Nach einer knappen Woche Test in verschiedenen Situationen kann ich Folgendes bewerten:
Features: Die Gitarre tendiert mit F-Loch und Resonanzraum sowie zwei Humbuckern in Richtung Halbresonanzgitarre. Ansonsten stecken in ihr sehr viel Telecaster-Gene, was Korpusform und Korpusdicke angeht. Der Hals hat mit seinem C-Profil eine für mich angenehme Griffigkeit. Squier überzieht seine Gitarren mit einer relativ dicken Lackschicht. Das muss man gerade am Hals mögen. Ich komme damit gut zurecht. Farblich geht der Ahorn-Hals in Richtung eines warmen Honig-Tons, der Body hat eher hellbraune Töne. Die Hardware ist tadellos. Die Mechaniken arbeiten exakt und halten die Stimmung gut. Die Potis laufen "sämig" mit ordentlichem Widerstand. Der Dreiwege-Schalter wirkt sehr solide. Die Bridge verfügt auf den Saitenreitern, die individuell einstellbar sind, über keine Nuten, in denen die Saiten laufen. Das hat mich anfangs etwas irritiert, schränkt die Funktion aber in keiner Weise ein. Die Saitenlage war relativ niedrig eingestellt, was meiner Spielweise sehr entgegen kommt. Ich musste lediglich die Oktavreinheit auf der d-, h- und e-Saite nachjustieren.
Sound: Die beiden Humbucker klingen eher "weich" bzw. vintagemäßig. Am Hals entsteht ein ausgewogenes Klangbild mit einem relativ hohen Bass- und Tiefmittenanteil, wobei Mitten und Höhen immer noch sehr gut repräsentiert sind. Der Bridgepickup produziert geringere Bassanteile und angehobene Mitten, so wie es sein soll. In der Mittelstellung ergänzen die typisch perlenden Mitten und Höhen das gute Tiefmitten Fundament. Auf meine Soundvorstellungen (clean und crunchy) passt das alles wunderbar, verzerrt am Röhrenamp ohne zu matschen. Wer allerdings Humbucker mit hohem Output und eher aggresivem Sound sucht wird hier vielleicht enttäuscht.
Die Verarbeitung ist insgesamt gut. Bei der Lackierung gibt es am Hals und Korpus eigentlich nichts zu mäkeln bis auf das F-Loch, dessen Kanten nicht lackiert sind, wo sich Rückstände vom Schleifen als weiße Staubschicht und kleine Lacknasen fanden. Das ist aber Klagen auf sehr hohem Niveau. Ich habe hierfür trotzdem einen Punkt abgezogen.
Der Hals ist sauber verarbeitet, die Bundierung inklusive der Kanten ist einwandfrei. Anfangs produzierte die h-Saite eine Art Sitar-Sound. Die Überprüfung ergab, dass der Steg hier nicht ganz sauber ausgefeilt war. Das konnte ohne großen Aufwand mit der Saite selbst behoben werden.
Ich habe das Instrument nach längerer Recherche ausgewählt und bin bisher in keiner Beziehung enttäuscht worden. Ich besitze mehrere, auch wesentlich teurere Gitarren. Die Squier-Thinline kann sich hier sehr gut behaupten. Das Preis-leistungsverhältnis ist unschlagbar. Für Blues, Rock und Jazz ist sie ein gutes Arbeitspferd, das sehr dynamisch auf den Anschlag reagiert und mit den Humbuckern die erforderliche Breite an Sounds bietet.