Ich habe einige billige Gitarren von Harley Benton und den äquivalenten Marken anderer Musikhäuser gekauft, ebenso schon einige Gitarren auf dem Gebrauchtmarkt. Wenn ich dort so ein Griffbrett bekommen hätte, hätte ich eine neue Gitarre sofort zurück geschickt oder von einer gebrauchten 20% vom Preis abgezogen.
Die Gitarre kommt mit einem Laufzettel, auf dem angegeben ist, dass Herr oder Frau Budanito das Setup übernommen hätte und Herr oder Frau Aguno das Finish.
Tja.
Finish: Die Gitarre kam mit Schmutzflecken am Hals und am Pickguard (unter der Schutzfolie), es gab eine kleine Druckstelle am Kopf, das Griffbrett war nicht behandelt, die Bünde waren rau wie ich es noch nie gesehen habe und die Saiten waren korrodiert. Dass die Bundstäbe scharfe Kanten hatten versteht sich da praktisch von selbst.
Setup: Die Gitarre war nicht oktavrein, der Hals war so krumm, dass eine ganze Umdrehung am Trussrod gefehlt hat (ich habe noch nie mehr als eine Vierteldrehung nachstellen müssen) und die Saitenlage war in der oberen Stratosphäre.
Das Pickguard ist lieblos geschnitten, an den Schnittkanten hängen noch Späne, egal, hauptsache die Gitarre geht raus.
Ich habe fast eine Viertelflasche Lemonoil verwendet und alles nach bestem Vermögen eingestellt, gefeilt, poliert und jetzt ist die Gitarre spielbar.
Um ehrlich zu sein: sogar gut spielbar.
Der Steg ist aus billigem Plastik, aber er funktioniert problemlos. Die Mechaniken sind nichts besonderes, aber die Gitarre lässt sich ohne Schwierigkeiten stimmen und -- das ist für mich etwas besonderes -- nachdem ich die Oktavreinheit eingestellt habe, hat die Bundreinheit auch recht gut gestimmt. Eine Gitarre, bei der der erste und der zwölfte Bund funktionieren, das ist, glaube ich, in dieser Preisklasse eher selten.
Die Potis tun ihre Arbeit. Was mir gut gefällt ist dass sie beide einen wesentlichen Verstellbereich haben. Man kann wirklich am Klang herumfummeln, es ist nicht so, dass nur an einem Ende des Stellbereichs irgend etwas passieren würde.
Ich mag die Humbucker, weil sie eben keine eingebaute Kompression haben. Man kann sehr gut über die Spielweise Dynamik hineinbringen. Für manche Musikgenres und manche Verstärker ist das vielleicht nicht gewünscht, aber mir gefällt es. Ansonsten eben einen Kompressor davorschalten.
Mein Hughes & Kettner mag die Gitarre übrigens nicht besonders, mein Vox liebt sie.
Derzeit gibt es noch ein kleines Problem mit der g-Saite, die hält die Stimmung nicht, aber natürlich waren die Schrauben an der Mechanik nicht angezogen. Ich habe sie nachgezogen und beobachte das jetzt.
Die Gitarre ist leicht, handlich, angenehm zu spielen und das Blau ist sehr,... blau.
Fazit:
DAS IST KEINE GITARRE FÜR ANFÄNGER.
Das liegt nicht an der Gitarre sondern an der Verarbeitung. Die Gitarre kommt absolut roh zum Kunden. Ein Anfänger ist mit einem anderen Hersteller oder auf dem Gebrauchtmarkt viel besser bedient.
Wenn man die notwendigen Nacharbeiten gemacht hat, bekommt man eine Gitarre, die sich dynamisch spielen lässt und die inspiriert, weil man jederzeit ein Feedback zur Spielweise bekommt.
Ich bin mit dem Instrument zufrieden (falls die Stimmprobleme gelöst sind), aber ich ärgere mich, dass ich die Gitarre erst spielbar machen musste, weil beim Hersteller ca. 10-25 Min. Arbeitszeit eingespart wurden.