Verpackung
Das übliche Thomann-Bild: Vorbildlich verpackt. Da gibt es nichts zu beanstanden. Im Karton findet sich das Fender Gigbag in der bereits beschriebenen Qualität. Wenn man mit dem Auto zu einem gesitteten Sonntags-Jam zu Kumpels fährt, reicht das definitiv. Größere Belastung wollte ich damit nicht ausprobieren. Gut verarbeitet, aber recht dünn. Tut aber für den Transport, was es soll und passt schon mal. Es gibt ein bisschen Papierkram und die beiden Inbusschlüssel für Hals und Saitenböckchen sowie den Tremolohebel. Eine Inspektionskarte ist auch dabei. Wenig überraschend wurde diese auch abgearbeitet. Passt auch. Im Gigbag selbst ist die Gitarre nochmal in Schaumstofffolie verpackt.
Verarbeitung
Erstmal das gute Stück ganz genau unter die Lupe nehmen und komplett begutachten und optische Prüfung. Die Player Plus Strat ist sehr gut verarbeitet und steht toll im Alpine White Lackkleid, das vollkommen ohne jegliche Fehler, Nasen, stumpfen Stellen oder ähnlichem ausgeführt wurde. Bei Abnahme der Tremolofachabdeckung zeigen sich drei weitere Punkte: die Fräsungen sind äußerst sauber ausgeführt, es findet sich nicht der geringste Rückstand an Holzstaub oder Schleifarbeiten und die Bohrungen für die Schrauben der Abdeckung wurden perfekt gesetzt. Der Zinkguß(?)-Block hängt ausbalanciert an drei Federn und die Kralle an zwei Schrauben. Alles äußerst sauber und akkurat. Der Hals sitzt sehr passgenau und gerade in der Tasche, der Sattel ist sauber gefeilt und vor allem in der richtigen Höhe gefeilt und eingesetzt. Ist halt ein Plastiksattel und wird wahrscheinlich bei den meisten über kurz oder lang gegen ein Exemplar aus Knochen oder Tusq ausgetauscht. Das Gesamtbild auch bei naher Betrachtung aller Bestandteile ist absolut positiv. So muss das sein und so ist es auch ausgeführt. Der Fretjob ist gut, weil vollkommen unauffällig. Die gerollten Griffbrettseiten sind ein sehr schöner und fühlbarer Bonus - die Satinierung des Halses trägt dazu ihren Teil bei. Macht Spaß.
Gewicht/Grundsound/Spielgefühl
Häufig gelesen: Viele Exemplare sind den Testern/Käufern zu schwer und laufen bei 3,7 Kilogramm raus. Hier scheine ich Glück gehabt zu haben, meine liegt ungefähr bei 3,2 Kilogramm und das ist klasse. Der Erle-Body in Verbindung mit dem Maple-Neck klingt trocken gespielt schon resonant und knackig mit einem kernigen Grundsound. Ich will hier aber nicht über Tonholz schwadronieren. Es ist schließlich eine E-Gitarre und sollte dementsprechend auch nach den verstärkten Klangeigenschaften beurteilt werden. Das Spielgefühl ist aber insgesamt als (sehr subjektiv für mich gesprochen) angenehm zu bezeichnen. Es fühlt sich einfach an, als würde man schon länger miteinander zu tun haben und gar nicht mal wie ein brandneues Instrument.
Noiseless Pickups/Schaltmimik/Vibratoeinheit/Locking Mechaniken
Als ich vor einiger Zeit Andy Ferris‘ Video zu seiner Player Plus gesehen habe, war ich irgendwie mit dem „Ich brauche nach 35 Jahren endlich doch mal eine richtige Strat“-Virus infiziert. Keine FR-Strat, sondern halt was Konkretes mit drei Singlecoils und 5-Weg-Schaltung. Insofern bin ich keine Instanz, um die Player-Plus-Noiseless Singlecoils auf ihre Authentizität hin zu beurteilen, lediglich darauf, ob sie wie Singlecoils klingen und ob sie grundsätzlich gut klingen. Das tun sie. Sie klingen nach nunmehr zwei Wochen Spielzeit in meinen Ohren richtig gut und genau so, wie man es sich wünscht – ohne zu tief in das Rabbit-Hole „Tone“ einzutauchen. Diese Strat klingt für mich eindeutig nach Strat. Ob 50s oder 60s oder was-auch-immer, ist mir persönlich vollkommen hupe. Fender hat der Gitarre mit dem Push-Pull-Tone-Pot sogar noch mehr Schaltvarianten ermöglicht, indem in den Positionen 1 und 2 immer auch der Hals-Pickup mit dazugeschaltet werden kann. Elektrisch verstärkt läuft das ganze bei mir über einen Kemper Stage in eine Headrush 108 und die Player Plus überzeugt hier auf ganzer Linie. Die Regelwege der Potis sind gut und praxisfreundlich. Der Klingenschalter ist kein Weichei und schaltet fest. Da wackelt nichts. Was allen Testern bislang auffällt, finde ich auch ein wenig suboptimal: Fender-Knobs in Verbindung mit einem solide zupackenden Push-Pull-Poti? Das funktioniert nur so halb gut. Kommen wir zu den Endpunkt-Verbindungen: Vibratoeinheit und Mechaniken. Am einen Ende verrichten Fender-branded Locking-Tuner ihren Dienst und das ganz hervorragend. Laufen feinfühlig und fühlen sich hochwertig an. Am anderen Ende eine oft genug gesehene Zwei-Punkt-Vibratoeinheit mit massiven Sätteln. Schaubarm dran und fertig ist das Ding. Auch das tut genau was es soll und in Verbindung mit einem guten Setup hat man in gewissen Grenzen verstimmungsfreien Spaß z.B. bei flächigen Sounds. Auch in den Bereichen Tuner und Vibratoeinheit gilt: Sehr gut verarbeitet.
Gesamteindruck
Kann man eine bessere Strat bekommen? Natürlich kann man das. Wir reden hier über die 1.000 Euro-Klasse und alles, was ich hier schreibe, bezieht sich ausschließlich auf diesen gesteckten Rahmen. Die Frage ist also eher „kann man für das Geld eine bessere Strat bekommen?“. Das kann gut möglich sein – wir bezahlen ja hier auch den Markennamen mit. Aber hier kommt ein zweiter Punkt für mich ins Spiel: Inflation made me buy it! Ich wollte ausdrücklich zum Werterhalt eine „echte“ Fender und ich wollte überhaupt mal endlich eine echte Fender. Keine Squier, keine Schecter, keine Dingsdabummsda oder ähnliches. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren halte ich die Fender Player Plus Stratocaster für ein richtig tolles Instrument. Fehlerfreie Verarbeitung mit praxisnahen Sounds. Das, was sie anbietet, macht sie durchweg gut bis sehr gut. Bekommt man also eine bessere Strat für mehr Geld? Natürlich! Aber wir reden hier nicht mehr über „Welten“ an Unterschied. Die ersten 90(?)% zum Strat-Himmel kann man hiermit m.E. schon erklimmen.