Tremolohebel und –Kappen sind ein Thema für sich. Wie bei vielen Artikeln kocht jeder Hersteller gern sein eigenes Süppchen, damit ganz sicher nur das eigene Produkt passt. Der mündige Kunde bewaffnet sich jedoch mit einer Schiebelehre, misst vor dem Kauf nach und entscheidet dann, was er genau braucht. Denn um den Preis von drei Fehlkäufen an durchschnittlichen Kleinteilen kriegt man bereits eine passable digitale Schiebelehre, bei der es nicht mal mehr erforderlich ist, einen Nonius abzulesen zu können.
Die Hauptfrage lautet einmal mehr: Zöllig oder metrisch?
Stammt ein Tremolohebel aus Mexiko oder den USA, ist er im Zollmaß hergestellt, alle anderen sind in der Regel nach dem metrischen Maß hergestellt. So war’s noch bis vor Kurzem. Heute wird vieles an traditionellen Ersatzteilen, die ursprünglich aus US-Produktion stammten, mitunter auch in Taiwan, Korea, Malaysia oder China gefertigt, und das bei Bedarf natürlich auch im Zollmaß.
Das zöllige Rundmaterial, das man für Vibratohebel verwendet, ist in den meisten Fällen 3/16“ dick (umgerechnet 4,76mm). Ein paar mµ kommen dann noch für die Oberflächenveredelung dazu. Misst man also etwa 4,8mm, kann man zu 99% sicher sein, dass der Hebel zöllig ist und auch das etwaige Gewinde, das dran ist, ist dann ein Zölliges – in vielen Fällen 3/16“-32, oder kurz: #10-32.
Beim metrischen Hebelmaterial wird’s komplexer:
Fender Japan verwendet(e) meist 5,0mm (und M5x0,8 Regelgewinde, wenn nötig). Anm.: Der Ausdruck „vintage“ wird in erster Linie dazu verwendet, den Kunden zum Kauf zu verleiten. Beispiel: Der „Vintage ’65“-Tremolohebel für die Fender Mustang (Fender 003-5566-000) wurde in Japan im metrischen 5mm-Maß gemacht, doch in eine reale US-Mustang aus 1965 passte der garantiert nicht, weil er dafür grade mal um 0,2mm zu dick war. Auch der metrische Jaguar Hebel 026-4261-000 passt nicht in ein US-Jag/Jaz Vibrato aus 1962, auch wenn er noch so „xyz...’62 Jaguar“ heißt. „Vintage“ klingt verführerisch, bedeutet aber letztlich gar nix, weil selbst das dümmste China-Noname-Nachbauprodukt heute unter „vintage“ läuft und Nachmessen, ob’s zöllig oder metrisch sein soll, immer noch die einzig vernünftige und zielführende Methode ist.
Gotoh/Wilkinson verwendet mitunter 5,5mm Rundmaterial (einfache Steckhebel oder tremoloseitig mit M4x0,7 Innengewinde).
Schaller und Floyd Rose verwenden 6,0mm Rundmaterial (oftmals Steckhebel ohne Gewinde).
Der kurioseste Hebel ist der Squier Strat Hebel mit der Fender Nr. 004-1359-000, (Thomann Art.Nr. 170855). Das Rundmaterial ist hier 5,2mm dick - außerhalb jeglicher Norm - doch das aufgewalzte Gewinde für den Tremoloblock ist (zum Glück) ein metrisches M6x1,0 Regelgewinde. Gefällt einem die altweisse Kappe dieses Hebels nicht, kauft man sich besser gleich einen kompletten Hebel mit M6 Gewinde und andersfarbiger Kappe, denn auch die ist beim Squier Hebel für 5,2mm Material gedacht (und nicht die 5,0mm „Göldo“ Kappen). Doch wer jemals einen Fahrrad-Griff auf einen –Lenker montiert hat, der weiß wie und schafft auch das.
Kurz gesagt: Es gibt viel mehr unterschiedliche Hebelstärken als dazu passende Kappen. Die hier bewertete Hebelkappe (Fender #099-4933-000) passt perfekt und gewaltfrei nur auf die zölligen 3/16“-Fender-STRAT-Hebel (4,8mm, Kappenseitiges 10-32 Gewinde, Fender Art.Nr 009-2054-000, Thomann #180947, sowohl made in USA als auch made in China). Der ist aus poliertem Edelstahl, 3/16“ dick und – maßhaltig.
Doch wer glaubt, dass diese Kappe auch auf den zölligen Jazzmaster Hebel (Fender 005-4473-049, Thomann #477036) der gleichen Art passt, irrt: Der ist aus verchromtem Stahl. Und obwohl auch dieser Hebel „nominal“ 3/16“ stark ist und ein 10-32 Zollgewinde für die Kappe hat, lässt sich die Kappe zwar easy aufschieben, hält aber nicht ohne zusätzliches Verkleben. Weil man beim Poliervorgang der Verchromung am Kappengewinde oftmals grade die wichtigen 0,1mm wegschleift, die dringend nötig wären, um die Kappe ordnungsgemäß und haltbar auf’s Hebelgewinde drehen zu können. Somit gingen viele dieser US-Jag/Jaz-Hebel kurzerhand dann einfach als B-Ware ohne Kappe in den Export. Pikantes Randdetail: Bei älteren US-Jag/Jaz Hebeln, die noch aus Edelstahl waren und KEIN Kappengewinde hatten sondern nur ein einfaches glattes Ende, passt die vorliegende Kappe perfekt.
Für metrische 5,0mm-Hebel passen die Kappen von Göldo. Und die 6mm Floyd Rose- und Schaller Hebel werden aus gutem Grund ohne Kappe geliefert – weil es dafür schlicht und einfach keine gibt.