Anfangs war ich etwas skeptisch, da im Gegensatz zu ihrem Schwestermodell mit schmalem Griffbrett, der ESC105, die ESC110 kaum Aufmerksamkeit bekommt. Das lässt sich schon daran erkennen dass ich die erste Textbewertung (und zweite überhaupt) über die Gitarre schreibe, obwohl sie seit über einem Jahr hier bei Thomann erhältlich ist. Nun gut, was habe ich über die Gitarre nach ein paar Tagen ausprobieren zu berichten? Hauptsächlich gutes. Bereits beim Auspacken war ich sehr positiv überrascht, dass die Gitarre trotz des sehr niedrigen Preises (wovon noch die Rede sein wird) mit einem Gigbag geliefert wird. Dieser ist zwar simpel und nicht gepolstert, aber mit großem Fender Schriftzug und zwei Schultergurten. Was für mich einer der Kaufgründe war - die Gitarre hat im Gegensatz zu den meisten Konzertgitarren einen Halsspannstab. Für den lag ein Inbusschlüssel und sogar eine Anleitung zum eigenständigen Einstellen der Halskrümmung anbei. Zudem gibt es eine zusätzliche Saitenauflage für die Brücke und einen Shim zur Höhenkorrektur. Kurzum, so viel Extras habe ich bei der Preisklasse nicht erwartet und gebe daher 5 Sterne für Features. Zur Gitarre selbst, sie ist ziemlich hübsch. Mir gefällt die matte Lackierung und Farbgebung. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass die Farbeffekte des Holzes durch Beizen und andere Tricks erreicht werden, als durch hochwertiges Holz allein. Aber es sieht gut aus, man hat nicht das Gefühl einer Billiggitarre. Die Einstellung war vom Haus aus gut, ich musste nichts nachjustieren. Einzig unangenehm fiel mir der chemische Geruch der Gitarre auf. Der kommt wohl vom Lack und hat einige Tage zum Auslüften gebraucht. Wie die meisten von uns Gitarristen wissen, hat Fender mit akustischen Gitarren wenig am Hut, mit Konzertgitarren noch weniger. Daher werden sie Kollegen aus der Klassik wohl eher kritisch beäugeln. Für mich, der von der E-Gitarre kommt, ist es natürlich ein ulkiges Gimmick, den Fender Schriftzug auf einer Konzertgitarre zu haben. Ihr Klang ist übrigens gut, obwohl ich aufgrund meiner begrenzten Erfahrung mit Konzertgitarren nicht der richtige Ansprechpartner zur umfangreichen Klanganalyse einer solchen Gitarre bin. Zum Üben oder Spaß haben mit Freunden im Park taugt sie allemal und überzeugt mit Optik und Klang. Für einen angehenden Studenten der klassischen Gitarre wird sie eher nichts sein, da hierfür viel höhere Ansprüche gestellt werden. Ich würde die Gitarre Eltern empfehlen, die ihrem Kind ein Instrument kaufen wollen und nicht sicher sind, wie lange es Spaß am Gitarrespielen haben wird. Da es schließlich eine Fender ist wird sie beim eventuellen Weiterverkauf nicht so stark im Preis fallen, wie manche anderen günstigen Gitarren. Schlussendlich bleibt bei mir die Frage ob ich mich uneingeschränkt über die Gitarre freuen soll, oder ob sie für mich auch Anlass zur Reflexion ist, was und wie man heute für extrem niedrige Preise produzieren und kaufen kann. Nichtsdestotrotz - auch wenn man bei dem Preis keine Wunder erwarten darf, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis dieser Gitarre ist schwer zu schlagen.