Da ich die ständige Herumschlepperei meiner Instrumente satt habe, suchte ich für den Proberaum eine taugliche E-Akustik um kleines Geld, ohne Schnickschnack, eine "Angstgitarre" zum Arbeiten eben. Die Squier SA-105CE NA im Bundle (Tasche, Stimmgerät, Kabel, Plektren, etc) erschien mir kompetent (schon allein wegen dem Fishman System), also Bestellung.
Großes Lob für die Gitarrentasche, gut gepolstert und in die aufgenähten Außentaschen geht eine Menge Zeug hinein. Das Bundle ist den Aufschlag wert.
Erstbegegnung mit dem Instrument:
Optisch guter Eindruck, absolut schnörkelfrei, keinerlei Zierat, aber recht gut verarbeitet. Hals gerade, Grundeinstellung gut. Ein Anhänger verriet mir, daß Fender Saiten aufgezogen sein sollen, also erstmal Verzicht auf den obligaten Saitentausch im Neuzustand. Kerbungen am Kopfsattel etwas hoch, aber akzeptabel.
Erstinbetriebnahme:
Das Fishman funktioniert im Stimm-Modus recht gut. Leersaitenstimmung passt mit den gegriffenen Tönen gut überein, also bundreines Instrument. Nachgemessen mit einem Zeigertuner ergab, dass auch Oktavreinheit ziemlich sauber gegeben ist. Der Hals ist eine Mischung aus schlank und kräftig, durch das Cutaway kommt man schön an die hohen Lagen heran.
Akustischer Klang:
Eine Martin D45 kann man um den Preis nicht erwarten. Dennoch: die Mitten sind etwas zu sehr dominant, den Bässen fehlt es an Kraft. Möglicherweise lässt sich das aber beheben, wenn ich meine gewohnten Elixier 010er aufgezogen habe. Die Naturlautstärke ist recht ordentlich.
Elektrischer Klang:
Fast keine Nebengeräusche. Das Fishman tut, was es soll (der Namen verpflichtet) - den Klang der Gitarre elektrisch übertragen. Da auch in diesem Fall der unbearbeitete Klang etwas dünn ist, verlasse ich mich auf den absehbaren Saitenwechsel und auf das Mischpult. Damit wird es deutlich besser werden (hoffe ich). Daher in diesem Punkt nur 3 Sterne. Ich möchte fairerweise aber festhalten, daß das Jammern auf hohem Niveau ist.
Fazit:
Um die Gitarre für mich zu optimieren, habe ich noch den Sattel nachgekerbt. Spielt sich jetzt sehr leicht und entspannt. Der Saitenwechsel steht noch bevor, die Fender Strings sind noch nicht tot. Alles in allem ein Instrument, mit dem man gut arbeiten kann, ohne Angst vor der einen oder anderen Schramme zu haben. Ein taugliches Werkzeug, nicht mehr und nicht weniger - das ist ein großes Lob. Vielleicht darf sie doch einmal mit auf die Bühne, wenn sich der Sound entsprechend nachbessern lässt....
Das alles um den Preis: 4 Sterne total. Erstaunlich.
Update 2014:
Die Gitarre konnte inzwischen ein wenig Patina ansetzen, und offenbar ist das Holz auch nachgetrocknet - mit positivem Effekt auf den Gesamtklang. Zwar sind die Bässe noch immer nicht aufregend kräftig, aber das Instrument bietet jetzt deutlich mehr Diskant, insgesamt klingt es jetzt mehr nach Dreadnought und ausgewogener, brillanter. Wenn man mit den Saiten experimentiert, halte ich es für durchaus möglich, daß auch die Bässe kräftiger werden können.
Die Kaufempfehlung bleibt voll aufrecht.
Und noch ein Update aus 2014:
Mit Elixier 011 Phosphor-Bronze hat sich das Klangbild der Gitarre noch einmal verbessert. Da ich nun auch schon den Bühneneinsatz erwog, kam ich dem eigentlichen Schwachpunkt des Instruments auf die Spur: Feedback! Durch sehr dünnes Holz ist die Gitarre zwar leicht und reaktionsfreudig, allerdings auch resonant. Wird es etwas lauter, bekommt sie ein erstaunliches Eigenleben, was natürlich im Konzerteinsatz nicht tolerierbar ist. Also bleibt sie weiter zu Hause oder im Proberaum. Dort spiele ich sie allerdings sehr gerne.
Update 2015:
Weil die Gitarre so leicht ist und sich gut spielen lässt, war sie häufig in Verwendung. Jetzt haben die Mechaniken (sehr billige Ausführung, eigentlich Mist) den Geist aufgegeben, sind eckig gelaufen, sauberes Stimmen wurde zum Geduldsspiel. Also habe ich sie gegen einen aufgearbeiteten Satz (Guß-, keine Blechteile) aus meinem Ersatzteilarchiv ausgetauscht. Bei der Gelegenheit erhielt die Gitarre gleich auch einen Graphtech TUSQ-Steg (kompensiert, Höhe gemäß dem Vorgänger abgefräst), die Saiten blieben bewußt oben (nur gereinigt). Beachtliches Ergebnis, der Klang ist deutlich subtiler geworden, auch verstärkt. Weil das Resonanzproblem damit aber nicht gelöst ist, bleibt sie aber weiter zu Hause....