Squier CV 60s Mustang LRL SNB

Body und Hals sind gut lackiert und verarbeitet. Der Hals ist etwas dicker als zum Beispiel bei einer Squier Mustang Bullet oder einer Harley Benton MS-60 und damit sogar noch etwas angenehmer zu spielen. Einige Bundstäbchen könnten besser polliert und an den Enden etwas mehr abgerundet sein. Wenn man sonst eher Bundstäbe im Format Jumbo und Medium-High spielt, sind die Narrow-Tall Bundstäbe ein wenig gewöhnungsbedürftig aber sonst ganz OK. Das Griffbrett war sehr trocken und musste kräftig geölt werden.

Ich habe das Tremolo und die bewegliche Bridge fixiert um eine gute Stimmstabilität zu erhalten. Die Mustang-Bridge hat zudem das Problem, dass die Saiten teilweise am hinteren Blech und den Schrauben für die Oktavenreinheit aufliegen. Um das zu beheben, habe ich die Bridge einfach um 180 Grad gedreht, womit nun auch die Schrauben für die Oktavenreinheit besser zugänglich sind. Wie bei einer short-scale Gitarre zurecht empfohlen, habe ich 10-er statt 09-er Saiten aufgezogen, musste dazu aber mit einem sehr feinen Schleifpapier die Kerben im Sattel etwas verbreitern. Das anschliessende Setup für Saitenlage, Hals-Krümmung, Oktavenreinheit, Pick-Up-Höhe etc. war problemlos.

Die beschriebenen Überarbeitungen waren bei einer Mustang dieser Preisklasse zu erwarten und sind dank der ordentlichen Qualität der verbauten Teile problemlos und ohne Spezialwerkzeug durchzuführen (Anleitungen dazu findet man im Internet). Für jemanden, der diese Anpassungen nicht durchführen (lassen) möchte, ist diese Gitarre vielleicht weniger zu empfehlen.

Ich habe nun zu einem sehr fairen Preis eine echt hammermässige Mustang mit super Spielbarkeit und sehr flexiblem coolem Sound, wo sogar die Phasenschaltung der beiden Pickups noch möglich ist (findet man sonst kaum noch). Surfer- und Indie-Sound beherrscht sie ja sowieso perfekt, und mit einem Treble-Booster rockt und twangt das Teil auch ganz gewaltig… ein Riesenspass.

Positives:
Klanglich sehr gut, alles was man sich von einer Mustang wünschen würde.
Vor allem sehr schön, dass hier noch die "alten" zwei 3-Wege-Schalter zu finden sind, die es auch erlauben die zwei Pickups Out-Of-Phase zu schalten. - Im Gegensatz zu sogar vielen (neuen) Fender-Modellen.

Negatives:
Die Verarbeitung ist leider nicht zu 100% zufriedenstellend. - Die Bünde sind nicht nicht komplett glatt abgeschliffen. Allerdings bei weitem nicht derart, dass man nicht darauf spielen könnte oder dergleichen.
Auch die Stimmstabilität lässt leider etwas zu wünschen übrig. Alle zwei bis drei Lieder muss man nachstimmen, vor allem wenn man etwas intensiver spielt... - Ich werde noch versuchen ob eine Fixierung des Vibratos eine Verbesserung bringt, oder es doch an der Stimmechanik liegt.

Fazit:
Die Gitarre zahlt sich auf jeden Fall aus! Die Mäkel sind zu verschmerzen - oder für den erfahrenen Gitarristen auch leicht selbst zu beheben. Klanglich macht ihr nicht so schnell jemand etwas nach.

Allerdings muss man sich freilich im Klaren sein, das dies eine recht eigenwillige Gitarre ist. - So ziemlich das exakte Gegenteil einer Les Paul! - Und damit auch nicht jedermanns Sache.
Sie hat einen starken eigenen Charakter und spielt sehr gut mit Effekten oder Verzerrung zusammen. - Und macht auf jeden Fall sehr viel Spaß zu spielen.

Die Squier Mustang ist eine sehr schöne, gut verarbeitete Gitarre, über die man für 400€ wirklich nicht meckern kann. Das Griffbrett schreit zwar nach Öl, aber was soll’s. Die Stock-Pickups sind (entgegen meinen Erwartungen) wirklich super, bieten einen tollen Sound, mit dem von Rock über Americana bis zu Surf alles möglich ist. Klingen clean und dirty wirklich überzeugend. Die Gitarre liegt super in der Hand und am Körper.
Beim ersten Anspielen stellt sich jedoch schnell heraus, dass dieses Exemplar out of the box nicht bespielbar ist. Das große Manko: Stimmstabilität. Die Gitarre läßt sich nicht wirklich stimmen. Schon nach einmal moderatem Antippen des Whammy Bar ist die Stimmung wieder komplett im Eimer. Das Hauptproblem bei meinem Exemplar: Saiten schlampig aufgezogen! Die Ball ends der Saiten schauen aus der Cigar Roll raus, teilweise sind sie komplett draußen. So bekommt man die Gitarre nie stimmstabil. Die Ball ends müssen tief und fest in der Cigar Roll sitzen. Das Saitenaufziehen ist zugegebenermaßen etwas aufwändig und frimelig, deshalb wird in der Produktion hier sicher häufiger geschlampt. Wer schon mal ein bisschen an Gitarren rumgebastelt hat, für den dürfte das aber kein Problem sein. Zusätzlich musste die Höhe der Cigar Roll nachjustiert und die Höhe der Floating Bridge angepasst sowie die Halskrümmung eingestellt werden. Ich habe dann noch das komplette Tremolo rausgeschraubt, um die beiden Federn auf mehr Spannung zu setzen. Jetzt ist die Gitarre ein echtes Träumchen und eine absolute Kaufempfehlung – für alle, die ein bisschen Schrauben können oder bereit sind, noch mal etwas Geld für ein professionelles Setup in die Hand zu nehmen.