergleichsweise wenig Oktaven (4 an der Zahl), allerdings stört das im Gebrauch eher selten, da auch Tasten zum Oktavenwechsel bereitstehen. Das Display könnte etwas kontrastreicher aus ungünstigen Blickwinkeln sein, allerdings ist das eher ein kleines Problem. Die Drehregler sind zeitweise etwas langsam, sodass man bei bestimmten Werten ziemlich kurbeln muss. Eine Transposition der Tastatur um Halbtöne, statt ganzen Oktaven, sucht man vergebens. Dies kann leider maximal über den Haken Editor am Computer für jedes Preset einzeln eingestellt werden.
Einige Funktionen sind in der Firmware noch nicht verfügbar, sollen aber demnächst nachgeliefert werden. Die Verpackung war einwandfrei - gleich 3 Kartons ineinander mit ausreichend Schaumstoff verpackt.
Abschließend lässt sich sagen, dass man hier für das Geld eine Weltneuheit bekommt, welche hoffentlich in der Zukunft auch bei anderen Firmen Anklang findet. Wenn man die derzeit lange Lieferzeit verkraften kann (bei mir waren es knapp 8 Monate), lohnt sich die Investition allemal.